ID#24

07.09.2021

Small Talk: Element Parametrische Versicherung, Mosaic, Amazon Insurance, OpenInsurance, BiPRO Abrechnung, SSI  – ID#24

Neue SmallTalk-Folge nach Sommerpause: wir besprechen die neue parametrische Versicherung von Element, die digitale Plattform für Spezialrisiken Mosaic, den Amazon Insurance Accelerator, OpenInsurance, BiPRO Vermittlerabrechnung und SSI-Identitäten auf der Blockchain.

Im Gespräch: Benjamin Zühr und Ansgar Knipschild

Länge: 45 Minuten

Transkript

 

Ansgar Knipschild: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Industrieversicherung Digital. Heute nach längerer Sommerpause mal wieder ein Smalltalk mit meinem lieben Kollegen Benjamin Zühr. Hi Benni.

Benjamin Zühr: Hi. Grüß dich, Ansgar.

Ansgar Knipschild: So, es sind ja schon ein paar Wochen rum. Wir haben beide und auch das gesamte Industrieversicherung-Digital-Team den Sommerurlaub genossen. Jetzt soll es einmal wieder losgehen. Meine erste Frage an dich, total unvorbereitet und überrascht: Ist das, was wir hier den ganzen Tag lang machen, Teams, Zoom, WebEx und so etwas, eigentlich Online-Gaming?

Benjamin Zühr: Das ist natürlich jetzt wirklich eine Frage, auf die ich nicht vorbereitet bin. Online-Gaming, tja, am Ende hat es vielleicht schon ein bisschen Ähnlichkeit damit. Zumindest wenn ich früher viel am PC gesessen habe und gespielt habe, hatte ich danach auch immer das Gefühl, ich bin total platt und am Ende muss ich sagen, wenn ich jetzt nach teilweise sechs, sieben Stunden Videokonferenzen hier vom Computer aufstehe – weiß ich auch nicht -, ich habe das Gefühl, viereckige Augen zu haben und erst einmal richtig in den Tag starten zu dürfen. Das Schönste ist dann eigentlich immer, einmal hinauszugehen und einmal frische Luft zu schnappen.

Ansgar Knipschild: Ich kam darauf, weil, wenn man einmal guckt, wie viele Stunden man da jeden Tag in diesen Online-Meetings wirklich verballert, wird das, glaube ich, nur von meinem Sohn getoppt, wenn der vor dem Rechner sitzt und zockt. Ich bin über News gestolpert – das vielleicht als kleines Intro -, Chinas KP, unsere liebe Kommunistische Partei, begrenzt den Zugriff jetzt auf drei Stunden pro Woche. Das fand ich schon eine coole Aktion, dass Minderjährige in China jetzt nur noch drei Stunden pro Wochen zocken dürfen. Da habe ich überlegt, das wäre doch einmal auch im Office eine Maßnahme, wenn staatlicher Weise verordnet würde, bei drei Stunden ist Schluss. Einmal gucken, was dann passiert. Das waren meine News der Woche. Anfang der Woche war das, glaube ich. Aber ich glaube, du hast noch ein paar seriösere Themen dabei. Gib uns doch einmal einen Überblick, was wir heute bei uns auf der Agenda haben!

Benjamin Zühr: Ganz ehrlich gesagt ist das Thema schon ein Thema, was wir heute zwar nicht genauso streifen, aber zumindest ein bisschen behandeln, nämlich in unserem letzten Punkt, der auch sehr stark von dir fokussiert wird, wo es ja auch schon um eine persönliche Identität geht. Die muss es ja auch geben, wenn es darum geht, gewisse Jahrgänge beim Spielen zu begrenzen. Eigentlich perfekt, dass du das so angesprochen hast. Nein, aber stimmt, vorher haben wir natürlich ein paar andere Themen, die wir heute besprechen wollen. Über den Sommer hat sich vieles getan. Es war nicht nur Sommerpause. Sondern es haben sich viele Dinge weiterentwickelt. Das erste Thema, was wir noch einmal aufgreifen wollen, ist das Thema parametrische Versicherung. Da war in letzten Wochen vor allen Dingen das Thema Cloud-Ausfall in Der Presse. Das ist natürlich sehr, sehr spannend. Darauf wollen wir einmal kurz eingehen. Auch ein Thema, was in der Presse kurz erwähnt wurde, ist das Thema Mosaic. Ich weiß gar nicht, spricht man das so aus. Aber ich gehe jetzt einmal davon aus, man spricht es so aus.

Ansgar Knipschild: Bermuda, oder wo die herkommen. Wahrscheinlich sagen die Mosaic oder irgend so etwas Cooles.

Benjamin Zühr: Gut, dann spreche ich es jetzt einmal deutsch aus. Dann gehen wir noch einmal auf den Amazon Insurance Accelerator. Auch darüber haben wir schon einmal gesprochen. Allerdings haben wir darüber in einem etwas anderen Kontext gesprochen. Heute gehen wir noch einmal wirklich darauf ein, dass wir das Thema auch noch einmal von der Plattform, Schrägstrich, meiner Meinung nach Vermittlerseite betrachten. Dann Open Insurance, auch eine spannende Initiative, vor allen Dingen gesteuert von der EU. Dann BiPRO Vermittlerabrechnnung, da gibt es auch scheinbar Bewegung. Dann das letzte Thema Hotel Check-in per SSID-Wallet. Da sind wir dann bei der persönlichen ID, Blockchain, et cetera pp. Aber ich würde vorschlagen, lass uns direkt starten. Oder hast du vorher noch eine Überraschung.

Ansgar Knipschild: Nein. Die kommt zwischendurch. Lass dich überraschen!

Benjamin Zühr: Perfekt. Parametrische Versicherung. Da ist es so, und darüber hatten wir auch das ein oder andere Mal gesprochen, war in den letzten Wochen war da vor allen Dingen das Thema oder die Marke Parametrix in der Presse. Parametrix, ein Unternehmen aus den USA, ein Assekuradeur, der eine Versicherung letztendlich entworfen hat, die Cloud-Ausfälle absichert. Über parametrische Versicherungen hatten wir hier im Podcast schon das ein oder andere Mal gesprochen. Letztendlich ist das jetzt ein wunderschönes Beispiel, wo es einen Trigger gibt, der perfekt digital nachvollzogen werden kann und auf Basis dieses Triggers wird dann entsprechend ein Schaden ausgelöst oder ist ein Schaden bewiesen oder eben nicht. In Deutschland hat nach meinem Kenntnisstand FINLEX jetzt eine Kooperation mit denen abgeschlossen. Ich glaube, dass das ganze Thema wirklich hochspannend ist. Ich glaube, eine tolle Ergänzung zur klassischen Cyber-Versicherung. Dementsprechend ist es einfach wirklich spannend, dass dieses Thema jetzt hier so konkret umgesetzt wird, scheinbar auch angenommen wird. Sonst würde sich nicht der ein oder andere Vertrieb darauf stürzen. Cloud ist auch ein Thema, was in immer mehr Gesellschaften den Vorzug erhält, im Gegensatz zu eigener Infrastruktur. Dementsprechend glaube ich, ist das sicherlich ein Produkt, was Zukunft hat und da wirklich auch Chancen bietet. Minute 06:24

Ansgar Knipschild: Ich glaube auch, von der Versicherungsmathematik ist das ein gutes Beispiel. Wenn wir noch einmal kurz rekapitulieren, parametrische Versicherung heißt, genau wie du gesagt hast, es gibt einen Trigger, damit wird das Schadenereignis ausgelöst und unabhängig von der Schadenhöhe wird der vereinbarte Betrag ausgezahlt, das heißt, sogar wenn kein Schaden entstanden ist. Nehmen wir an, der Ausfall gilt ab zehn Sekunden, um ein fiktives Beispiel zu nennen, und in den zehn Sekunden war gar kein Kunde auf irgendeiner Website oder hat den Cloudservice genutzt, dann wird trotzdem gezahlt. Ich glaube, Cloud eignet sich von daher sehr gut für das Thema parametrische Versicherung, weil wir einfach auch über Riesenmengen reden. Wir reden über Zigtausende oder weltweit wahrscheinlich Millionen Kunden, die das im Einsatz haben. Man kann sehr genau tracken, wie häufig so etwas passiert. Dann kann sich ein Versicherer sehr gut ausrechnen, wie das Risiko ist und durch die großen Zahlen dann wahrscheinlich auch das Ganze für sich ertragreich machen. Und der Charme, das digital abbilden zu können und letztendlich ohne Schadenprüfung etc. durchwinken zu können, das ist ja der Kern der parametrischen Versicherung. Ich fand es auch ein super Beispiel neben den Beispielen, die wir in einer Extrafolge genannt hatten. Darauf können wir noch einmal verweisen. Die Hörer können noch einmal hineinhören. (Link: ID22: https://industrieversicherung.digital/5-minute-update-parametrische-versicherung-digital-gedacht-id22/) Ich glaube, wir werden so etwas in Zukunft häufiger sehen. Ich glaube, in Deutschland ist es ansonsten noch recht ungewohnt, oder hast du das einmal irgendwie in deinen Gesprächen mit Kapazitätsgebern mitgekriegt, dass sich der ein oder andere damit beschäftigt? //Wahrscheinlich nicht.

Benjamin Zühr: Beschäftigt schon.// Aber es ist jetzt nicht so, dass man da jetzt wirklich schon über konkrete Beispiele geredet hat. Das Thema parametrische Versicherung ist schon ein Thema, worüber geredet wird, aber man hat jetzt nicht das Gefühl, dass es ein Thema ist, was jetzt schon bei allen total auf der Agenda ist und wo jetzt auch schon konkrete Produkte angegangen werden. Das war jetzt hier wirklich etwas, eines der ersten Themen, wo man wirklich konkret gesagt hat, da ist es jetzt so weit, das geht jetzt auch in die operative Umsetzung, das wird jetzt hier in Deutschland vertrieben.

Ansgar Knipschild: Ich glaube, der Vorteil ist auch hier der Trigger. Es ist ein Ausfall eingetreten. Den können die Lieferanten, seien es die großen Cloud-Anbieter wie Apple, Amazon und so weiter, natürlich liefern. Wenn so etwas in die Industrie Einzug erhält, dass vertrauenswürdig so ein Signal gesendet wird, dem die Versicherer auch trauen, also der Fall ist eingetreten, dann kann ich mir vorstellen, kann das passieren. Ein anderer Effekt könnte sein, ob digitale Bezahlsysteme etabliert werden. Weil, wenn ich vom Input, da ist ein Trigger und ich zahle das Geld aus, das wirklich digital habe, dann fehlt eigentlich nur noch in der Mitte die Identifikation vom Versicherer (, ist der eingetreten?), und dann wird das vielleicht auch noch einmal eine eigene Dynamik bekommen.

Benjamin Zühr: Absolut.

Ansgar Knipschild: Behalten wir auf jeden Fall auf dem Schirm. Ich glaube, das Thema werden wir mit weiteren Beispielen – wäre meine Vermutung – in den nächsten Monaten immer häufiger sehen, aber mal gucken. Es wäre Zeit für eine nächste Wette, oder?

Benjamin Zühr: Ja.

Ansgar Knipschild: Wobei ich dir die immer noch schuldig bin, oder wie war das?

Benjamin Zühr: Ja, eigentlich schon. Eigentlich müsstest du jetzt erst einmal liefern, bevor wir hier die nächste Wette abschließen.

Ansgar Knipschild: Aber weil wir ja nur online unterwegs sind, geht das leider nicht. Virtuelles Bier – es war ja ein Fass Kölsch Bier, von dem ich mich schwer trennen würde -, kriegen wir online noch nicht hin. Ich nehme es einmal auf die Liste.

Benjamin Zühr: Kommen wir zum nächsten Thema. Da sind wir wieder bei einer Plattform, oder beziehungsweise natürlich ein sehr digitales Thema, Mosaic. Wir hatten das schon eben gerade kurz im Intro gesagt, es ist letztendlich ein neuer Versicherer, der auf den Markt gekommen ist, mit einem sehr interessanten Firmensitz, Bermuda. Das lassen wir jetzt einfach einmal unkommentiert. Letztendlich bezeichnet sich Mosaic selber als ein Versicherer, der scheinbar sehr stark auf Digitalisierung setzt, Spezialversicherungen verkauft, zeichnet, verwaltet. Auch spannend, weil die meisten Digitalversicherer sich vor allen Dingen auf den Vertrieb oder die Vertriebsprozesse konzentrieren. Verwaltung ist dann ja auch schon Betriebsprozesse, die dann da scheinbar technisch abgebildet werden, im Zweifel noch Schaden. Das kann ich nicht beurteilen. Was spannend ist, sind wirklich ein ganz junges Unternehmen, Anfang 2021 gegründet. Wenn man sich die Website anguckt, dann hat man das Gefühl – wow -, schon in einer total riesigen Welt zu sein. Im Zweifel gutes Marketing. Kann ich überhaupt nicht beurteilen. Was mich persönlich ein bisschen gewundert hat, ist, dass ich zumindest nicht gesehen habe, dass man dort irgendwie online anfragen kann. Das Team ist recht groß. Scheinbar schon einige Leute aufgebaut, auch echte Expertisen. Sitzen ja in London, USA, Asien. Aber so richtig so eine Plattform, da bin ich mir jetzt gerade unsicher. Im Zweifel bauen die die auch gerade auf, was auch total fair ist. Aber es ist auf jeden Fall ein spannender Ansatz, vor allen Dingen, dass es ein Versicherer ist, der dann scheinbar da auf Speziallösungen im digitalen Segment setzt. Im Zweifel arbeiten die auch an wirklich Sonderkonzepten, die dann die Digitalisierung oder die Prozesse, die mit Digitalisierung zu tun haben, auch wirklich in den Mittelpunkt der jeweiligen versicherungstechnischen Produkte packen und dabei kann dann ja auch etwas ganz Spannendes herauskommen. Minute 11:59

Ansgar Knipschild: Was mich gewundert hat, dass es diese Spezialrisiken sind. Ich habe da auf der Webseite Transaktionshaftung, politische Gewalt, politisches Risiko, Finanzinstitute gesehen. Das sind normalerweise die Themen, wo, glaube ich, heute die Versicherer zumindest hier in Europa aus dem Fenster springen und sagen, muss ich nicht unbedingt haben, muss ich nicht unbedingt zeichnen. Das auch noch zu digitalisieren – ich glaube, die Risikoprüfung ist an so einer Stelle auch nicht ganz ohne -, das fand ich echt mutig. Die Kollegen, die es gegründet haben, scheinen Erfahrung zu haben. Sie kommen wirklich aus dem Versicherungsbereich bei Lloyds, vom Rückversicherer. Sie kennen das. Aber in so eine enge Nische zu gehen, hat natürlich immer den Vorteil, du hast wenig Konkurrenz – gar keine Frage. Aber ob das Volumen und auch die Komplexität im Underwriting da digital so leicht abzubilden ist, das finde ich schon echt mutig, denn die meisten anderen, die digital versichern wollen – Vertriebskanalmakler haben wir hier, es ist noch nicht der Endkunde hier im Fokus -, die nehmen bloß die einfachen Produkte, also vielleicht die mit wenigen Parametern und einer relativ einfachen Risikoprüfung. Hast du da eine Idee, warum die sich ausgerechnet auf die Spezialrisiken gestürzt haben? Ist das einfach nur, weil sie die Underwriter hatten, oder was könnte da die Idee sein?

Benjamin Zühr: Nein, das glaube ich persönlich nicht. Ich glaube schon, dass es ein nicht unkluger Schachzug ist, weil gerade die unkomplexen Bereiche, Privatgeschäft, Gewerbegeschäft, da gibt es nun wirklich mittlerweile auch viele digitale Konzepte, die am Markt angeboten werden. Ich glaube schon, dass man sich auf Neues konzentrieren muss. Neues bedeutet natürlich immer gewisse Mehrrisiken, unbestritten. Aber wenn man es schafft, sich in dem einen oder anderen Bereich durchzusetzen, ist das sicherlich eine Riesenchance, die damit auch verbunden ist. Meine persönliche Erfahrung ist, dass es auch klug ist, sich weniger Themen auszusuchen und diese dann wirklich intensiv anzugehen, als irgendwie versuchen, den riesigen generischen Sprung zu machen, wo letztendlich versucht wird, die ganz große Lösung zu bauen und am Ende kommt man mit nichts so richtig voran. Deswegen, klar, sind das Themen, wo man sagen muss, sicherlich spannend und man muss es einfach weiterverfolgen, was für einen Erfolg die damit haben werden, wie die Produkte am Ende ausgestaltet sind, wie die digitalen Prozesse aussehen. Aber ich glaube zumindest, die Wahrscheinlichkeit, dass man eher in einer Nische Erfolg hat, gerade wenn man versucht, etwas neu aufzubauen, als dass man wirklich versucht, entweder etwas anzugehen, was es zum einen heute schon gibt oder einen sehr generischen Ansatz, dass man da in der Nische eher Erfolg hat. Minute 14:48

Ansgar Knipschild: Ein guter Punkt. Kommen wir zu unserem Running Gag, den wir in jeder Folge haben. Ich als Techniker, um diesen Satz einmal eben zu zitieren, stolpere natürlich dann über die Aussagen von Mosaic, dass sie Cyber Check, automatisiertes Schadenmanagement, natürlich Blockchain, natürlich AI. Da muss ich ehrlicherweise sagen, genau wie du gesagt hast, eine wirklich gut gemachte Marketing-Backside und relativ wenig dahinter und ob sie das wirklich schon alles haben und mit keinen Möglichkeiten online wirklich mit ihnen in Kontakt zu treten, ich mache einmal ein vorsichtiges Fragezeichen dahinter. Es sei ihnen gegönnt. Ich glaube, das ist auch einfach so ein bisschen der internationale, auch amerikanisch geprägte Stil, dass man hier relativ breit einmal versucht, den Markt zu erobern. Da bin ich einmal gespannt, was da hinter den vollmundigen Ankündigungen auch kommt. Aber wahrscheinlich ist es auch gar nicht so unklug, gerade wenn man den amerikanischen nun einmal auch angeht, der nun auch der größte in dem Bereich ist, hier direkt alle Register zu bedienen. Aber es ist zurzeit zumindest von außen nicht ersichtlich, was sie davon schon wirklich haben und was erst einmal eine Ankündigung ist.

Benjamin Zühr: Ja, absolut. Das sehe ich genauso wie du. Bisher sieht man wirklich nicht viel. Aber wie gesagt, das ist gerade ein gegründetes Unternehmen. Woher soll es kommen? Ich habe jetzt noch einmal eben gerade kurz gelesen, automatisiertes Schadenmanagement, das heißt, definitiv Schaden, auch digital. Meiner Meinung nach geht das gar nicht, oder es ist zumindest schwierig ohne künstliche Intelligenz, im Zweifel Blockchain, et cetera pp., gerade wenn man auch in Nischenbereichen unterwegs ist. Ich könnte mir einfach vorstellen, natürlich machen die jetzt gerade gutes Marketing. Das sieht man, wie gesagt, auch auf der Website. Am Ende werden die da im Hintergrund gerade ordentlich dran arbeiten und da sicherlich die eine oder andere gute Lösung präsentieren. Zumindest scheinen sie entsprechende Fachexpertise mitzubringen.

Ansgar Knipschild: Dann würde ich sagen, kommen wir einmal von dem ganz kleinen Newcomer zu einem nicht ganz unbekannten Unternehmen, das unwesentlich größer ist. Das Stichwort ist Amazon. Minute 17:06

Benjamin Zühr: Ja, endlich einmal wieder Amazon. Darüber hatten wir ja schon einmal gesprochen. Wir hatten auch schon einmal über Amazon Insurance Accelerator gesprochen. Wir haben das damals allerdings vor einem anderen Hintergrund gesagt oder besprochen. Da ging es mehr darum, dass das ganze Thema Daten, Datenauswertung im Fokus stand. Da auch nicht nur auf die Versicherungsbranche bezogen, sondern auch auf die Versicherungsbranche. Aber der Fokus war damals vor allen Dingen Finanzbranche.

Ansgar Knipschild: Genau, Finanzen, Banken, Bereitstellen von Daten, Hilfe, Daten auszuwerten. Das war so das Thema.

Benjamin Zühr: Genau, und letztendlich dadurch auch Risiken kennenlernen. Also spannend. Jetzt scheint es hier einen doch sehr konkreten Schritt in Richtung Versicherung zu gehen und wenn man es ein Stück weit deutet, meiner Meinung nach auch in Richtung Makler. Denn Amazon fängt an, die Plattform zu nutzen, um Versicherung zu vertreiben und letztendlich Versicherern, aber auch Maklern die Chance zu geben, ihre eigenen Produkte deren Händlern anzubieten.

Ansgar Knipschild: Ich glaube, das ist echt interessant, weil Amazon in der Vergangenheit ja schon ein paar Vorstöße in Richtung Versicherung gemacht hat. Immer wieder war einmal in der Branche zu lesen, sie stellen Leute zu dem Thema ein. Bis jetzt stand der Endkunde im Vordergrund, also Privatversicherung. In den USA gab es vor ein paar Jahren einen Vorstoß zum Thema Krankenversicherung. Jetzt mit dem Accelerator – genau wie du sagst – werden nach meinem Kenntnisstand zum ersten Mal Unternehmen angesprochen, also Gewerbetreibende, die auf dem Amazon Marketplace Produkte anbieten. Ich glaube, das Thema Haftpflicht steht vor allen Dingen im Vordergrund. Minute 18:49

Benjamin Zühr: Ja, absolut. Man muss auch ganz klar sagen, es sind auch schon scheinbar nicht ganz kleine Versicherer dabei, also Chubb, Hiscox, Liberty, Markel, um einmal einige zu nennen. Aber es ist, glaube ich, bisher erst im amerikanischen Markt, oder?

Ansgar Knipschild: Genau, ist auf Amerika. Der richtige Clou von dem, was ich bis jetzt hier aus den Unterlagen habe lesen können, weil es in Deutschland ja noch nicht angeboten wird, ist, es geht zwar in erster Linie um den Vertrieb von Versicherungsprodukten, also Amazon bietet den Marketplace-Händlern, die bei ihnen auf dem Marktplatz sind, über die Partner, die du eben genannt hast, Versicherungsprodukte an, zum Beispiel eine Haftpflichtpolice, aber es ist nicht nur der Weiterverkauft, der Vertrieb von Versicherungen, sondern sie haben das erweitert. Nämlich bieten sie dem Endkunden an, in einem Haftpflichtfall – machen wir es einmal am Haftpflichtversicherungsbeispiel -, in einem Schadenfall diesen Schaden bis zu einer gewissen Grenze – tausend Dollar ist es zurzeit in Amerika – gegenüber Amazon abwickeln zu lassen. Das heißt, Amazon hat) eine relativ große Police abgeschlossen, um die Haftpflichtfälle von über Marketplace verkauften Produkten über die Amazon-Police abzuwickeln, holt sich das Geld dann aber von den über den Accelerator vertriebenen Policen der Marktplatzhändler wieder zurück. Und das natürlich, muss man schon wirklich sagen, Chapeau, also Hut ab, das ist eine extrem clevere Kombination von, ich biete meinen Händlern wahrscheinlich auch zu attraktiven Konditionen ein Versicherungsprodukt an, ich biete meinen Endkunden den typischen Amazon-Service an, also wahrscheinlich extrem schnelles Schadenmanagement. Im Prinzip freuen sich alle und die Versicherer scheinen ja auch nicht ganz unzufrieden zu sein, dass sie hier über Amazon international natürlich eine riesige Vertriebsplattform am Wickel haben.

Benjamin Zühr: Ja, wollte ich gerade sagen. Die Vertriebsplattform, die Chance, die damit verbunden ist, ist sicherlich sehr, sehr groß. Die werden auch gerechnet haben und werden sicherlich nicht ohne Grund da mitmachen. Auf jeden Fall spannend. Die Frage ist natürlich, wann geht es weiter, wann geht die Expansion nach Europa los, vielleicht nach Deutschland. Es wäre sicherlich auch hier eine ganz spannende Geschichte. Ich bin mir sicher, dass sich hier auch der ein oder andere Versicherer und Makler findet, der da gerne mitmacht.

Ansgar Knipschild: Ich glaube, was sehr spannend zu beobachten sein wird, ist, wie macht man dieses Schadenmanagement wirklich, auch von der technischen Seite her, wie schafft Amazon da die Exzellenz, die sie in der Logistik hinbekommen haben, also wirklich von einem Tag auf den anderen oder zum Teil auch same Day zu delivern, das hier in so einem gewerblichen Umfeld auch vorzuexerzieren. Ob da nicht die Branche auch ein bisschen aufgerüttelt wird und merkt, nicht nur im Endkundenbereich, sondern auch in Kombination mit Händlern wird hier vielleicht in einem ganz großen Maßstab gezeigt, wie es funktioniert. Amazon setzt natürlich auf den Skaleneffekt, das klassische Modell. Die werden sich durchgerechnet haben, dass das ein Markt ist, der entsprechende Zahlen dreht. Ob das auf andere Sparten zu übertragen ist, keine Ahnung. Da hätte ich so ein paar Fragezeichen. Haftpflicht ist natürlich der Klassiker, mit einem Endkonsumentenprodukt irgendein Schaden bei jemand anderem verursacht, da gibt es wahrscheinlich weltweit zehntausende, wenn nicht sogar noch mehr Fälle.

Benjamin Zühr: Ja. Ich bin mir sicher, denen fällt auch für andere Sparten etwas ein. Ja, es ist einfach spannend, wie schnell es dann doch gehen kann. Wir hatten, glaube ich, gestern einen Artikel im Versicherungsmonitor, wo es darum ging, man braucht sich keine Sorgen vor Google, Amazon, was auch immer, machen. Im Zweifel muss man das vielleicht auch nicht. Das kann ich überhaupt nicht beurteilen. Trotzdem sollte man auf jeden Fall aufmerksam sein, was da so los ist, weil die Marktmacht, die die haben, schon nicht zu unterschätzen ist. Wenn man denn zu analog unterwegs ist, dann wird es, glaube ich, anstrengend. Das scheint ja auch die Regierung erkannt zu haben. So sind wir nämlich schon bei unserem nächsten Thema, Open Insurance. Da geht es ganz konkret um ein Thema, was wir letztendlich in unserem Podcast bisher auch schon das ein oder andere Mal zumindest als Idee hervorgebracht haben, nämlich die Frage, inwieweit gewisse Daten letztendlich nicht öffentlich, aber in einem geschützten Bereich über eine gewisse standardisierte zur Verfügung gestellt werden könnten. Da brauche jetzt doch ein wenig den Techniker bei dir. Du kannst das sicherlich an der einen oder anderen Stelle deutlich besser erklären, als ich das kann. Minute 23:28

Ansgar Knipschild: Eigentlich braucht man den ja nur einmal pro Folge bringen, aber ich verzeihe dir einmal großzügig. Ich mache einmal pseudotechnisch. Ich glaube, die Idee Open Insurance ist noch sehr frisch. Ich habe einmal geguckt, eine genaue Definition oder auch eine Organisation dazu gibt es noch gar nicht. Sie basiert so ein bisschen auf der Idee Open Banking. Die Banken hatten das gleiche Thema vor ein paar Jahren und sind da letztendlich über die PSD2, die Payment Services Directive 2 reguliert worden, über die EU. Das bedeutet, dass Banken verpflichtet worden sind, die Kundendaten auch für Dritte öffnen zu müssen, wenn der Kunde zustimmt – ganz wichtig. Da sind mehrere Faktoren drin. Der Kunde muss zustimmen. Zweitens, Bank muss Infrastruktur bereitstellen und Schnittstellen bereitstellen und dann können Dritte die entsprechend autorisiert sind, zum Beispiel Fintech-Unternehmen oder Marktplätzevergleicher auf diese Daten zugreifen. Bekannt ist das Beispiel im Bankenbereich zum Beispiel von Stromanbietern, die sagen, ich kann, wenn ich entsprechend autorisiert bin und wenn der Kunde zustimmt, auf die Bezahldaten des Kunden, auf die wirklichen Kontodaten des Kunden zugreifen und kann gucken, was der zurzeit für seinen Stromanbieter bezahlt und biete ihm dann ein attraktives Gegenangebot an. Da muss der Kunde nichts machen. Das ist der Charme für den Endkunden. Der muss nicht eingeben, was er bis jetzt für seine Energielieferanten bezahlt. Das weiß er vielleicht auch gar nicht so aus dem Kopf. Ich denke, wenn man jetzt an Unternehmen denkt, ist es natürlich eine immense Möglichkeit, die man auch im Versicherungsbereich sich da ausdenkt. Wenn ich an die Finanzströme von Unternehmen komme und überlege, wo sind da Risiken, wo sind Ausfallrisiken, wo sind Kreditrisiken, mit welchen Lieferanten wird gearbeitet, et cetera, ganz wichtig, immer unter Einverständnis des Kunden passiert das Ganze, kann man natürlich hier digital ganz viel machen. Dieser Bereich wird gerade diskutiert, auch in der EU, von der Versicherungsaufsicht, ob das nicht auch für die Versicherer verpflichtend gemacht wird. Das würde ganz konkret bedeuten, dass die Versicherer ihre Daten auf Anfrage offenlegen müssen, und zwar nicht per E-Mail, oder so etwas, sondern wirklich per Schnittstelle. Das ist spannend. Das ist wirklich etwas, wo auch diverse Kommentare in den letzten Tagen durch die Medien gingen. Ich glaube, es ist gerade ein, zwei Wochen her, wo gesagt wurde, kann das nicht wirklich auch noch einmal ein Schub in Richtung Digitalisierung bedeuten. Das, was die Branche selber aus eigener Kraft vielleicht nicht schafft oder zu langsam schafft, wenn jetzt Druck vom Staat oder von der EU kommt und gesagt wird, das müsst ihr bis 20XX, wann auch immer, 2025 umsetzen – so war es bei den Banken -, damit hier noch einmal eine ganz neue Dynamik hineinkommt. Wie schätzt du die Lobby ein? Kriegen die das hin, oder ist die Versicherungslobby stärker als die Bankenlobby? Minute 26:20

Benjamin Zühr: Ich glaube schon, dass es da irgendwann dazu kommen wird, dass sich so etwas durchsetzen wird. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich weiß natürlich jetzt nicht, in welcher Tiefe. Ich bin nur gespannt, da ist natürlich die Frage, von wem erwartet man welche Daten. Da bin ich einmal gespannt. Versicherer hat im Zweifel auch nur gewisse Daten wirklich digital. Ich glaube, solche Regularien würden natürlich auch zu massiven Veränderungen in den Organisationen führen müssen, die letztendlich diese Daten dann bereitstellen sollen. Wenn ich an Versicherer denke, wer heute Infrastrukturen von Versicherern kennt, der weiß, das ist natürlich teilweise mit sehr vielen Legacy-Systemen versehen. Ich glaube nicht, dass es da alles so volldigital sofort zur Verfügung steht, würde ich jetzt einmal behaupten, und ganz ehrlich, von Maklerseite ist es ja nicht viel besser. Ich glaube, da geben die sich jetzt nicht viel. Im Zweifel, bei Maklern sind natürlich deutlich kleinere und somit unkomplexere Organisationen. Trotzdem wird auch da das ganze Thema Datenmanagement sehr individuell gehandhabt, von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz und von Makler zu Makler. Deswegen, glaube ich, wird da eher eine Schwierigkeit bestehen. Aber ich glaube schon, dass ein Druck gut ist, davon bin ich fest überzeugt, wenn es da Standards geben würde. Ich glaube persönlich, es würde denen helfen, die natürlich jetzt auch schon viel in Digitalisierung investiert haben. Ich könnte mir vorstellen, die würden einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil haben, wenn so etwas kommt, weil die natürlich auch viel schneller darauf eingehen könnten und viel schneller die Daten nutzen könnten, auch effektiv nutzen könnten, als das im Zweifel eher analoge Unternehmen könnten.

Ansgar Knipschild: Also klassisch die First Mover, die einfach profitieren. Wenn ich zuerst dabei bin, kann ich einen großen Teil vom Markt abschöpfen.

Benjamin Zühr: Na ja, ich sage einmal, heutzutage ein Unternehmen, was massiv in Digitalisierung investiert, hat (unglaublich hohe Kosten?). Ich würde sagen, der Wettbewerbsvorteil ist bisher so mittelmäßig. Im Privatsegment ist das im Zweifel anders als im Gewerbe- und Industriesegment. Gerade in komplexeren Segmenten würde ich sagen, ist es Stand heute so, Unternehmen, die da richtig reininvestieren, haben momentan eher hohe Kosten, aber noch nicht wirklich viele Effekte. Das wäre jetzt meine Annahme. Ich glaube auch nicht, dass es so ist, dass man dadurch heute schon riesige Wettbewerbsvorteile hat, weil einfach auch auf Kundenseite bisher das Thema Digitalisierung je nach Kunde, je nach Branche auch noch sehr in den Kinderschuhen steckt. Ich glaube aber, wenn so etwas kommt, dann wird sich das ändern. Ich glaube, dass dann genau die Unternehmen einen Vorteil haben, die strukturierte Daten, klare Prozesse haben, Risikomanagement, Versicherungsmanagement schon nahe beieinanderhaben, et cetera pp. Die können dann mit den Daten arbeiten.

Ansgar Knipschild: Kennst du eigentlich FRIDA?

Benjamin Zühr: Ich habe einmal von ihr gehört.

Ansgar Knipschild: Das war nämlich meine zweite Überraschungsfrage an dich und natürlich jetzt von langer Hand vorgeplant. Ich wollte mit dem Stichwort FRIDA nur eine Initiative nennen, die es schon zum Thema Open Insurance gibt. Die heißt wirklich FRIDA, Free Insurance Data Initiative. Die gibt es auch schon seit 2018, gegründet damals von der Alten Leipziger, Halleschen und dem InsureTech Friendsurance. Auch das InsurLab Germany hier in Köln war mit dabei, die sich also mit diesem Thema Open Insurance beschäftigen. Relativ kleiner Verein. Verein kann man wirklich sagen, weil sie gerade ihre Vereinsgründung bekundet haben, ich glaube, im August. Die haben jetzt – ich glaube, der Klassiker was Privatgeschäft/ – einmal drei Use Cases gehabt, nämlich zum Beispiel, die nennen das Claims, Austausch und Versicherungsdaten im Schadenfall, dass also hier über solche Open-Insurance-Schnittstellen die Schadenhistorie von den Kraftfahrzeugbesitzern drin ist, um dann vielleicht attraktive Alternativangebote zu bekommen. Das gleiche im Bereich Altersvorsorge, Pension, dass man da sieht, was hat der Benutzer bis jetzt bezahlt, welche Prozente, welche Profitabilität hat er bis jetzt und lohnt sich ein Umstieg. Auch im Gesundheitsbereich gibt es da Überlegungen, hierfür Standards zu schaffen. Da höre ich so ein bisschen heraus, ich glaube, der Klassiker, dass man über die großen Stückzahlen aus dem Privatgeschäft einsteigt und da vielleicht auch Mitstreiter sucht, die da mitmachen. Ich habe gerade heute einmal eine E-Mail an die Kollegen geschickt, ob der eine oder andere bereit ist, vielleicht auch einmal bei uns im Podcast mitzumachen. Es wäre natürlich ganz interessant zu hören, wie die sich die Zukunft vorstellen, auch neben den Standards, die wir eben auch schon einmal angesprochen hatten, BiPRO, GDV, auch in vorherigen Podcasts, ob das eine Konkurrenz ist, wo es da Ergänzungen gibt. Das finde ich ein wirklich interessantes Thema, wie sich das in den nächsten Wochen und Monaten so weiterentwickelt, wahrscheinlich sogar eher Jahren, ehrlicherweise. Minute 32:09

Benjamin Zühr: Ja, das würde ich auch eher sagen. Aber ja, total spannend. Es wäre natürlich toll, einmal jemanden hier im Podcast begrüßen zu können und wirklich einmal ein bisschen deren Sicht auf die Dinge zu hören.

Ansgar Knipschild: Genau, und es geht es weiter. Da gibt es auch etwas.

Benjamin Zühr: Das wollte ich gerade sagen. Jetzt kommen wir von der Vision hin zur knallharten Realität, BiPRO. Seit Jahren in aller Munde.

Ansgar Knipschild: Zehn Jahre haben die jetzt auf dem Buckel, oder irgendwie schon mehr als zehn Jahre. Da muss man auch sagen, Respekt. Sie haben wirklich extrem lange durchgehalten. Das muss man schon sagen.

Benjamin Zühr: Man muss auch fairerweise sagen, dass man sich wirklich in vielen Digitalprojekten an deren Normen orientiert. BiPRO kennt jeder. Es ist wirklich ein schwieriges Unterfangen, was die sich da vorgenommen haben, aber ein paar Standards haben sich da wirklich zumindest für einige Sparten durchgesetzt. Jetzt sind sie am nächsten Thema dran, Thema Vermittlerabrechnung. Es ist natürlich total spannend. Auch wir haben schon häufig das große Thema Inkasso allgemein besprochen und wie viele Probleme es letztendlich da auch gibt. Ich glaube, wir hatten das Thema auch mit unseren Gästen, vor allen Dingen mit Marcel Armon damals, das weiß ich noch. Da haben wir, glaube ich, darüber gesprochen. Ich glaube, mit Hartmut Mai haben wir darüber auch gesprochen. Ein kleiner Teil des Inkasso – zumindest meiner Meinung nach zählt es dazu – ist das Thema Vermittlerabrechnung. Da scheint jetzt die BiPRO letztendlich anzufangen oder sind dabei, einen Standard dort zu entwickeln, beziehungsweise es gibt, glaube ich, den Standard schon.

Ansgar Knipschild: Genau. Das ist der Punkt. BiPRO ist vor allen Dingen im Privatsegment stark. Auch da wieder Skaleneffekte, große Stückzahlen, die Vermittlerabrechnung im Privatgeschäft . Das Neue ist jetzt, dass die Vermittlerabrechnung auch für Industrie und für Gewerbe erweitert wird. Es sind auch entsprechende Player dabei Ecclesia, HDI, R+V sind jetzt einmal genannt. Aber es sind auch noch ein paar mehr mit an Bord, die das machen wollen. Ich glaube, jeder, der in der Industriebranche unterwegs ist, kennt wirklich die Schwierigkeiten und Komplexitäten von der Vermittlerabrechnung, dass im Zweifelsfall jeder Vermittler, jeder Versicherer seine eigenen Vorstellungen hat, in welchem Format er die Abrechnungen gerne hätte. Da gibt es dann wirklich die CSV-Dateien, die Excel-Dateien, die PDF-Dateien und so weiter, die, wenn sie denn dann transferiert werden, dann im schlimmsten Fall sogar manuell oder halbautomatisch in die jeweiligen Zielsysteme wieder übertragen werden, was natürlich ein wahnsinniger Aufwand ist, auch im Stückzahlenbereich bei Industrie und Gewerbe. Das ist ja nicht klein. Gerade, wenn man jetzt noch Nachtragsgeschäft, Schadenabrechnung noch mit dazu nimmt, dann kommen wir, glaube ich, schon in den absoluten Zahlen in Stückbereiche, wo man sagt, das ergibt Sinn. Da habe ich auch noch Hartmut Mai in den Ohren, der eben sagte, das ist echt auch kein Differentiator. So hat er es damals, glaube ich, genannt. Sondern wo eigentlich die Branche mal wirklich hinterher sein sollte, das zu standardisieren, zu digitalisieren, weil einfach nur jeder davon profitiert, wenn man da einfach nicht unnötigen Aufwand reinsteckt. Das finde ich gut an dieser Initiative, dass das jetzt auch im Industrie- und Gewerbebereich angegangen wird. Es scheint auch von Erfolg gekrönt zu sein, weil da schon die einen oder anderen Sachen in Produktion beziehungsweise kurz davor sind. Es ist also von daher, wie du es auch schon im Eingang gesagt hast, nicht nur Vision, sondern harte Realität. Ich glaube, jeder der Marktteilnehmer, die da mit diesen Partnern dann da agiert, wird davon auch profitieren. Da kann man, glaube ich, auch nur jeden aufrufen, da mitzumachen. Das hat, glaube ich, total Sinn.

Benjamin Zühr: Absolut. Das kann man, glaube ich, sagen. In der Vermittlerabrechnung wird sich, glaube ich, keiner vom anderen riesig unterscheiden. Der Wettbewerbsvorteil in dem Prozess hält sich sehr in Grenzen. Deswegen gehe ich auch davon aus. Es scheinen auch schon, wie gesagt, mit Assfinet und Smart InsurTech zwei MVP-Anbieter da sehr aktiv mitzuwirken. Ich gehe davon aus, dass dann auch andere auf den Zug mit aufspringen werden, gerade natürlich, weil ich mir vorstellen könnte, dass wirklich das Interesse im Markt an einer solchen Lösung unglaublich groß ist. Wie wir auch schon am Anfang unseres Podcast hier angekündigt haben, haben wir noch ein Thema, was sicherlich wieder ein Stück visionärer ist, aber trotzdem unglaublich spannend und vor allen Dingen total spannend, weil es bisher nicht direkt die Branche betrifft, aber in Zukunft einen sehr großen Einfluss auf die Branche haben kann. Das ist das ganze Thema SSID Wallet. Da gibt es ja Projekt, welches nach meinem Kenntnisstand vom Bundeskanzleramt auch letztendlich verantwortet wird, wo es vor allen Dingen aktuell um das Thema Hotel-Check-in geht, wo es um persönliche IDs geht, die gespeichert werden sollen. Dazu kannst du, Ansgar, uns vielleicht hier ein bisschen mehr sagen. Minute 37:38

Ansgar Knipschild: Ja, genau. Zwei Themen oder zwei Fragen stellen sich da natürlich, erst einmal, was ist SSI und wieso Hotel-Check-in, wir sind doch bei Industrieversicherung Digital, was hat das damit zu tun. Ich fange einmal kurz bei der SSI ID an. SSI – ich versuche, es so kurz wie möglich zu beschreiben -, ist ein Standard, der jetzt ganz neu aufgelegt wird, der hilft, Bescheinigungen, unter anderem eben auch Identitätsbescheinigungen, wer bin ich und bestimmte Merkmale per Blockchain-Technologie sehr einfach und unter voller Kontrolle des Benutzers zu teilen. Die Bundesregierung, das Bundeskanzleramt hat das wirklich zur Chefsache erklärt und hat gesagt, wir nehmen das Thema sehr ernst, wir bauen eine entsprechende Blockchain-Infrastruktur, die auch schon live ist und die Ende des Jahres – so der Plan – wirklich auch bundesweit ausgerollt werden soll. Die EU ist in den Startlöchern, das Ganze auf EU-Ebene noch zu skalieren. Wir bieten an, den elektronischen Personalausweis, den es gibt und der zurzeit ja so ein bisschen vor sich hindümpelt, weil das relativ kompliziert ist, die Daten dort auszulesen, diese per SSI-Technologie auf die Blockchain zu legen. Sprich, dieses Verfahren hat nicht den Anspruch eine eigene Identität bereitzustellen, sondern kann bestehende Identitäten einfach transportieren, per Blockchain. Genau das soll in dem aktuellen Use Case am Beispiel Hotel-Check-in für Firmenkunden gemacht werden. Jeder, der für die Firma unterwegs ist und beim Hotel eincheckt, kennt das, immer wieder eingeben von Name, Straße, Postleitzahl, Ort und so weiter. Das ist ein Paradebeispiel, wo man sagen kann, hier kann man jetzt über eine Wallet – das kann man wirklich mit der Apple oder auch der Android-Wallet vergleichen – einmal am Hotel-Check-in vorzeigen und dann werden die persönlichen Daten ausgelesen, Name, Straße, Postleitzahl und so weiter, und übertragen und ich als Anwender kann aber eben jederzeit zustimmen, ablehnen oder sagen, welche Daten übertragen werden. Das Interessante ist eben, dass es nicht von einem privaten Anbieter kommt, sondern dass es vom Bundeskanzleramt gesteuert wird und dass damit eine Infrastruktur gelegt ist, wo noch ganz andere Sachen drauf laufen. Es ist mit dem Wirtschaftsministerium geplant, demnächst auch Unternehmens-IDs darüber abzubilden. Das heißt, wir wissen dann Anschrift, zum Teil auch Handelsregisterinformationen, vielleicht auch Informationen zur Gesellschafterstruktur, die dann über die ID abgerufen werden können. Das bedeutet für die Industrieversicherungsbranche visionär für zwei, drei Jahre gedacht, dass wir über eine sehr einfache Schnittstelle, sehr einfache Technologie über einen Standard mit einem Mal nicht nur über achtzig Millionen Privatkundendaten, die im Industrieversicherungsbereich auch nicht uninteressant sind/ Jeder Makler, jeder Versicherer, der bei bestimmten Verträgen persönlich unterschreibt, da brauche ich die persönlichen Daten auch an der Stelle, der kann dann mit dieser Technologie digitale Unterschriften leisten. Und wir haben, wenn dieser Plan aufgeht, Zugriff auf Unternehmensdaten, die wir heute immer wieder neu in irgendwelchen Formularen eintragen müssen und gerade bei Konzernen, bei größeren Unternehmen die Tochterstrukturen zum Beispiel mit relativ viel Aufwand uns besorgen müssen. Deshalb habe ich gesagt: „Mensch, lass uns das doch mit hier in den Podcast mit reinnehmen, auch wenn es ein bisschen weit weg ist!“ Dass das unsere Hörer so ein bisschen auf dem Schirm haben, dass da gerade eine Technologie entsteht, entstehen kann – wir haben natürlich noch nicht den Durchbruch in der Breite, aber vielleicht hilft da das Projekt des Bundeskanzleramtes -, wo wir vielleicht auch noch einmal eine Beschleunigung haben. Ähnlich wie wir es eben bei dieser Frage (hatten?), werden vielleicht Versicherer per Regulatorik dazu gezwungen, in Anführungszeichen, ihre Daten freizulegen. Vielleicht haben wir demnächst in ein, zwei Jahren mit einem Mal auf einen Schlag Identitäts-, Anschrift- und Unternehmensdaten fälschungssicher über eine Blockchain-Technologie, die wir in unseren Plattformen nutzen können. Das ist, glaube ich, auch noch einmal ein deutlicher Beschleuniger. Von daher haben wir dieses Thema auf jeden Fall auf dem Schirm und schauen so ein bisschen, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht mit unserer Branche, mit unseren Themen zu tun hat. Ich sehe da trotzdem viele Berührungspunkte. Zum Abschluss vielleicht noch einen Ausblick. Es gibt verschiedene Initiativen, die da Interessensaustausch betreiben und es gibt hier Industrieunternehmen, die sich das Thema auch schon genommen haben und zum Beispiel darüber ihre Lieferanten managen, also große Automobilzulieferer, die wiederum auch Lieferanten haben, zum Teil im vierstelligen Bereich, die haben mehrere Tausend Zulieferer, sagen, ja, auch die müssen wir managen, da müssen wir immer wieder gucken, gibt es die Firma noch, ist die zahlungsfähig und so weiter. Das nutzen die jetzt schon in den ersten Steps mit dieser gleichen Technologie. Minute 42:27

Benjamin Zühr: Ja, total spannend und meiner Meinung nach auch total spannend für die Versicherungsbranche. Wenn man einmal den ganz simplen Prozess Stammdatenpflege nimmt.

Ansgar Knipschild: Oh Gott, ja.

Benjamin Zühr: Und man würde, wenn ein Kunde ein Kunde wird, diesen mit seiner ID verbinden und wenn er sich ummeldet oder Namensänderung oder ich weiß nicht, was hat, dass das dann automatisch entsprechend hinterlegt wird, im Zweifel auch im Folgeprozess vielleicht ein Nachtrag erstellt wird, et cetera pp., oder eine Risikoanpassung erfolgt. Meiner Meinung nach eine Riesenchance, die sich dadurch auch für die Versicherungsbranche ergeben würde, wenn so etwas quasi eingeführt werden würde. Wir werden es sehen.

Ansgar Knipschild: Wir sind bei solchen Projekten auch teilweise live dabei und beobachten das. Von daher werden wir hier die Hörer auch entsprechend weiter informieren. Ansonsten kann man jeden nur ermuntern, auch wenn SSI sich komisch anhört. Ich glaube, früher hieß irgendwie das Raketenabwehrprogramm von Ronald Reagan auch SSI. Aber das ist noch einmal für die Älteren hier. Einfach einmal googeln! Dazu gibt es ein paar spannende Vorträge, wo man dann vielleicht ein bisschen verstehen kann, was sich dahinter verbirgt. Gerade bei dem Stichwort Datensouveränität, eigene Kontrolle über eigene Daten, das sind alles so Stichworte, die da auch so dranhängen, weshalb vermutlich auch hier Institutionen wie Bundeskanzleramt und EU das Thema auch so pushen. Ich glaube, unser Ritt durch die Gemeinde, was so im Sommer passiert ist, ist so mehr oder weniger durch. Hast du noch Themen?

Benjamin Zühr: Nein, ich würde auch sagen, eigentlich haben wir alles besprochen, was wir besprechen wollten, sind durch alle Themen einmal durchgegangen, haben meiner Meinung nach einen groben Überblick gegeben und freuen uns natürlich über Feedback.

Ansgar Knipschild: Genau, und demnächst mit weiteren Podcasts zu Spezialthemen. Wir haben ein paar bei uns in der Mache, warten gerade noch auf die letzten Abstimmungsrunden und Freigaben unserer Gäste. Und wir freuen uns jetzt auf ein – wo sind wir denn jetzt – schon fast Q4. Q3, Q4. Nach dieser kleinen Pause im Sommer werden wir hier auf diesem Kanal auch demnächst wieder vermehrt aktiv werden. In dem Sinne bis demnächst und wir freuen uns auf Feedback. Tschau.

Benjamin Zühr: Bis bald. Tschau.

 

Der Podcast „Industrieversicherung Digital“ ist eine Initiative für den offenen Austausch über die Digitalisierung von Industrie- und Gewerbeversicherung: Versicherer, Makler, Kunden und IT im direkten Dialog.

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