22.03.2023
ID SmallTalk: Insurtech & Bankenkrise / Parametrische Versicherungen / Branchenumfrage Schätz-Quiz – #ID58
Wir müssen reden – SmallTalk-Zeit bei ID…
00:52 Insurtech & Bankenkrise
07:16 Parametrische Versicherungen
13:11 Branchenumfrage Schätz-Quiz
Im Gespräch: Toni Klein, Benjamin Zühr und Ansgar Knipschild.
Länge: 19 Minuten.
Transkript
TONI KLEIN: Hallo und herzlich willkommen zu Industrieversicherungen digital. Mein Name ist Toni Klein. Und mit mir im Studio sind heute Benjamin Zühr. Hallo Benny.
BENJAMIN ZÜHR: Hi, grüß dich Toni.
TONI KLEIN: Hi. Und Ansgar Knipschild. Hi, Ansgar.
ANSGAR KNIPSCHILD: Hallo zusammen.
TONI KLEIN: Wir haben uns heute zusammengefunden, um wieder einen kleinen flotten Smalltalk zu machen. Wir haben jeweils drei Themen mitgebracht, die wir nacheinander besprechen. Ich stelle schon einmal die Stoppuhr an. Benny, dein erstes Thema heute. Schieß einmal los.
BENJAMIN ZÜHR: Also jeweils drei Themen haben wir, glaube ich nicht. Wir haben zum Glück nur jeder eins.
TONI KLEIN: Sehr gut.
BENJAMIN ZÜHR: Ansonsten wäre das mit der Zeit echt knapp geworden. Aber, genau. Und trotzdem hängen natürlich in einem Thema mehrere Themen. Ich würde gern einmal eure Meinung zu einer Sache wissen. Wir haben ja in den letzten, ja, vor allen Dingen letzte Woche ging das ja los, dass in den USA erste Banken quasi in das Kriseln gekommen sind. Und jetzt ja auch in der Schweiz quasi die erste Bank, ja, jetzt nicht nur in das Kriseln, sondern jetzt ja auch aufgekauft wurde. Und wir ja seit Monaten erleben, dass hier auch die Zinsen steigen. Was ja letztendlich auch ein Grund dafür ist, dass die Banken gerade so ein bisschen, gerade die kleineren Banken, so ein bisschen in das Straucheln geraten. Und, dass letztendlich die Unsicherheit auch auf den Märkten zunimmt.
Wir hatten ja aber trotzdem in den letzten Jahren, aufgrund vor allen Dingen des günstigen Geldes, eine große Welle an Startups, die wir gesehen haben und, die ja auch nicht, also die ja auch maßgeblich dazu beitragen, auch vor allen Dingen im Versicherungsbereich, nicht zwingend im Industrieversicherungsbereich, aber vor allen Dingen im Privat- und Gewerbebereich, ja, auch wirklich Innovationen vorantreiben. Und, ja, nach meiner Einschätzung wird das jetzt immer schwieriger. Weil diese Unternehmen häufig eben noch kein Geld verdienen und wirklich darauf angewiesen sind, Fremdkapital zu bekommen und auch immer wieder frisches Fremdkapital zu bekommen. Und, das jetzt durch die steigenden Zinsen wohl eher schwerer wird als einfacher. Und man liest es ja jetzt auch schon in den einen oder anderen Medien, dass quasi erste Startups da auch Probleme bekommen und auch erste Startups schon aufgegeben haben. Und die Frage ist: Ja, wird das auch den Versicherungsbereich erwischen?
Ich denke mal, dass, also meine Meinung ist, das wird es auf jeden Fall. Aber vor allen Dingen: Was macht das mit den Innovationen? Also sind auch etablierte Player in der Lage, diese Innovationen dann voranzutreiben? Ist ein geringerer Wettbewerb gut oder ist es vielleicht auch, also oder nein. Ist es schlecht oder ist es gut? Und so weiter und so fort. Das ist einfach ein Thema, wo ich gerne heute einmal mit euch darüber diskutieren würde und eure Meinung dazu gern einmal hören würde. 03:09
ANSGAR KNIPSCHILD: Soll ich einmal anfangen?
BENJAMIN ZÜHR: Gerne.
TONI KLEIN: Bitte.
ANSGAR KNIPSCHILD: Ich glaube die wichtigsten Punkte hast du ja schon genannt, Benny. Also wir haben das große Thema steigende Zinsen. Auf der anderen Seite geringere Risikofreudigkeit bei den Kapitalgebern. Ich würde sagen keine große Rocket Science der Schweinebauch Zyklus, wie es so schön heißt. Dass jetzt das Geld eben die sicheren Anlagemöglichkeiten sucht, ist jetzt wieder erreicht. Das Zeitfenster für die kleinen innovativen Firmen billig an Geld zu kommen, demzufolge auch schwieriger. Und, ja, das kann jetzt in verschiedene Richtungen gehen. Und wahrscheinlich muss man da dann genau sich jeden einzelnen oder jedes Unternehmen angucken. Ich glaube es werden interessante Übernahmekandidaten dadurch natürlich generiert, weil, ja, der Firmenwert wird günstiger. Und so können dann auch die Firmen, die vorher nicht selber aktiv Innovation vorangetrieben haben, das hattest du ja kurz angeschnitten, Benny, relativ günstig sich jetzt praktisch diese Unternehmen natürlich einverleiben und damit ein Teil des Knowhows zumindest mitbekommen.
Ich glaube es wird auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Weil die Arbeitnehmer teilweise freigesetzt werden. Die großen Player haben es ja schon Anfang des Jahres vorgemacht. Das hat man in der Presse ganz allgemein gesehen. Selbst Amazon und Co, also alle, die eher tendenziell zu viele Leute eingestellt haben, haben sich jetzt von einigen Leuten getrennt. Und die kleinen Firmen umso eher. Das heißt, da gibt es auch den Effekt, dass das hier etwas mehr Kapazität am Markt ist. Wobei das natürlich erfahrungsgemäß nicht die Top-Kandidaten sind, die dort auch freigesetzt werden. Muss man auch ganz nüchtern so sehen. Und von daher wird es eine Verschiebung geben. Also ich glaube das ist ein Punkt, wo Innovation gar nicht so wahnsinnig viel Veränderung macht. Ich glaube die völlig überschätzten Ideen, die werden sich dadurch eben erledigen. Das ist ja auch häufig dieser Effekt, weil sie es eben nicht geschafft haben, sich am Markt durchzusetzen. Die, die vielleicht kurz vor dem Durchbruch waren, vor dem Break-Even waren, die wahrscheinlich einfach durch Firmenaufkäufe oder so dann letztendlich doch ihr Plätzchen am Markt finden. Aber diese Phase des sehr schnellen Wachsens und des sehr schnell neue Themen am Markt vorantreiben, die ist jetzt erst einmal beendet. 05:15
TONI KLEIN: Super spannendes Thema. Also ich bin mal echt gespannt, wir können vielleicht die Gelegenheit gleich nutzen. Wir überlegen laut auf die insureNXT zu gehen in Köln Ende April. Da vielleicht tatsächlich auch mal rum zu hören. Hier ist ja auch eine Konferenz oder eine große Messe für Insure Techs. Wäre einmal eine interessante Frage, das dort auch einmal zu besprechen mit den Startup-Eignern, -Eignerinnen, wie das sich eigentlich in echt so gestaltet. Viele gute Startups sind ja aber schon, also auch im Versicherungsbereich. Ich glaube die – ist da auch aktiv und die Allianz oder die AGCS, bin nicht sicher. Die einfach auch schon viele Startups sich zum Teil, glaube ich gekauft haben und da sowieso schon innovativ voranschreiten. Aber wie du sagst, Ansgar, jetzt wird es günstiger. Noch günstiger, gute Idee und Talente zu bekommen. Das ist natürlich vielleicht sogar ganz gut für die Branche.
BENJAMIN ZÜHR: Ja, also meine Sorge ist einfach nur, ich sage mal die Branche ist ja nicht zwingend bekannt für ihre Innovationskraft. Und dementsprechend finde ich oder habe ich zumindest das Gefühl gehabt, dass diese doch vielen Startups, die im Markt ja ganz unterschiedliche Themen bespielt haben, es waren eher welche, die sich auf fachliche Themen spezialisiert haben. Welche technisch, manche Mix, etc. Dass die einfach den Markt und vor allen Dingen auch die Etablierten so ein bisschen wachgerüttelt haben und doch auch einen gewissen positiven Druck erzeugt haben, um letztendlich neue Services etc. zu etablieren. Und meine Hoffnung ist, dass das eben nicht verloren geht.
Also ich zumindest sehe ein Risiko darin, gerade wenn etablierte Partner oder Player Startups aufkaufen, dass das dann eher gebremst wird. Anstatt, dass es mit derselben Intensität weitergeführt wird. Aber, ja, also auf jeden Fall ein spannendes Thema, was wir weiterhin beobachten sollten. Vielen Dank.
TONI KLEIN: Super, danke. Benny, nächstes Thema. Ansgar.
ANSGAR KNIPSCHILD: Ja, gerne. Ich habe nochmal einen Klassiker bei uns aus dem Podcast mitgebracht. Parametrische Versicherungen. Da bin ich über eine News gestolpert. Und zwar haben die Kollegen von ITS-tec CO, empfehlenswert der Newsletter, gerade über Insure-Tec-Themen auch. Die haben eine kleine Research gemacht. Und zwar inwieweit das Thema parametrische Versicherungen in den veröffentlichten Unterlagen und auf den Websites der hundertfünfzig größten Broker weltweit auftaucht und, ob es eine Veränderung gegenüber den letzten Jahren gegeben hat.
Und, ja, ähnlich überraschend, aber in der Deutlichkeit vielleicht doch, hat man gesehen, dass Anfang 2023 im März, die Hälfte der Broker inzwischen dieses Thema parametrische Versicherungen auf ihren Websites erwähnt. Das ist ein deutlicher Zuwachs. Und gerade die größeren Broker bieten das für ihren Kunden als Thema an. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass Broker immer relativ nah auch an den Kunden generell dran sind, sie sind ja klassisch die Berater der Kunden, gerade im Industriesegment, dann könnte man daraus folgern, dass dieses Thema, wenn es die Broker jetzt auch schon so stark vorantreiben, doch auch im Markt immer mehr Niederschlag finden wird.
Weil links und rechts sieht man auch von dem einen oder anderen Versicherer oder auch NGA, Angebote aufpoppen. Gerade im Bereich Cyber sieht man so einiges. Im Bereich Naturkatastrophen nach wie vor auch. Klassische Themen, die natürlich auch gut getriggert werden können bei den parametrischen Versicherungen. Aber ich fand es interessant, dass es eben doch, glaube ich jetzt aktuell etwas über ein normales Hype-Thema hinausgegangen ist und wohl langsam aber sicher auch sich wirklich so den Weg in Richtung Kunden anbahnt hier an der Stelle.
Und ich glaube gerade dieses Projekt, dass Ausfall von Cloud-Dienstleistungen über parametrische Versicherungen angeboten werden. Das scheint im Markt einen relativ guten Erfolg zu haben. Da ist ja die Idee, dass man genau misst, wenn zum Beispiel die großen Cloud-Anbieter einmal eine Downtime haben. Das kann man auch gut dokumentieren öffentlich und nachvollziehen. Und dann zahlt der Versicherer eben pro Minute beziehungsweise pro Stunde den vereinbarten Betrag, völlig unabhängig davon, ob jetzt ein Schaden aufgetreten ist oder nicht. Wäre für mich so ein Erklärungsmuster warum dieses Thema gerade auch bei steigender Digitalisierung, und das muss ja nicht das Kerngeschäft des Versicherers unbedingt nur betreffen, sondern es können ja auch interne Systeme sein. Dass es jedoch immer mehr Verbreitung gibt. Und von daher gucke ich einmal ganz entspannt in die Zukunft, ob das Thema parametrische Versicherungen nicht doch auch etwas, ja, etwas breitere Akzeptanz findet. Ich weiß nicht habt ihr, vielleicht auch bei euch so im Projektumfeld, Kundenumfeld oder so, das Thema einmal gehört oder ist es nach wie vor noch eher exotisch? Was ist eure Wahrnehmung? Deckt sich das mit der Umfrage oder mit diesem Research? 09:55
BENJAMIN ZÜHR: Also ich persönlich bin schon überrascht ein bisschen über die Zahl. Ich finde sie recht hoch. Ich hätte das nicht gedacht. Also ich finde schon, dass gerade durch den Cyber-Bereich das Thema parametrische Versicherung nach vorne gepuscht wurde. Naturkatastrophen habe ich jetzt persönlich jetzt nicht so, also ich weiß, dass es da Produkte und Ansätze gibt. Aber es ist jetzt nicht so, dass man von alleine zwingend darauf stößt. Im Cyber-Bereich ist das mittlerweile anders. Genau, wie du sagst, das Thema Cloud-Ausfall, um einmal ein Beispiel zu nennen, ist sicherlich ein sehr prominentes Beispiel.
Und trotzdem wundert mich so ein bisschen die Zahl schon. Und ich bin auch gespannt. Also auch da Thema Innovationen bin ich gespannt, wo sich da der Markt da noch weiterentwickelt. Weil ich glaube, grundsätzlich schon, dass das Thema parametrische Versicherungen eigentlich ein sehr spannender Ansatz auch noch in weiteren Bereichen ist. Wo man darüber nachdenken könnte. Ja, also ich bin gespannt. Aber scheinbar ist es ja schon im Markt angekommen, was die Zahl jetzt zumindest sagt.
ANSGAR KNIPSCHILD: Also ein Detail habe ich gerade nochmal hier nachgeschaut. Es ist verstärkt im amerikanischen Raum, auch im Bereich UK wahrgenommen. Ich glaube hier in Europa hängen wir noch ein bisschen hinten dran. Kann mit den Risikoarten zu tun haben natürlich. Naturkatastrophen haben wir ja, bis auf wenige Ausnahmen, nicht so ein großes Thema mit hier in Europa. Wahrscheinlich aber auch einfach mit der Größe der Märkte. Also nach wie vor sind die großen Unternehmen, auch die großen internationalen Corporations in Amerika oder haben dort zumindest ihren Hauptsitz. Und das würde vielleicht auch erklären, warum dort dann auch von der Broker-Seite her, dort ist ja auch noch ein großer Teil des Marktes mit seinen Headquarters unterwegs. Dass dort die Zahl daher auch dort so hoch ist. 11:45
BENJAMIN ZÜHR: Ja. Und man muss ja fairer Weise auch sagen, dass da auch die Innovationskraft und der Mut zur Innovation auch nochmal ein anderer ist. Ist ja eine ganz andere Kultur, was das Thema angeht. Wie man mit Neuerungen umgeht. Also ich glaube auch das spielt da eine große Rolle dann.
TONI KLEIN: Das wäre jetzt meine Frage gewesen. Vielleicht eine doofe Frage. Also wenn die Broker das vermehrt auf ihre Webseiten schreiben, bedeutet das auch, dass da auch einfach Deckungen angeboten werden von Versicherer-Seite? Oder ist das eher so ein: Wir wollen nah am Kunden sein. Wir wollen vielleicht auch eine gewisse Masse an Anfragen von Kunden generieren, um dann eben vielleicht auch bessere Pakete mit den Versicherern verhandeln zu können? So in die Richtung.
BENJAMIN ZÜHR: Vielleicht kommt, das ist ein guter Punkt, den du da ansprichst, Toni. Das kann man, glaube ich aus dieser Studie auch nicht rausziehen. Weil nur die Nennung von parametrischer Versicherung heißt noch lange nicht, dass es wirklich auch für alles eine Deckung oder ein Konzept gibt. Ich würde sagen, kann man aus der Studie nicht genau raus lesen. Es ist wahrscheinlich eine Mischung von beiden. Wie immer. Also die Angebote nehmen zu. Also wenn man so ein bisschen schaut. Parametrik. Hört man viel von Paretrix. Gibt so verschiedene NGAs. Häufig auch mit dem Namen Parametrik im Firmennamen. Die nehmen schon zu. Die weiten ihre Angebote aus. Das verkaufen dann die Broker. Also von daher gibt es da sicherlich eine Zunahme der Angebote auch. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass es einfach ein gutes Mittel ist am Markt, mal da nachzuforschen. Ja, gibt es. Wenn man es anbietet auf dem Markt. Also da hat man eine Anfrage vom Markt. Das ist natürlich immer ein Henne-Ei-Problem. Ja. 13:09
TONI KLEIN: Cool. Danke. Letztes Thema. Ich habe euch etwas mitgebracht. Ist nicht von mir. Es gab eine Umfrage. Aber ich wollte euch einmal eine Schätzfrage stellen. Um einmal zu gucken wie ihr das einschätzt. Ich sage, löse dann hinterher auf, worum es sich dann sozusagen gehandelt hat.
Stellt euch vor, ihr seid auf einer großen deutschen Konferenz. Und mit euch sind da vierzig andere Versicherer und Assekuradeure unterwegs. Ihr seid insgesamt hundertsechzig Leute. Da werdet ihr gefragt, ob ihr glaubt, dass weitgehend automatisiertes Underwriting in fünf Jahren in der Industrieversicherung denkbar ist. Was schätzt ihr, wie viele der Teilnehmenden haben gesagt: „Ja, können sie sich vorstellen. In fünf Jahren automatisiertes Underwriting.“
ANSGAR KNIPSCHILD: Das muss der Mann vom Markt beantworten. Der Mann von der Technik hält sich jetzt vornehm zurück hier. Benny, deine Wette.
BENJAMIN ZÜHR: Oh, gute Frage. Also was ist/ heißt überhaupt weitgehend automatisiert. Also…
ANSGAR KNIPSCHILD: Mehr als die Hälfte, weniger als die Hälfte.
BENJAMIN ZÜHR: Unter fünfzig Prozent würde ich sagen.
TONI KLEIN: Also eher konservativ würdest du die einschätzen.
BENJAMIN ZÜHR: Ja. Also es geht ja um das Industriegeschäft.
TONI KLEIN: Ja, genau. Genau.
BENJAMIN ZÜHR: Ja. Also da würde ich sagen, dass die meisten unter fünfzig Prozent sagen würden.
TONI KLEIN: Ja. Passt. Tatsächlich sind es mehr als die Hälfte, wenn auch nur knapp.
BENJAMIN ZÜHR: Okay.
TONI KLEIN: 55 Prozent haben das wohl gesagt. Ich fand es überraschend. Also ich hätte jetzt gedacht überraschend viel. Es gab da auch Statements dazu. Kommen wir gleich später noch. Genau. Zweite Schätzfrage. Gleicher Teilnehmerkreis, hundertsechzig Leute aus Versicherungen, Assekuradeure. Wurden sie auch noch gefragt zum Thema automatisierte Risikoaustauschplattform. Ob sie glauben, dass es in zehn Jahren zum Marktstandard gehört. Also, dass man über eine Plattform Risiken tauschen kann. Wie viele da wohl gesagt haben: Ja, in zehn Jahren ist das schon eher in Richtung Standard am Markt. 15:21
BENJAMIN ZÜHR: Ansgar, jetzt darfst du.
ANSGAR KNIPSCHILD: Und auch Risikodaten. Also zuerst hätte ich jetzt gesagt, das sind bestimmt weniger. Wenn man bei anderweitigen schon so skeptisch ist, dann bei dem Datenaustausch noch mehr. Auf der anderen Seite, zehn Jahre ist ein echt langer Zeitraum. Da vertut man sich immer. Und ich glaube, dass da schon auch fast ein Generationenwechsel dann wahrscheinlich ansteht. Also heute, die ganzen Kolleginnen und Kollegen fünfzig Plus, zu denen ich ja selber auch schon inzwischen gehöre. Werde ich dann so langsam, aber sicher.
TONI KLEIN: Spoiler.
ANSGAR KNIPSCHILD: Genau. Also keine Ahnung. Ich würde einmal sagen daran glauben vierzig Prozent.
TONI KLEIN: Ja. Also da liegst du echt ein bisschen daneben. Tatsächlich sind es 71 Prozent. Hat mich total umgehauen, muss ich sagen.
ANSGAR KNIPSCHILD: Die glauben, dass es so eine Plattform geben wird in zehn Jahren?
TONI KLEIN: Ja, in zehn.
ANSGAR KNIPSCHILD: Okay.
TONI KLEIN: Nein, also in zehn Jahren nicht nur eine Plattform geben wird, sondern, dass es ein Marktstandard sein könnte. Für mich sind die beiden Zahlen auch ein bisschen widersprüchlich. Also es ist schon so ein gewisser Glaube an eine Automatisierung und an auch Plattformen oder Setback-basierte Zukunft. Aber irgendwie wieder ein bisschen widersprüchlich. Also wenn ich jetzt schon nicht so richtig daran glaube, dass es automatisiertes Underwriting geben kann, dann kann ich mir auch schlecht vorstellen, dass es in zehn Jahren ganze Risikotauschplattformen gibt. Was auch immer das dann wirklich ist. 16:36
BENJAMIN ZÜHR: Ja. Wollte ich gerade sagen.
ANSGAR KNIPSCHILD: Wollte ich gerade sagen. Habe ich verstanden. Entschuldigung. Risikodatenaustausch. Also das könnte man sich ja schon erklären. Datenaustausch ist das eine. Aber mit den Daten automatisiert etwas machen, Underwriting. Ja, jetzt wo du es erzählst, kann man auch einen gewissen Sinn daraus ableiten. Wenn ich es richtig verstanden habe.
BENJAMIN ZÜHR: Aber die Frage ist ja: Ist damit, also Versicherungs- also sind damit die Risikodaten gemeint, die ich wirklich für die Versicherung brauche? Oder ist da…
TONI KLEIN: Weiß ich nicht.
BENJAMIN ZÜHR: Was?
TONI KLEIN: Weiß ich nicht.
BENJAMIN ZÜHR: Okay. Also, ja, weil das ist ja eine spannende Geschichte. Weil damit natürlich der Kreis der Risikodaten deutlich eingeengt wird. Also wenn ich wirklich nur mich um die Risikodaten kümmere, die ich brauche, um letztendlich eine Versicherung abzuschließen. Dann habe ich ja einen viel eingegrenzteren Kreis an Informationen als wenn ich sage: Ich kümmere mich um Risikomanagement und die damit eingehenden Daten. Also, ja. Ja, auf jeden Fall spannende Zahl. Mal gucken, wo wir am Ende landen.
ANSGAR KNIPSCHILD: Und so kurz noch zusammengefasst spiegelt es, glaube ich auch so ganz gut so meine Wahrnehmung von Markt nach wie vor. Ich sage mal dicker Daumen fünfzig Prozent. Ich meine bei vierzig Versicherern, hast du gesagt, Toni. Zehn Prozent sind vier plus, minus jetzt mal mit einem dicken Daumen. Das heißt, ob das dann jetzt fünfzig oder sechzig Prozent sind, macht natürlich einen Unterschied. Geschweige denn siebzig. Aber es ist jetzt auch nicht so wahnsinnig auseinander. Also es ist ein gespaltener Markt meiner Meinung nach. Es gibt eben die Befürworter, die die Digitalisierung vorantreiben. Es gibt doch relativ viele Skeptiker, gerade bei dem Thema Underwriting. Und wenn es die als Motor nicht gibt, dann werden auch die zugrundeliegenden Sachen, wie Datenaustausch, glaube ich auch und dann, und ich glaube das wird wahrscheinlich dann auch zu der fortgeführten Lähmung führen. Solange nicht wirklich eine deutliche Mehrheit da ist bei diesen Themen, die wirklich sagt: Wir glauben daran und wir treiben es auch. Daran wird es nicht passieren. Du brauchst für Plattformen einfach Mehrheiten. Also das ist dann die Hälfte oder ein bisschen mehr einfach nicht genug. So bitter das ist. Das ist die andere Hälfte da, die sagt: Ja, ich habe doch schon immer gesagt, das funktioniert nicht. 18:40
TONI KLEIN: Und das klassische Argument: zu komplex, geht nicht und so weiter, zu individuell. Ja, das wird immer wieder gezogen. Natürlich. Ja.
ANSGAR KNIPSCHILD: Ja. Und wer weiß. Also bei dem letzten Mal hatten wir doch auch einige Rückmeldungen hier zum beliebten Thema Chat-GPT natürlich bekommen. Aber ich finde das zeigt unabhängig davon, was da auch gerade natürlich an Hype unterwegs ist. Keine Frage. Da muss man auch eine Menge wieder nachher Abstriche machen. Aber was für ein Veränderungspotential bei dem Thema Komplexität da ist. Von Sachen, wo man sagt: Geht doch gar nicht, dass es eine Maschine macht oder so. Da werden wir gerade in ganz, ganz vielen Arbeitsfeldern eines ganz anderen belehrt. Und das ist wieder auf zehn Jahre einmal projiziert. Mit einer so verbreiteten Technologie, ist nicht so eine Exotensache, die nur in irgendeinem Labor läuft oder in irgendeinem kleinen Startup. Also wenn man das zusammenmixt. Mal gucken wie die Umfrage in zwei, drei Jahren aussieht. Das würde mich einmal interessieren. Ob das steigt. Ja.
TONI KLEIN: Prima. Ich danke euch vielmals. Das war unser Smalltalk. Und ich freue mich auf das nächste Mal. Vielen Dank, Benny. Vielen Dank, Ansgar. Bis bald.
BENJAMIN ZÜHR: Danke. Ciao.
ANSGAR KNIPSCHILD: Ciao!
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