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ID#38

22.03.2022

Small Talk: Metaverse – ID#38

Wir müssen reden – über Metaverse & Co. Wir erleben gerade einen Hype um das Metaverse, Web3, NFTs, Blockchain – und auch Microsoft „goes Metaverse“. Was bedeutet das alles? Welche Bedeutung haben digitale Assets für die Industrie? Und welchen Einfluss könnte das alles auf die Industrieversicherungsbranche haben?

Im Gespräch: Benjamin Zühr und Ansgar Knipschild

Länge: 27 Minuten

Transkript

Benjamin Zühr: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge Industrieversicherung Digital, ein Smalltalk mit Ansgar und mir. Heute meiner Meinung nach zu einem ganz besonderen Thema, einem Thema, wo sich letztens sogar ein Konzern nach benannt hat, Metaverse. Meta, die Facebookgruppe. Das Thema geht herum, es ist irgendwie aber schwer zu greifen und deswegen haben wir uns heute vorgenommen, dass Thema hier einmal ein bisschen aufzuarbeiten und einmal zu gucken, inwieweit betrifft das die Versicherungsbranche und speziell die Industrieversicherung zukünftig. Erst einmal herzlich Willkommen natürlich von mir, lieber Ansgar.

 

Ansgar Knipschild: Hi Benny, grüß dich.

 

Benjamin Zühr: Was sagst du zum Thema Meta und Metaverse?

 

Ansgar Knipschild: Die spannendste Frage bei dem Ganzen ist, einmal ganz kurz sich die Karten zu legen, was ist das eigentlich. Weil, wenn man einmal mit Kolleginnen und Kollegen aus der Branche darüber spricht, kommt erst einmal die große Frage neben dem Namen des Konzern Ex-Facebook, was ist das. Ich habe als Vorbereitung für die Folge hier noch einmal schnell gegoogelt. Als erstes wurde es von einem amerikanischen Autor und Analysten, Matthew Ball, im letzten oder vorletzten Jahr genannt, der sagt, das ist letztendlich ein virtueller Raum, Ökosystem ist, wo die Übergänge zwischen physischer und virtueller Welt sozusagen fließend ineinander übergehen und die vor allen Dingen auch durchlässig sind. Also das, was man in der physischen Welt macht, dass sich das in der virtuellen Welt widerspiegelt und umgekehrt, das, was in der virtuellen Welt passiert, passiert auch in der physischen, also dass diese Grenzen weggehen. Ab und zu taucht dieser Vergleich bei den Älteren von uns, ich zähle dich einmal nicht dazu, Benny, von Second Life dazu. Diese virtuelle Welt war in den Achtzigern, Neunzigern oder so etwas.

 

Benjamin Zühr: Genau. Das erste Mal hatte ich 2010, 2011 etwas mit Second Life zu tun. Aber genau da gab es das schon.

 

Ansgar Knipschild: Da gab es das noch? Echt?

 

Benjamin Zühr: Das gab es das noch, ja. Da haben wir sogar im Zusammenhang mit Versicherungen überlegt, inwieweit es da Möglichkeiten geben könnte. Definitiv gab es das da noch.

 

Ansgar Knipschild: Genau. Da haben wir das Beispiel, dass diese virtuelle Welt klar abgetrennt war und dann, wie du es sagst, haben Firmen probiert, da ihre Claims abzustecken, ihre „Filialen“ aufzubauen, aber es hatte null Connect in die echte Welt, von irgendeinem Währungs- oder Güteraustausch einmal ganz zu schweigen. Das ist die Vision, die Marc Zuckerberg treibt, weshalb er sogar Facebook umbenannt hat. Diese Welt von Community, von virtueller Welt, die es mit Facebook im Web 2.0 schon gegeben hat, die jetzt quasi auf das nächste Level zu heben, und mit Sicherheit spielt da die Übernahme von Oculus, so heißt die Firma von den VR-Brillen auch ein bisschen mit herein, wo schon die Tür aufgeht, dass man das Ganze wirklich virtuell machen kann. Ob wirklich mit diesen Brillen oder mit anderen Devices in dieser Richtung sei einmal dahingestellt. Hast du noch eine andere Definition oder Interpretation von Metaverse gehört oder hast du selber eine?

 

Benjamin Zühr: Es ist spannend, dass Marc Zuckerberg ein Stück weit vorgeworfen wird, dass es, genau wie du sagst, mit diesen VR-Brillen nur eine sehr begrenzte Art von Metaverse werden würde. Es gibt einen ganz anderen großen Player, der letztendlich schon viel früher angefangen hat, in diesem Bereich zu arbeiten, und das ist Microsoft. Letztendlich Meta, Metaverse, das ist in den letzten Monaten und Jahren ein bisschen hochgekommen und gehypt worden, aber die Vision, die dahintersteckt, nämlich die reale und die virtuelle Welt zu verbinden, gibt es schon deutlich länger. Ich weiß gar nicht, Microsoft hat vor sieben, acht Jahren angefangen, darüber nachzudenken. Spannend ist, dass wir letztendlich häufig schon damit arbeiten.

Ein erster Schritt in Richtung Metaverse ist Teams. Wo Microsoft Teams letztendlich angefangen hat, die Charaktere, die in der Videokonferenz sitzen, virtuell abzubilden und angefangen haben, Mimiken nachzustellen et cetera. Das Ganze soll immer weiterentwickelt werden. Im ersten Schritt will Microsoft vor allen Dingen die Office-Welt damit letztendlich ein Stück weit verändern und Reisetätigkeiten dadurch natürlich überflüssiger machen et cetera. Das heißt, Offices, Meetings und so weiter in einer virtuellen Welt darstellen und ermöglichen. Das finde ich total spannend. Dann wollen die natürlich weitergehen: Microsoft ist ein riesiger Spielehersteller und will natürlich im privaten Bereich das ganze Thema umsetzen, aber im ersten Schritt in der Business-Welt. Klar, das hat nicht direkt etwas mit Industrieversicherung zu tun, aber somit wird es definitiv auch die Dienstleistungsbranche und somit auch die Versicherungsbranche in dem Moment treffen beziehungsweise verändern, und das tut es heute schon. Teams ist mittlerweile ein relativ gängiges Videokonferenzsystem.

 

Ansgar Knipschild: Wir haben die klassische Aufteilung, Facebook/Meta mehr der private Bereich, „Individual-Metaverse“, und dann Microsoft klassisch die Business-Seite. Meiner Meinung nach wird das andere befeuern. Wenn natürlich Privatpersonen im Facebook-Metaverse oder Horizon, so heißt das Ganze bei denen, Erfahrungen sammeln, erwarten sie das vielleicht perspektivisch auch von Unternehmen. Ob die zum Beispiel interoperabel sind, ob man von dem einen Metaverse in das andere kommt, ist eine ganz große Frage. Wie offen ist? Ist das wie in der echten Welt, wo man, bis auf Grenzen logischerweise, physische Grenzen auch, trotzdem sich frei bewegen kann, zumindest in der westlichen Hemisphäre?

Ein ganz großes Thema ist: Wird das wieder eine Closed Shop Denke oder denkt man sogar größer, über gewisse Standards, und ergänzen sich diese privaten virtuellen Welten und Meta fährt mit den Kommerziellen? Was auch in den nächsten Wochen und Monaten sehr interessant zu beobachten ist, ich rede wirklich von dieser kurzen Zeit, wie die Wachstumszahlen sind. Ich habe mir noch einmal bei Facebook/Meta dieses Horizon World, wie die es nennen, angeguckt. Das ist aktuell wirklich lächerlich klein. Zum Superbowl haben sie das Ganze noch einmal groß beworben und sie haben aktuell 300.000 User. Das ist aus einer Facebook-Perspektive unter ferner liefen, aber sie wachsen exponentiell, teilweise zehnfach oder hundertfach pro Monat in dieser extrem kurzen Zeit. Das einmal zu verfolgen, wie ist die Adoption da, wie stark gehen jetzt User darauf, erst einmal in Amerika, wie stark wird das genutzt oder wird das ein Rohrkrepierer, der schon in den ersten Wochen oder Monaten die Zahlen nicht hat, ist sehr interessant da zu sehen. Sie sprechen davon, sie hätten schon zehntausend Welten. Man kann da analog, die Eltern von unseren Zuhörern kennen das, wenn die Kids in Minecraft oder Roblox spielen, sich eigene Welten da zusammenbauen, also wie sie aussehen. Zehntausend gibt es schon. Wahrscheinlich sind ganz viele von denen schnelle erste Kloppelversuche, um irgendwie etwas zu machen. Das ist interessant, da einmal zu gucken, wenn es nach Europa herüberschnappt und ob das schnell stagniert oder ob das weiterwächst.

Microsoft hat nach meinem Kenntnisstand bisher nur eine Ankündigung im letzten Jahr für das Mesh herausgegeben, für genau das, was du sagst, diese virtuellen Office-Räume. Das heißt Mesh for Teams. Gut, die Microsoft-Maschinerie hat in den letzten Jahren unter dem neuen Vorstand gelernt. Die haben viel echt Innovatives ausgeliefert. Die werden das sehr zeitnah, wahrscheinlich in diesem Jahr oder so, auch schon in der ersten Version herausbringen. Oder vielleicht haben die es schon. Da bin ich ehrlicherweise gerade überfragt. 8:24

 

Benjamin Zühr: Wie gesagt, man kann mittlerweile Räume erstellen. Bisher ist das wirklich nicht besonders weit. Was kann man in Teams machen? Ein Teams Meeting mit natürlich unterschiedlichen Menschen kann man trennen in unterschiedliche Räume und so weiter. Das geht heute schon. Es ist geplant, dass man die Räume auch gestalten kann. Das heißt, man sitzt in einem virtuellen Raum und es ist nicht nur technisch voneinander getrennt, was heute der Fall ist, und es sitzen Charaktere da. Das können Abbilder der realen Charaktere sein, das können aber auch virtuelle Charaktere sein und so weiter, die reale Charaktere abbilden. Das ist schon echt spannend und Microsoft ist da auf einem relativ klaren Weg. Sie haben erste Ansätze schon live im Betrieb.

 

Ansgar Knipschild: Vielleicht holen wir noch einmal einen dritten Player herein. Google hält sich nach Google Lens vor ein paar Jahren noch relativ zurück. Bei Apple wird primär über ein Device spekuliert, dass es kommt. Eine Apple-Brille wird da schon länger irgendwie kolportiert. Warum ist das interessant, auch wenn Apple wahrscheinlich nach jetzigem Kenntnisstand keine Plattform hereinbringen wird? Wenn die es schaffen, ein Device herauszubringen, eine Brille herauszubringen, die eine hohe Akzeptanz findet, weil sie nicht so ein klobiges Ding ist, wie heute die Oculus, mit der man herumrennt, die heißt wird und die echt unangenehm zu tragen ist. Hast du schon einmal so ein Ding aufgehabt?

 

Benjamin Zühr: Nein, habe ich noch nicht.

 

Ansgar Knipschild: Ich habe es einmal probiert für längere Zeit bei einem Test-Ding für eine halbe Stunde und das ist nichts, wo du sagst, da stelle ich mir ein Meeting darunter vor. Die Kollegen, die hier zuhören, die tagtäglich in Teams und WebEx sind, das noch mit so einer Brille zu machen, geht gar nicht. Wenn es da etwas gibt, Microsoft hat auch die Konzepte von diesen Augmented Reality Brillen, wo du durchschauen kannst und die Realität überlagerst mit virtuellen Daten, wenn das leicht ist und nicht störend, da könnte einer von den großen Playern, wie zu Beispiel Apple, denen traut man gute und angenehme Devices zu, ein Katalysator sein. Bei den Plattformen sind es aktuell Meta und Microsoft von den Großen, denen man die Dynamik zutraut.

Apple ist sicherlich noch einmal einer, der das anfeuern kann, weil es dann Nachfrage gibt. Dann wird es wieder spannend, was ist kompatibel. Hat Apple vielleicht noch etwas im Hintergrund? Weil die sind nun einmal dafür bekannt, dass sie nichts anderes zulassen. Einmal schauen, was die großen Player da machen. Probieren wir einmal den Twist neben Teams schon einmal in die Business-Welt herein. Vielleicht sagen unsere Zuschauer bis jetzt, „Ist alles schön und gut, was wir da erzählen, aber was hat das mit Industrie zu tun?“, und ein spannender Begriff, den der ein oder andere auch einmal gehört hat, ist auf den ersten Blick vielleicht recht albern, aber das ist digitaler Zwilling, Digital Twin. Das ist etwas, was über Frauenhofer schon vor einigen Jahren geprägt wurde. Das ist eine andere Interpretation von Metaverse, aber letztendlich etwas sehr Ähnliches.

 

Benjamin Zühr: Was heißt eine andere Interpretation? Letztendlich ist Metaverse grenzenlos und wir sprechen gerade über Meetings oder über Facebook, wo man sagt, das hört sich erst einmal logisch an, dass man da gegebenenfalls erste Ansätze findet, aber am Ende ist das komplett grenzenlos. Warum sollte nicht die reale Welt zu hundert Prozent auch in der virtuellen Welt dargestellt werden? Digital Twin ist letztendlich ein Begriff dafür, zu sagen, ich habe etwas, was ich real habe und das bilde ich virtuell ab und das ist es ein Digital Twin.

Gucken wir doch auf die Industrie: Maschinen. Um einmal ein ganz simples Beispiel zu nehmen, ich habe eine Maschine, die ich in einer Halle stehen habe, und diese Maschine beschreibe ich in Form eines Digital Twin. Letztendlich ist das natürlich hochspannend, weil diese Maschine kann ich digital unendlich tief beschreiben. Im Zweifel ist die Maschine selbst, also die Hülle, ein Digital Twin und darin sind N weitere Digital Twins, die letztendlich einzelne Komponenten dieser Maschine beschreiben. Somit habe ich die Möglichkeit, die Maschine digital nicht nur darzustellen, sondern auch zu verstehen und letztendlich auf Basis der Daten Echtzeit zu sehen, was leistet die Maschine, wo gibt es bei der Maschine Probleme, was sind Risiken, wie viel Geld produziere ich mit der Maschine gerade und so weiter.

Dementsprechend glaube ich schon, dass letztendlich dieses ganze Thema Metaverse, was wir heute eher im privaten Bereich oder im Office-Bereich, was das Thema Video angeht, sehen, das wird über kurz oder lang dazu führen, dass immer mehr reale Dinge in diese Metaverse-Welten überführt werden, immer besser beschrieben werden und auf Basis dieser Beschreibung sich Business-Konzepte, unter anderem natürlich im Industrieversicherungssegment, entsprechend anpassen müssen, weil die Informationen, die ich da haben werde, um ein vielfaches genauer sind als das, was ich heute habe. 14:25

 

Ansgar Knipschild: Du hast natürlich die Grenzen speziell vom Raum damit aufgehoben. Wenn dieser digitale Zwilling von einer Maschine, einer Produktionsanlage oder eine Solarpark, das kann man beliebig spinnen, an die reale Welt gekoppelt ist, also die Produktionsdaten, die Stückzahlen, was du gerade gesagt hast, Kinematik, Logikdaten und so weiter drinnen hat, kann ich natürlich als Makler, als Versicherer diese virtuelle Welt betreten, wenn ich die entsprechende Erlaubnis habe, online oder virtuelle Begegnungen machen, ich kann daran servicen, wenn ich in der virtuellen Welt ein neues Modul ersetze oder korrigiere, wird es vielleicht in der physischen Welt auch entsprechend reflektiert. Da sind unsere hochgezüchteten Industrieanlagen heute mit Robotic schon in der Lage, das wirklich remote zum Teil zu machen. Es fehlen zum Teil nur die Interfaces dazu, oder die heute nur von hochausgebildeten Technikern gemacht werden, können perspektivisch über einfachere Oberflächen bis hin zu 3D-virtuell von beliebiger Seite aus gemacht werden.

Heute ist das alles Zukunftsmusik. Ich versuche, mich in die Lage der Zuschauer hineinzuversetzen, die vielleicht denken: „Was erzählen die da? Das ist alles meilenweit weg.“ Noch einmal kurz die Brücke in das Private: Wenn man sich heute anschaut, was im Gaming-Bereich passiert, das ist eine Multimilliarden Dollar Industrie. Die Generation der Kinder kennt das, da ist das Metaverse längst ausgebrochen, weil die verbrachte Zeit, die online und virtuell verbracht wird, schon die physische Zeit zum Teil toppt, wenn man guckt, wie lange gezockt wird. Es wird nicht nur stumpf gezockt, es wird kommuniziert, es wird gehandelt, es werden Images geprägt, wie stelle ich mich dort da mit solchen Avataren, wo heute die Eltern sagen, „Das verstehe ich nichts und da habe ich nichts mit zu tun“, aber heute 15-, 16-jährige sind in zehn Jahren 26. Für die ist es völlig normal, in solchen Welten zu agieren und wenn die Technik diesen Fortschritt an den Tag legt, wird dieser Übergang, da ist dieser Begriff Metaverse so treffend, vom Virtuellen ins Physische auch im Business gar nicht weit weg sein, denn die Kostenvorteile liegen auf der Hand. Das ist deutlich effizienter zu machen.

Um noch ein Buzzword hereinzubringen, das haben wir im Podcast schon genannt, NFTs oder überhaupt digitale Währungen, Digitalisierung von Werten spielt hier natürlich herein, vor allen Dingen sogar über die Metaversen hinweg. Jetzt wird es ganz abgefahren, dass man sagt, wie kann ich einen in Metaverse A generierten Wert in Metaverse B übertragen? Dafür brauche ich etwas Neutrales, Dezentrales, was überall funktioniert, und da spielen genau diese hochinnovativen Trends, wie NFT oder tokenisierte Güter, hinein, die meiner Meinung nach in dieser Welt eine zentrale Rolle spielen und die Währung beziehungsweise die Wertrepräsentanz von etwas werden.

 

Benjamin Zühr: Absolut. Das ist hochspannend. Du sagtest gerade „Wert“. Was ist der Wert von etwas? Im Zweifel wird der Wert ganz neu definiert. Vorhin hattest du gesagt, das fand ich ein ganz schönes Beispiel, warum ist etwas wie viel wert. Warum ist eine Tasche 150 Euro wert? Im Zweifel wird sie in einem Metaverse ganz anders bewertet. Das wird schon die eine oder andere Veränderung wirklich in dem bringen, wie wir Dinge sehen, wie wir Dinge bewerten und wie wir Dinge handeln. Das wird schon extrem spannend sein und trotzdem gebe ich dir recht, es ist natürlich heute so, dass man extrem viel am Rechner ist, viel im Interwegs ist, ohne IT geht nichts mehr, Digitalisierung ist in aller Munde und trotzdem muss man sagen, Metaverse ist noch einmal the next Level. Es ist noch einmal eine deutliche Steigerung zu dem, was wir heute haben. Heute versuchen wir, die Dateneingabe so gering wie möglich zu halten. Wenn man sich überlegt, ich beschreibe eine Maschine, hört sich das erst einmal sehr komplex an und da muss es Mittel und Wege geben, wie das deutlich vereinfacht wird, wie letztendlich diese Information in eine Art Metaverse kommen und entsprechend verarbeitet werden können.

Wenn das allerdings der Fall ist, wird das auch auf dem Industrieversicherungsmarkt einen extremen Einfluss haben. Man sieht es schon, es gibt schon Ansätze davon, dass letztendlich beispielsweise Bewertungen mit Drohnen stattfinden. Also was passiert? Es fliegen Drohnen über Dächer, über Hallen und nehmen Daten auf, wie ist das Haus gebaut, wie ist die Konstruktion et cetera und auf der Basis werden Risikoberechnungen gemacht. Das sind schon Ansätze, die in diese Richtung, muss man fairerweise sagen. Ich gehe davon aus, es wird eher mehr werden. 19:55

 

Ansgar Knipschild: Ja. Wenn die im Metaverse befindlichen Dinge, die auf der einen Seite das Physische repräsentieren, waren wir vorhin bei dem digitalen Zwilling, das ist die eine Welt, die andere Welt ist aber, dass im Metaverse auch Dinge entstehen, die es nur dort gibt, die wirklich virtuell sind. Die haben auch einen Wert, wie du gerade schon dargestellt hast. Da sind wir gerade mittendrin, sicherlich noch am Anfang eines Trends, mit diesem Beispiel noch einmal von den NFTs oder von bestimmten Finanzprodukten, von virtuellen Währungen.

Ich will darauf hinaus, die müssen auch versichert werden. Wenn das ein signifikanter Teil des Alltags wird, wir uns im Metaverse mehr aufhalten und die dort geschaffenen Dinge einen Wert haben, wenn, ich springe noch einmal in den Bereich von Gaming herein, das eine Industrie ist, die Milliarden Dollar wert ist, wenn dort Spieler, Online-Communities Geld generieren, stellen sie einen Wert dar und dann muss ich vielleicht solche Themen auch einmal versichern. Das heißt, da kommen noch einmal völlig neue Geschäftsmodelle auf Versicherer zu, sei es privat oder industriell, die wirklich nur noch virtuell stattfinden. Dann versuche ich virtuelle Assets, was sicherlich ganz weit in die Zukunft gedacht ist. Wenn man guckt, was kann man jetzt machen, hört sich alles sehr nach Zukunft an, das hat Stand heute, 2022, nichts mit unserem beruflichen Alltag zu tun. Aber vor kurzem sagte mir noch einmal ein Kollege, das ist ein bisschen wie vor zwanzig Jahren, als man belächelt wurde, wenn man noch mit einem Fax gearbeitet hat und die ersten E-Mails kamen so ungefähr und die Leute gesagt haben, „Funktioniert doch“, ist es vielleicht heute, wenn wir mit E-Mail arbeiten und ganz stolz sind, dass wir Teams beherrschen, aber gar nicht mitbekommen, dass nebenan etwas Neues entsteht. Man kann jedem nur den Tipp geben, gerade wenn man Kinder hat, guckt da einmal herein. Ich weiß, die wollen einen beim Zocken und beim Spielen nicht dabeihaben, aber ich finde das heute einen guten Einstieg, um einmal ein bisschen mitzubekommen, was da an Community, an „Zusammenarbeit“ passiert. Das hat nichts mehr mit klassischen Ballerspielen von vor zehn, zwanzig Jahren zu tun, sondern etwas ganz Anderes. Da wird wahnsinnig viel kommuniziert, das merkt man über die Audiokommentarfunktion, die es gibt. Da einmal hereinzugucken, kann man nur jedem empfehlen und vielleicht an der einen oder anderen Stelle einmal ein Device ausprobieren, wie eine VR-Brille, um einmal zu gucken, wo stehen wir da, um sich ein bisschen heranzutasten und zu überlegen, was könnte das für Auswirkungen auf meine Branche haben und auf unsere, sprich die Industrieversicherungsbranche. 22:35

 

Benjamin Zühr: Ich würde noch ergänzend sagen, du hast vorhin das schöne Beispiel E-Mail genannt, Fax-Gerät, und wenn man sich einmal einen gewissen Prozess anguckt der letzten Jahrzehnte, kommen wir von dem klassischen Brief, der per Schreibmaschine getippt wurde, sind dann irgendwann zum Fax-Gerät, zum Drucker, zur E-Mail gekommen, aber am Ende war es immer ein Dokument, was etwas beschrieben hat, womit ich kommuniziert habe. Ich glaube persönlich, und das wird für die Branche nicht einfach, es wird nicht mehr ausreichen, die heutigen Prozesse einfach nur stumpf in die neue Welt zu führen, wie man das vom Brief zur E-Mail machen konnte, sondern wir müssen anfangen, die Produkte, die Art, wie wir arbeiten, neu zu denken. Anders wird das nicht funktionieren, weil dazu sind die Information viel zu feingranular, die wir zukünftig verarbeiten müssen. Informationen verändern sich auch viel zu schnell.

Auf gut Deutsch gesagt, letztendlich muss man das ganze Thema Versicherung ein Stück weit in diese Metaverse-Ebene überführen. Wie das genau aussieht, kann ich gar nicht beurteilen. Ich glaube aber nicht, dass es genauso funktionieren wird wie heute. Man wird ganz stark in das Thema situative, parametrische Versicherung vielleicht hereinkommen, das haben wir schon häufiger hier im Podcast besprochen, und man wird ganz neue Deckungsmodelle finden müssen, die auf ganz neuen Parametern beruhen und so weiter. Das ist extrem spannend und extrem herausfordernd, weil es noch so weit weg scheint, ich glaube persönlich, aber gar nicht mehr weit weg ist.

 

Ansgar Knipschild: Wenn wir noch einmal das Puzzle zusammensetzen, wir haben verschiedene Trends: Wir haben das Metaverse, eine oder mehrere Plattformen, wo virtuelle Welten mit der physischen zusammenwachsen werden. Das ist wahrscheinlich das Frischeste, sprich noch das jüngste Medium, wo wir schauen müssen, was machen gerade die großen Player, was machen aber vielleicht auch Industrieplattformen wie GAIA-X, um so etwas noch einmal ganz kurz hereinzubringen, die das eher abstrakt, typisch industriell machen, aber wo eine europäische Antwort darauf ist, wie gehen wir mit Industriedaten um, Datenräumen um und so weiter.

Dann haben wir das Thema digitale Assets, Werte, wir haben digitale Währungen oder digitalen Datenaustausch und wir haben Machine to Machine Kommunikation, also Industrie 4.0, die sich komplett in diesem Metaverse abspielen kann. Dann, genau wie du sagst, kann es nicht sein, dass in der virtuellen Welt ein virtueller Makler durch die Gegend marschiert und nur genau das, was vorher in der traditionellen Welt ist, dort macht, sondern ein Großteil wird, wenn diese Technik da ist, automatisiert ablaufen. Genau wie du sagst, das ist die Idee der Virtualisierung, dass das funktioniert, wenn die Grundlagen, wie Infrastruktur oder Plattform, da ist so ein Metaverse, Währungen, Werte austauscht, bezahlen und so weiter, und wenn ich dann noch die Logik, wann ist ein Schaden und ist ein Leistungsfall eingetragen, in Regeln gießen kann, kann ich einen Großteil darüber im Metaverse so abbilden.

 

Benjamin Zühr: Absolut.

 

Ansgar Knipschild: Das ist eine sehr spannende Zukunft. Vielleicht konnten wir mit dem Podcast ein bisschen den Zuhörern und Zuhörerinnen einmal einen kleinen Einblick geben in ein paar Begriffe, die man vielleicht vorher nur so gehört hat. Wenn hier Rückfragen oder Wünsche sind, das auch noch einmal ein bisschen zu vertiefen, gerne per E-Mail an die bekannten Adressen an uns. Uns ist klar, dass wir uns hier sicherlich an einem Randbereich der aktuellen Industrieversicherungen bewegen, aber, wie wir auch im Podcast schon herausgearbeitet haben, das ist sicherlich ein Thema, das uns auch in Zukunft noch an der einen oder anderen Stelle begegnen wird.

 

Benjamin Zühr: Absolut. Vielen lieben Dank, Ansgar. Es war mir, wie immer, eine Freude.

 

Ansgar Knipschild: Vielen Dank, Benni, und ich würde einmal sagen, ein schönes Wochenende auch an die Hörer da draußen. Tschüss.

 

Benjamin Zühr: Genau, ciao.

 

Der Podcast „Industrieversicherung Digital“ ist eine Initiative für den offenen Austausch über die Digitalisierung von Industrie- und Gewerbeversicherung: Versicherer, Makler, Kunden und IT im direkten Dialog.

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