15.12.2022
ID-Rückblick 2022 & Ausblick 2023 – #ID53
Unsere persönlichen Themen-Highlights aus dem zweiten Jahr „Industrieversicherung Digital“: Digitalisierung, Plattformen, Netzwerke, Daten – und ein kleiner Ausblick auf ID in 2023…
Im Gespräch:Toni Klein, Benjamin Zühr und Ansgar Knipschild.
Länge:54 Minuten.
Transkript
Ansgar Knipschild: Hallo, und herzlich willkommen zu einer neuen ID Industrieversicherung Digital. Dieses Mal mit dem traditionellen Jahresrückblick 2022. Und ich habe mir zwei Gäste mitgenommen hier, die ja auch den Podcast in den letzten Monaten mitbegleitet haben, das ist einmal die Toni aus München. Hi Toni.
Toni Klein: Hallo Ansgar.
Ansgar Knipschild: Und der Benni, dieses Mal irgendwo aus dem Norden. Wo bist du genau Benni?
Benjamin Zühr: Über Hamburg. Hallo erst mal.
Ansgar Knipschild: Hi, Benni, grüß dich.
Benjamin Zühr: Kennt, glaube ich, keiner.
Ansgar Knipschild: Gut, dann sparen wir uns die Details hier. Alle klar. Super, dass ihr Zeit gefunden habt, dass wir heute noch einmal einen kleinen Jahresrückblick hier machen. Wir wollen mal uns beispielhaft so ein paar Themen rausgreifen, die wir in den letzten Monaten hier besprochen haben mit unseren Gästen. Mal schauen, was besonders hängengeblieben ist. Und mal schauen, vielleicht kriegen wir zum Ende der Folge auch wieder ein paar Vorhersagen für das nächste Jahr, für 2023, hin. Da habe ich mich ja im letzten Jahr ziemlich in die Nesseln gesetzt, würde ich mal sagen, wobei ich gar nicht mehr genau weiß, wer von uns beiden was gesagt hat, Benni. Ich scrolle mal eben hier kurz durch unsere Vorhersagen für das letzte Jahr. Dann können wir da ja mal so zum Einstieg kurz drüber gucken.
Also wir haben gesagt für 2022, ich glaube, das habe ich gesagt, wir haben tausend Mitglieder und hundert Folgen. Ich gucke mal eben bei uns rein. Gut, wir sind 740 Mitglieder bei LinkedIn und wir sind immerhin bei fünfzig und ein paar Kaputte, wie viel haben wir? Weiß das gerade jemand? 52. Also die Hundert nicht ganz geschafft, aber wir arbeiten dran, würde ich mal sagen. Wie viel sollen wir uns für nächstes Jahr vornehmen, was sagt ihr?
Toni Klein: Hundert.
Ansgar Knipschild: Beste Antwort, genau. Okay. Jeder dreißig?
Benjamin Zühr: Also hundert werden wir auf jeden Fall schaffen.
Ansgar Knipschild: Na ja, hundert durch drei.
Benjamin Zühr: Nein, insgesamt hundert.
Ansgar Knipschild: Ja, okay. Nächste Vorhersage. Wir haben gesagt, BiPRO in der Industrieversicherung startet durch. Ich glaube, das war eine These von dir, Benni, wie würdest du das heute sehen? 2:01
Benjamin Zühr: Ja, ich finde BiPRO hat auf jeden Fall dieses Jahr einen ordentlichen Schub gemacht. Und gerade beim Thema Abrechnung ist ja BiPRO deutlich weitergekommen. Und dementsprechend bin ich der Meinung, ist auf jeden Fall eine Vorhersage, die nicht komplett falsch ist. Es ist natürlich schwierig, jetzt richtig einzuordnen. Aber meiner Meinung nach hat definitiv BiPRO einen Sprung gemacht.
Ansgar Knipschild: Toni, ist bei dir was zum BiPRO angekommen? Ein bisschen aus dem Projekt oder deinem Alltag im Industrieversicherungsgeschäft?
Toni Klein: Ich glaube, dass es gut ist, diese Standards zu haben, auch wenn vielleicht nicht jedes Unternehmen oder jeder Makler oder Versicherer dem schon folgt, ist es auf jeden Fall also für die Industrieversicherung eine gute Messlatte oder eine gute Orientierung, über Standards nachzudenken. Das merke ich schon auch.
Ansgar Knipschild: Genau. Und für die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt zuhören und die das Thema interessiert, wir hatten ja zwei Gäste zu dem Thema. Einmal Holm Schröder von EON, der zu dem Thema Vermittlerabrechnung erzählt hat, was für Erfahrungen sie dort gemacht hatten und dann auch von Markus Heussen, b-tix, der auch noch mal über die Vermittlerabrechnung ein bisschen mehr aus der technischen Brille gesprochen hat und auch dargelegt hat, wie so ein Projekt abläuft und was man da aus Makler- oder auch aus Versicherersicht eben machen kann. Ganz interessant. Und, ja, Benni, ich würde das genauso sehen wie du, insbesondere so die bestandsbegleitenden Prozesse, da scheint es, meiner Meinung nach, schon wirklich fast einen Durchbruch gegeben zu haben, wenn man da mal guckt, welche Versicherer und Makler da inzwischen mitmachen. Da sind ja schon die Top-10 aus beiden Lagern sozusagen vertreten.
In Richtung TAA, BCP, also Tarif, Angebot, Antrag. Ich glaube, da sieht es naturgemäß immer noch sein bisschen dünn aus, einfach, weil es sehr schwer ist, das kriegen wir ja auch bei uns im Projektalltag mit, Produkte, Tarife, wenn es überhaupt welche gibt im Industriegeschäft, die irgendwie zu standardisieren. Oder wie seht ihr das? 3:52
Benjamin Zühr: Also sehe ich genauso. Ich meine, das liegt einfach an der Natur der Sache. Es handelt sich um Individualgeschäft. Und da die Angebotsprozesse zu standardisieren, glaube ich, eher schwierig. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass es da eher in eine andere Richtung geht. Dass man Wege finden muss, das individuelle Geschäft auch individuell digital verarbeiten zu können. Aber meiner Meinung nach, da wird es vielleicht Standards geben, aber nicht, wie man jetzt im kleineren Segment, also Middle-Market-Segment, sage ich mal, kennt. 4:26
Ansgar Knipschild: Aber ist ja auch ganz lustig, wenn wir mal so das letzte Jahr Revue passieren lassen. Ich überlege gerade, was man so mitgenommen hat an neuen Initiativen, neuen Plattformen, neuen Netzwerken. Da gibt es ja verschiedene Begriffe für fast alles.
Es kreist immer um Vertrieb, um Neugeschäft, nach wie vor, dass da so die Versuche laufen. Und diese Themen, Betrieb, Bestand, Bestandsverwaltung sowie auch das Thema Vermittlerabrechnung, das scheint sehr unsexy zu sein in der Vermittlung nach außen, obwohl es ja, was Kosteneffizienz angeht, wahnsinnig viel bringen kann. Ich meine, dass weiß jeder, der so ein bisschen intern beim Versicherer oder beim Makler arbeitet, da steckt, glaube ich, ganz viel Power drin, wo man einsparen kann. Und da ist so die Frage, warum wird das eigentlich so vernachlässigt, warum rennen alle immer hinter diesem Vertriebsthema her, ist das nur Marketing, weil das nun mal das Thema, was Dollarzeichen, Eurozeichen, Umsatz verspricht und deshalb nach außen hin attraktiver ist? 5:15
Toni Klein: Ich glaube, dass einfach diese Kundensicht immer wieder ganz vorne steht. Also das kommt auch in dem Podcast ganz oft vor, dass die Branchenvertreter und -vertreterinnen, mehr Vertreter als Vertreterinnen muss man sagen, immer wieder darauf eingehen, zum Beispiel auch mit Michael Schliephake da in dem Podcast von vor einem guten Jahr, dass eigentlich das Kundenversprechen und der Kundennutzen immer ganz vorne sind. Deswegen, glaube ich, setzt bei man immer natürlich beim Vertrieb an. Und ich glaube auch, wie du sagst, unsexy, dass über den Betrieb zu sprechen, ich will nicht sagen, dröge, aber so diese wichtigen Support-Prozesse, da will man sich vielleicht auch nicht in die Karten schauen lassen, will man vielleicht auch nicht offenlegen, dass man an bestimmten Ecken vielleicht Schwächen hat oder dass man daran arbeitet. Das kann ich mir auch gut vorstellen. Vertrieb ist, glaube ich, doch sexier als Betrieb. 6:09
Ansgar Knipschild: Gut. Schnappen wir uns mal das nächste Thema aus unseren Vorhersagen. Und ich glaube, das war bei mir, wenn ich es richtig im Kopf habe, ich gucke mal hier in meine Aufzeichnung, die steile These, damals natürlich im vollen Hype, Blockchain startet durch, weniger im Frontend, diese Hype-Themen, die da waren, sind dann mehr im Backend, Transaktionen. Ich glaube, das ist ziemlich in die Butz gegangen, wenn man sieht das Thema B3I, da wo sich ja Versicherer, Rückversicherer zusammengeschlossen haben, wurde jetzt beerdigt. Da haben sich die Versicherer wirklich aktiv aus diesem Konsortium rausgezogen. Das Ding existiert schlicht und ergreifend nicht mehr. Und ich habe noch im November jetzt gelesen, dass IBM und, wie heißt der Logistiker noch, Maersk auch die Zusammenarbeit abgebrochen haben, obwohl es dort ja, ich meine, mehrere hundert sogar Teilnehmer gegeben hat, die also hier Transport et cetera per Blockchain abgewickelt. Ende vom Lied war auch da, rechnet sich schlicht und ergreifend nicht. Also der IT-Invest, der da ist, deckt nicht den Mehrwert, der da generiert wird. Ganz unabhängig jetzt von dem Thema Blockchain. Aber das waren so zwei Leuchtturmprojekte, die ich in Erinnerung hatte, auch im letzten Jahr schon.
Und ansonsten, glaube ich, ist von diesem Hype-Thema aktuell nicht mehr viel zu sehen. Oder kommt das bei euch noch irgendwo vor, dass Kunden euch darauf ansprechen? 7:18
Benjamin Zühr: Nein. Also momentan ist da totale Ruhe. Aber ich glaube, das Thema wird wiederkommen, weil es einfach in der Natur der Sache liegt. Also letztendlich ist e3s einfach Forschung und Entwicklung. Und da muss es halt Initiatoren geben, die dann auch entsprechend da investieren. Und mich würde mal der Business Case dahinter interessieren, wenn man nach so kurzer Zeit, in Anführungsstrichen, sagt, es rechnet sich nicht. Muss ich sagen, es ist nur bedingt nachvollziehbar für mich, aber zeigt eigentlich auch die Krux in der Sache. Also ist ja nicht nur bei Blockchain so, sondern ist ja häufig so, dass denn doch eher kurzfristiger gedacht wird. Und ich glaube, so eine kurzfristige Perspektive auf das gesamte Thema Digitalisierung funktioniert nur bedingt.
Ansgar Knipschild: Ja, man braucht schon ein bisschen Durchhaltevermögen, wenn man mit dem einen oder anderen Marktteilnehmer spricht, vielleicht auch gerade so in den gehobeneren Positionen bis hin zum Vorstand und die haben halt ihre Fünf-Jahres-Uhr vor sich ticken, selbst in fünf Jahre was hinzukriegen, was belastbar einen Invest rechtfertigt, ist, glaube ich, schon schwer genug. Und wie du sagst, nach ein, zwei Jahren, so lange hat das IBM- und Maersk-Projekt hier vor sich hin getickert, da war eigentlich abzusehen, dass das rein finanziell sich nicht rechnen kann. Also welche Initiative tut das schon.
Benjamin Zühr: Ja.
Ansgar Knipschild: Okay. Ich glaube, das waren so unsere Hauptvorhersagen. Wir können die ja mal im Hinterkopf behalten und mal schauen, wie wir die im nächsten Jahr sehen. Toni, wenn wir mal auch in Richtung Zukunft gucken, du bist ja auch jemand, der bei uns so die LinkedIn-Community so ein bisschen im Blick hat, wie siehst denn du das? Zurzeit ist die LinkedIn-Community sehr passiv, sage ich mal. Wir informieren dort die Kolleginnen und Kollegen über neue Folgen, ansonsten passiert da nicht viel. Wenn du sonst so das LinkedIn-Verhalten in der Community so siehst, glaubst du, dass wir da es schaffen könnten, vielleicht auch ein bisschen mehr Interaktion hinzubekommen oder ist das nur ein Wunsch und bleibt der ID-Podcast eher ein Informationsmedium oder weniger eins mit Interaktion? 9:25
Toni Klein: Du willst jetzt von mir schon das Superziel für 2023 hören.
Ansgar Knipschild: Erst mal nur eine Einschätzung.
Toni Klein: Also definitiv ist die LinkedIn-Community, die wächst organisch. Also wir machen da eigentlich nichts in Richtung irgendwie Werbung oder da groß Leute reinzuziehen. Das ist, ich glaube, über Suchbegriffe. Und ich freue mich da, ehrlich gesagt, immer sehr, wenn da neue Branchenvertreterinnen mit dazukommen. Und es ist für mich ja auch eine schöne Quelle, zu sehen, wer interessiert ist. Und viele Gäste, die ich interessant finde, die gewinne ich über diese Gruppe halt auch. Und das finde ich schon ganz interessant.
Zum Beispiel, dieses Jahr hatten wir den Christian Fuchsentaler von Fresenius dabei und auch die Anette Rake und Ulrich Kütter von DB Schenker, meine Kundenseite, da bin ich so ein bisschen über die Community so ein bisschen draufgestoßen. Und das war super, super hilfreich. Und ich hoffe, das wäre auch mein Traum, ich hoffe, die Community sieht das auch so, dass wir nächstes Jahr da viel mehr noch in persönlichen Kontakt kommen. Es ist ja schon noch ein bisschen virtuell, so eine Gruppe. Aber das wäre schon schön, finde ich gut. 10:36
Ansgar Knipschild: Wir haben 45 Prozent Makler, Agenten und im weitesten Sinne Vertrieb, also auch MGAs, ungefähr vierzig Prozent Versicherung Underwriting. Sei es eben einem Versicherer angeschlossen oder auch frei. Und 15 Prozent, habe ich gesagt, Sonstige, da sind also ein paar Tech-Unternehmen dabei, Berater, aber auch Endkunden. Von daher fand ich das ganz spannend, dass gerade dank deiner Hilfe, Toni, ja ein paar Endkunden auch bei uns den Weg vor das Mikrofon gefunden haben. Hast du da irgendwas Besonderes noch im Hinterkopf behalten, was die Kollegen da von DB Schenker zum Beispiel oder auch die anderen irgendwie für die Branche für sich festgehalten haben, gab es da spezielle Wünsche, die die Endkunden an die Versicherer oder an die Makler hatten?
Toni Klein: Ja, doch. Also vor allem im Gespräch mit DB Schenker mit der Anette und dem Ulrich war das schon so ein super aktives Team, superviele Initiativen und auch eher der Wunsch, dass die Versicherer und die Makler viel aktiver sind und viel mehr digital unterstützen können. Und bei beiden, auch beim Herrn Fuchsentaler dann, kam das so raus, dass sie, die Unternehmen einfach selber aktiv werden, und zwar massiv. Zum Beispiel bei Fresenius wird ja dieses Risk-Management-System eingeführt. Da haben wir uns verabredet für nächstes Jahr, da frage ich ihn dann noch mal, wie es gelaufen ist oder wie es noch läuft. Das dauert ja auch eine Weile.
Also der Wunsch auch, die eigenen Risikodaten und das komplette Datenmanagement in eigener Kontrolle zu haben und dann eher die Versicherer oder die Risikoträger mit eigenen Daten zu versorgen, als darauf, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, zu warten, dass die Daten dann von außen kommen. Das würde ich schon so sehen, das ist jetzt kein Trend, das ist eine ganz natürliche Entwicklung. Aber das kam schon sehr stark durch. 12:23
Benjamin Zühr: Aber ist ja eigentlich spannend, weil letztendlich es ja bisher getrennt wird, also häufig getrennt betrachtet wird, das Thema Risikomanagement und Versicherungsmanagement. Und selbst, also wenn quasi jetzt auch von Kundenseite immer mehr darauf gepocht wird, diese beiden Themen, die ja letztendlich auch zusammengehören, miteinander zu verbinden, ist ja extrem positiv. Und das kann ja einen sehr positiven Impuls auch letztendlich vielleicht für die Makler und die Versicherer geben, in diese Kerbe auch stärker zu investieren, reinzugehen und dem Ganzen einfach eine Chance zu geben. Weil, am Ende ist es halt wirklich eine Veränderung zu dem, wie es bisher gemacht wurde. Und das finde ich dann, ist gut, wenn der Druck von dort kommt.
Toni Klein: Aber ich muss auch sagen, da gab es auch viel Verständnis. Also bei beiden Gesprächen hatte ich auch das Gefühl, dass beiden Seite bewusst ist, dass einfach auf Versichererseite viel, viel zu tun ist. Dass viele Investitionen auch getätigt werden, gerade auch in Richtung künstliche Intelligenz zum Beispiel. Und viele Initiativen, viel Geld in die Hand genommen wird, um Dinge zu tun. Es aber manchmal einfach auch nur daran scheitert zum Beispiel, einen Schadensüberblick zu haben international für alle Vorgänge in einem Jahr. Und das sind immer noch, also von der Sicht von außen, Basisinformationen, wo aber immer noch diese Probleme existieren, das überhaupt zu bekommen. Und wenn es dann kommt, sind oft die Daten auch nicht korrekt. Die werden dann noch mal intern gegengeprüft. Und da habe ich schon so den Wunsch vernommen, an dieser Stelle braucht man keine künstliche Intelligenz, lieber so die Basis erst mal klarkriegen. Das wäre auch sehr hilfreich für die Unternehmen.
Ansgar Knipschild: Aber da schließt sich ja fast automatisch die Frage an, woran liegt denn das? Ich meine, wir machen das ja auch schon ein paar Jährchen jetzt hier und begleiten Makler, Versicherer, zum Teil auch dann die Endkunden über den Podcast, auch über unseren Job. Und warum dauert das so lange, wo eigentlich alle Beteiligten ja sagen, Mensch, es sind echt Basics, es braucht keine künstliche Intelligenz, wie du gerade so schön gesagt hast.
Habt ihr da irgendeine Theorie, warum das so lange dauert? Ist das mangelnde Masse, ist das schlicht und ergreifend, je größer eine Organisation ist, umso komplexer wird das Ganze natürlich auch einfach in die Praxis zu führen. Ein kleines, wendiges Unternehmen mit fünf Leuten kriegst du schneller umgestellt als einen 5.000-Mann-Unternehmen. Habt ihr selber noch irgendwelche Thesen, warum solche Basics immer noch in 2022 und vermutlich ja auch in 2023 Thema sind? 14:48
Benjamin Zühr: Also meiner Meinung nach hat das unterschiedliche Gründe. Zum einen ist es halt so, dass in der Branche sowohl auf Maklerseite als auch auf Versichererseite eine Konsolidierung immer wieder stattfindet. Das heißt, man hat halt N Systeme innerhalb einer Gruppe, die unterschiedliche Datenqualität haben et cetera pp. Ich glaube, das ist wirklich ein Thema. Also es ist ja nicht selten, dass in einem Unternehmen mehrere Bestandsführungssysteme existieren, die dann auch entsprechend unterschiedliche Datenstandards haben, wo Dinge, Verträge beispielsweise oder Schäden oder Sonstiges einfach unterschiedlich gepflegt werden. Und das ist ein Grund, warum es so herausfordernd ist.
Ich glaube, und das zeigt ja letztendlich auch die Praxis, dass es extrem schwierig ist, auch aus diesen alten Systemwelten sich herauszulösen überhaupt. Und ich persönlich bin auch der Meinung, dass teilweise halt einfach auch eine Idee fehlt, was man wirklich machen möchte.
Also das ist ein Thema, womit ich zumindest häufig konfrontiert werde, dass es dem Markt eigentlich immer noch relativ gut geht, so wie es halt ist. Und dass letztendlich eigentlich gesagt wird, na ja, das Geschäftsmodell funktioniert ja, wie es ist, warum soll ich das Geschäftsmodell ändern, wenn es funktioniert. Und dementsprechend wird halt geguckt, okay, was für Themen habe ich innerhalb meines Geschäftsmodells, wo ich halt besser werden könnte oder sonst was. Aber es wird überhaupt nicht das Geschäftsmodell als solches weiterentwickelt. Und ich glaube, das sind letztendlich Themen, da ist einfach bisher noch viel zu wenig Wille im Markt spürbar, da wirklich sich zu verändern und wirklich auch zu überlegen, okay, wie sieht denn zukünftig die Rolle eines Maklers aus, wie sieht denn zukünftig die Rolle eines Versicherers aus und so weiter und sofort. Und ich glaube, bevor das nicht passiert, wird auch im Markt kein wirklicher Umbruch stattfinden.
Also wir hatten vorhin das Thema TAA, TAA ist ja letztendlich etwas, der Prozess ist ja nicht neu gedacht, das ist halt einfach, wie kriege ich es hin, möglichst einfach viel Geschäft reinzubekommen, was ich standardisieren kann. Das hat aber nichts damit zu tun, ob das individuelle Risiko auch eines kleineren Kunden richtig bewertet oder nicht richtig bewertet ist. Sondern man versucht halt, über Masse das Ganze auszugleichen. Und letztendlich glaube ich, also Punkt eins wird man im komplexen Geschäft damit nicht weiterkommen und Punkt zwei ist es meiner Meinung nach auch mittelfristig nicht mehr der richtige Ansatz, weil, der Trend wird hingehen zur Individualität auch im kleineren Segment. Und dafür müssen Lösungen gefunden werden. Weil, Risiken sind nun mal individuell und müssen somit auch individuell bedient werden. Und deswegen kann man sicherlich Dinge standardisieren. Aber ich glaube, insgesamt wird da eine Trendumkehr stattfinden. 17:53
Toni Klein: Das Thema Vernetzung, also auch Daten zu vernetzen, du sagtest, die Systemlandschaft ist eben so komplex oder so heterogen, ich glaube einfach, dass viele Daten, die gebraucht werden, um sie zusammenzuführen, einfach so verteilt liegen, dass man da nicht herankommt einfach. Und dass immer noch zu viele manuelle Schritte und zu viele Übertragungsfehler stattfinden. Und erst wenn diese Vernetzung funktioniert, dann kann man auch immer besser diese Daten nutzen. Datenmanagement ist das Thema. Also würde ich jetzt schon einmal einloggen für Trend 2023.
Ansgar Knipschild: Okay. Ich habe mich vor Kurzem mit einem Kollegen, das ist ein Berater, der im Bankenbereich unterwegs ist, über das Thema unterhalten. Und der hat erzählt, das fand ich ganz interessant, du, bei den Banken ist es genau das Gleiche. Die tragen ja vor sich so ein bisschen diesen Nimbus, die sind in der Digitalisierung schon ziemlich weit und das stimmt auch, aber halt primär im Endkundenbereich. Kreditvergabe zum Beispiel für einen Privatkredit, zum Teil sogar auch eine Baufinanzierung läuft ja heute schon echt vollautomatisch. Da sind die Systeme da, da sind die Parameter da und da kriegst du auch in sehr, sehr kurzer Zeit im Zweifel online das Ding raus.
Firmenkunden, fand ich ganz interessant, was der Kollege erzählt, sagt er, völlig andere Welt. Und seine These, ganz simpel, ist wirklich Stückzahl schlicht und ergreifend. Er sagte, klar, da bist du teilweise um Faktor tausend kleiner als im Privatkundenbereich, also lohnt sich ein Invest in IT nicht. Und man konnte das ganz gut in der Vergangenheit einfach mit mehr Personal auch rechtfertigen. Also man hat einfach gesagt, okay, wenn das Kreditvolumen wächst, auf unsere Branche übertragen halt das Versicherungsvolumen wächst irgendwo, dann hole ich halt mehr Leute. Nur, das wird natürlich zunehmend schwieriger, Stichwort Fachkräftemangel. Und gleichzeitig steigt aber auch die Kostenkurve schneller an als der Umsatz. Insbesondere in Niedrigzinsphasen. Und ich glaube, da ist eine Analogie von Banken zu Versicherungen. Banken konnten in Hochzinsphasen ganz gut verdienen, Zinsen gehen runter, trotzdem musste mehr Personal rangeholt werden, also logischerweise, dein Gewinn wird immer kleiner.
Und jetzt sind wir an so einem Kreuzungspunkt, obwohl die Zinsen ganz leicht wieder ansteigen, wo du eigentlich mit jeder Person mehr, die also ganz hart gesprochen nur Copy, Paste macht von Anträgen, aus verschiedenen Informationen was zusammenzutragen. Deshalb sagte er, er glaubt, jetzt könnte eine Wende kommen, aber es ist hauptsächlich getrieben durch den Fachkräftemangel und durch mangelnden Nachwuchs in diesen Branchen, die halt einfach nicht mehr kommen. Und dann bist du gezwungen, dich mit diesem Thema zu beschäftigen, was du in den letzten Jahren halt ganz gut vermeiden konntest. Ich glaube, das Thema Fachkräftemangel ist eines deiner Lieblingsthemen, Benni, deshalb schiele ich mal zu dir rüber. 20:24
Benjamin Zühr: Ja, ist auf jeden Fall ein schönes Thema, weil es so sinnvoll erscheint, sich mit dem ganzen Thema Effizienz und damit auch Digitalisierung zu beschäftigen, wenn man letztendlich nicht genug Personal hat. Aber bisher habe ich das Gefühl, auch da wird nur bedingt eben wieder Zusammenhang gesehen. Also ich kenne wenige Unternehmen, die wirklich sagen, okay, wir haben Fachkräftemangel, wir investieren in Digitalisierung, weil wir letztendlich somit effizienter werden und im Zweifel weniger Personal brauchen. Und fairerweise muss man natürlich auch sagen, dass da, wo wirklich Fachkräftemangel herrscht, das heißt nämlich, im Individualgeschäft halt auch noch nicht so viele digitale Mittel letztendlich zur Verfügung stehen. Also somit, auch da müsste halt investiert werden. Und im Zweifel dauert es halt auch länger.
Es gibt keine Standardlösung, die quasi schrankfertig hingestellt werden kann und so, jetzt bist du effizienter. Sondern, da heißt es halt wirklich, investieren. Und ich glaube, dass das Risiko bisher für viele noch zu hoch ist. Also das ist zumindest mein Gefühl, wenn ich mit Unternehmen spreche, dass das einfach noch ein Thema ist. #00:21:45-5#
Toni Klein: Stichwort Fachkräftemangel. Ach sorry, Benni.
Benjamin Zühr: Ja.
Toni Klein: Genau. Darüber haben wir auch, glaube ich, mit der Bettina Dietschel, es war aber schon letztes Jahr, gesprochen.
Benjamin Zühr: Ja.
Toni Klein: Das war auch sehr interessant. Aber das hatte ich auch dieses Jahr mit dem Arthur Martini von Contrust. Das war auch super interessant, auch jetzt kein riesengroßer Makler, sondern so ein mittlerer bis kleinerer Makler. Wo er aber auch gesagt hat, also auf seiner Bucket List für 2022, wir haben, glaube ich, Anfang des Jahres gesprochen, steht Low Code. Und Low Code im Sinne von selber in der Lage sein, digitale Anwendungen entweder selber zu erstellen oder auch im gewollten Sinne zu verändern. Und da verbindet sich jetzt quasi Fachkräftemangel mit auch Flexibilität, also auch die Fähigkeit, Produkte, also Versicherungsangebote, Risikoangebote an den Markt, auch an Marktentwicklung stärker zu koppeln und schneller veränderte Verträge und veränderte Konditionen auf den Markt zu bringen, auch digital.
Ich hatte da, muss ich sagen, auf der DKM einen denkwürdigen Vortrag besucht dieses Jahr, wo ich ein bisschen auch geschockt war. Jetzt muss ich sagen, das war bei der Ergo, wo der Teil der Umsetzung, also da ging es um die Definition eines Produktes, es war, glaube ich, Gewerbehaftpflicht oder so, da gab es ganz viel Analyse, warum ein Produkt so aussehen muss und ganz viel Underwriting auch. Und dann die Umsetzung war so ein ganz kleiner Balken. Und ich glaube, so in der Praxis ist aber genau das das Thema, dass einfach zu wenig Leute da sind, die es vielleicht auch umsetzen können. Oder die Befähigung von fachlich spezialisieren Leuten wie Underwritern, dass die in der Lage sind, selber die Produkte digital aufzubauen. 23:29
Ansgar Knipschild: Finde ich ein super Stichwort, um noch mal ganz kurz den Rückblick eine Perspektive nach oben zu heben. Ich habe mir mal die Folgen angeschaut, es sind um die dreißig, die wir 2022 hatten. Und so Tech-Themen, die du gerade genannt hat, zum Beispiel Low Code hatten wir ja auch einen Podcast zu, das waren acht Folgen. Also jetzt muss ich mal ganz kurz rechnen, ungefähr ein Drittel, sagen wir mal so, ein bisschen weniger. Underwriting ganz allgemein, die Kollegen von Chubb, HDi, Volante, GVNW, Marsh und so weiter ungefähr gleich viel, interessanter Weise. Und dann gefolgt von Themen wie Trading, Netzworker-Plattformen.
Kundenthemen, hast du schon gesagt, ein bisschen dünner. Und wirkliche Betriebsthemen, Finance, Abrechnung hatten wir drei Folgen. Und vielleicht gehen wir da noch mal rein. Starten wir mal mit dem meist genannten, wenn ich richtig gezählt habe, alles weitgehend so um Underwriting, also sprich von der Risikoträgerseite her, wie kann man mit digitalen Mitteln diesen Prozess optimieren. Ist euch da noch eine Folge in Erinnerung geblieben, die ihr beeindruckend fandet oder wo ihr an einen bestimmten Gesprächspartner denkt? Ich gucke mal eben ganz kurz durch, wir hatten Volante zum Beispiel mit Smart Underwriting, das war, glaube ich, ein ganz interessantes Thema. Hast du da noch im Kopf, was da so die wichtigen Themen waren? 24:45
Benjamin Zühr: Also letztendlich ist das also ein super interessanter Ansatz, weil der Hans extrem innovativ erstens ein komplett neues Financial-Lines-Produkt entwickelt hat und das denn auf parametrischer Basis abgebildet hat. Und erst einmal auf Excel-Basis hat er einen Algorithmus gebaut, da unterschiedliche Datenbanken angebunden, um letztendlich sowohl die Risikoeinschätzung, aber vor allen Dingen auch die Schadenbewertung digital abbilden zu können. Und das ist schon wirklich ein sehr, sehr moderner Ansatz, ein mutiger Ansatz meiner Meinung nach. Und scheinbar hat er mit Volante eine Unternehmensgruppe gefunden, die auch entsprechend daran glauben. Und nach meinem Kenntnisstand ist er damit ja auch nicht ganz unerfolgreich. 25:34
Ansgar Knipschild: Interessant fand ich die Erkenntnis nach Gespräch mit Marsh und mit GVNW, die hatten wir ja zum Thema Captives zu Gast. Auf der einen Seite hat es diesen starken Trend zu den Captives gegeben aufgrund des harten Marktes, dass die Unternehmen natürlich schauen, wie können sie Teile ihrer Risiken selbst eindecken. Auf der anderen Seite ist aber der Digitalisierungsgrad noch geringer in der Industrieversicherungs- oder Rückversicherungsbranche, zumindest von dem, was wir da von unseren Gästen gelernt haben.
Da hätte ich echt mit etwas anderem gerechnet, muss ich ganz ehrlich sagen, weil ich gedacht hätte, na ja, das sind kleine Einheiten, eine Hand voll Leute ja in der Regel, wenn überhaupt, zumindest hier für den deutschen Markt, die dann eben für Konzerne agieren. Die müssten doch entscheidungsfreudig sein, entscheidungsfähig sein und in relativ kurzer Zeit dann eben für all die Sachen, die sie halt brauchen im Alltag, das Ganze digitalisieren, aber das Gegenteil ist der Fall. Habt ihr da eine Meinung zu? 26:27
Benjamin Zühr: Also meiner Meinung nach ist es halt einfach ein Stück weit noch, die leben quasi eigentlich ja noch sehr stark in einer Nische und sind ja auch noch, ich sage mal, ein Geschäftsmodell, was ja immer noch im Kommen ist. Und ich kann mir einfach vorstellen, dass erstens nur bedingt Standardsoftware für Captive zur Verfügung steht. Also dass die wirklich dann Captive-spezifisch sind. Und auf der anderen Seite halt einfach aufgrund dessen, dass es eher kleinere Einheiten sind, auch ein größerer Invest absolut unrealistisch ist.
Also ich glaube, momentan beißt sich da noch ein bisschen, ich sage mal, das, was man als Nutzen generieren würde, wenn man wirklich in digitale Lösungen investieren würde, und im Zweifel reicht dann halt auch Standardsoftware, die halt für Risikoträger, Makler, Assekuradeure, was auch immer, eingesetzt werden, um letztendlich das Geschäft verarbeiten zu können. Ich glaube, das ist der ganz simple Grund, würde ich sagen.
Toni Klein: Da hatten wir ja auch zwei Episoden sogar dieses Jahr zum Thema Captives. Das war einmal im April mit dem Holger Kraus und jetzt vor Kurzem, September, ist schon eine Weile her, mit dem Frank Harting von Marsh. Kann man auch gut noch mal reinhören, die wurden viel angehört schon. Also es scheint, doch ein Thema zu sein. Hat einen Nerv getroffen.
Ansgar Knipschild: Was ja so durch die Marktphase, glaube ich, ganz gut erklärbar ist, dass da natürlich auch ein Bedarf da ist, wie man Risiken alternativ eindecken kann.
Toni Klein: Ich habe vielleicht noch was, das Gespräch mit Chubb, also dem Andres Fann, dem Simon Kapel, das war auch sehr interessant. Bei der Chubb scheint das Thema Violet Insurance ganz im Trend, aber das ist ein Thema, was sie im Podcast genannt haben, wo sie auch inhouse durch bestimmte technische Fertigkeiten, den Namen habe ich leider vergessen, muss ich noch mal reinhören, in der Lage sind, auch gut vordefinierte Lösungen anzubieten. Sodass die relativ schnell und unkompliziert in die technischen Lösungen ihrer Kunden wiederum einbetten können.
Und das hatte ich so auch noch nicht im Podcast gehört bei anderen. Deswegen dachte ich schon mal, schön, jetzt hier zu erwähnen. Das war die Folge 48. 28:45
Ansgar Knipschild: Ich glaube, da war doch auch das Stichwort, dass sich das Berufsbild oder das Jobumfeld des Underwriters ja doch deutlich ändern wird in Zukunft bei der Chubb. Hast du da noch was im Hinterkopf, was da so an Thesen im Raum stand?
Toni Klein: Ich weiß jetzt gar nicht genau, ob das nur der Chubb war. Also insgesamt war das schon so, habe ich auch gerne gefragt in den Podcasts, wie so das Berufsbild sich ändert, Bettina Dietsche wieder an der Stelle auch noch mal erwähnt, lohnt sich auch sehr, also dieses Thema Datenmanagement und auch Analytik, das ist ein großes, großes Thema. Und auch einfach so einen digital nativen Background zu haben immer mehr.
Auch die Differenzierung zwischen einer Kollegenschaft, die vielleicht schon etwas älter ist, die jetzt traditionell man nicht so im Digital-native-Umfeld eher sieht, da einfach die Kompetenz hervorzuheben. Und dann aber eine neue Generation von Mitarbeiter*innen zu entwickeln auch, die analytischer und auch it-getriebener unterwegs sind. Und aber, was auch interessant ist, es gibt da auch keinen einzelnen Fachbegriff für. Also jedes Unternehmen nennt das auch immer ein bisschen anders. Ist jetzt oft meine Erfahrung, also das kann man nicht einfach so rausfinden. 29:51
Benjamin Zühr: Wir hatten das ja auch ziemlich am Anfang unserer Podcast-Reihen mal gesagt, letztendlich haben wir das ja so ein bisschen beschrieben, wie damals der Change von dem Kfz-Mechaniker zum Kfz-Mechatroniker. Und das, finde ich, ist eigentlich ein ganz schönes Bild, weil, ich bin persönlich auch fest davon überzeugt, gerade, weil immer mehr Low Code und Low-Code-Plattformen auf den Markt kommen, dass sich die Rolle der Fachbetreuer, Schrägstrich, Underwriter dahingehend einfach erweitern wird, dass eben letztendlich auch Lösungen dann technisch bereitgestellt werden von dem Underwriter selbst.
Und ich glaube persönlich, dass das auch eine Antwort auf das Thema Digitalisierung von Individualgeschäft sein wird. Weil, da geht es im Zweifel nicht mehr um den TAA-Prozess, das wird im Zweifel noch eine Zeit lang auch individuell sein, das ist ja auch in Ordnung. Aber dann geht es halt da drum, das, was dann in dem Vertrag, der geschlossen wird, passiert, also der lebt ja, dass das halt in Form eines digitalen Produktes oder wie auch immer dann letztendlich vom Underwriter selber mit Hilfe von Low Code, Low-Code-Tools abgebildet wird. Und dann auch entsprechend die Partner, die prozessual beteiligt sind, technisch entsprechend eingebunden werden. Und da glaube ich persönlich sehr stark dran. 31:16
Ansgar Knipschild: Dann würde ich mal festhalten im Themenbereich Underwriting, wo wir jetzt so um die neun Folgen hatten, es tut sich schon was, auch wenn es langsam ist und eher in so kleineren Nischen. Man muss wahrscheinlich ein bisschen Geduld mitbringen, bis sich das dann signifikant im Markt niederschlägt. Aber man kann eben auch nicht sagen, da tut sich gar nichts beim Bereich Underwriting oder bei den Versicherern. sondern da haben wir ja gerade eine paar spannende Beispiele gehört und jedem seien da die entsprechenden Folgen ans Herz gelegt und da noch mal so ein bisschen reinzuhören. Ich würde ansonsten ganz gerne in den nächsten Block switchen. Benni, du hattest, glaube ich, noch ein Thema und Toni, du hattest eben auch noch mal was. 31:47
Benjamin Zühr: Ach so, ja, ich wollte auch eigentlich zum nächsten Block, nämlich eine Sache, die du vorhin nämlich gesagt hast, als du dein Bankenbeispiel genannt hast. Da hattest du auch das Thema Geld wird teuer ganz kurz. Und das ist ja ein Thema, was ich spannend finde. Also ich sage mal jetzt, der nächste Block, könnte ich mir vorstellen, könnte ja das Thema Technologie, Schrägstrich, Insuretech sein. Und das sind ja häufig fremdfinanzierte Firmen. Und da bin ich mal gespannt, also ohne, dass ich jetzt da wirklich eine Prognose geben kann, wie sich jetzt genau diese Zinswende auf das auswirken wird. Also nämlich genau auf Fintechs, Insuretechs, wie sie auch immer alle heißen. Weil, die tun ja dem Markt gut. Also das sind ja letztendlich wirklich Innovationstreiber. Und habt ihr da eine Meinung zu, wird es jetzt weniger Insuretechs geben, wird das genauso bleiben oder wird da mehr Druck draufkommen? Wie wird sich das einpendeln?
Ansgar Knipschild: Also ich glaube, auf einer Makroebene, ganz, ganz von oben, sind sich die meistens einig, dadurch, dass das Geld teurer wird und damit die Anlagen natürlich für Investoren, die jetzt in so eine Serious A, in so eine Serios B einsteigen, woanders attraktiver wird bei geringerem Risiko, wird wahrscheinlich bei der einen oder anderen Runde, vor allen Dingen auch bei der zweiten oder dritten, wenn die ersten Erfolge auch ausbleiben beim Insuretech, ich glaube, der Geldstrom ein bisschen dünner werden in Zukunft. Das merkt man jetzt schon bei den Nachfolgeserien. Und dass dann auch die Insuretechs oder die Start-ups halt wirklich getrieben sind, okay, man muss einfach enger mit dem Geld wirtschaften, vielleicht nicht mehr ganz so viel nur für Marketing rausblasen, sondern eben gucken, dass man wirklich auch erste Ergebnisse erzielt, was sehr schwer ist.
Wir haben ja eben schon mehrfach erzählt, wie lange es in der Branche auch braucht, nicht nur in der Industrieversicherungsbranche, ich glaube, auch im Gewerbebereich ist ja das digitale Geschäft. Also ich habe jetzt keine exakte Zahl da, aber ich würde mal tippen, fünf Prozent plus, minus vom Gesamtumsatzvolumen, wenn überhaupt. Also ich glaube, der Rest wird immer noch traditionell über die Vertriebe halt gemacht. Und da einen belastbaren Businessplan reinzumachen, wo ein Investor sagt, da packe ich noch Geld rein, das wird schwierig.
Ich glaube, als nächstes liegt es auf der Hand, dass wahrscheinlich jetzt gute Käufermärkte sind für die Kandidaten, die noch Geld in der Kriegskasse haben, und dann eben konsolidieren, sich zwei, drei, vier Insuretechs vielleicht schnappen und zusammenpacken. Wir haben einen ersten Trend von kleineren Vergleichern oder Assekuradeuren, die zusammengelegt werden, auch im digitalen Bereich. Das wird, glaube ich, interessant. Und ob dann wiederum durch die Konsolidierung auch wieder mehr Durchdringung im Markt passiert, statt an vielen kleinen Einzelbaustellen. Also eine echte Hypothese hätte ich dazu nicht. Aber ich glaube, der Gesamttrend wird für die Kolleginnen und Kollegen auf jeden schwieriger. Auf der anderen Seite kann auch was echt Gutes dabei rauskommen, wenn sich eben mehrere zusammentun hier schlicht und ergreifend und wenn es aus wirtschaftlicher Not ist. 34:31
Benjamin Zühr: Ja, also glaube ich auch. Was ich spannend finde, wir haben ja nicht nur den Trend, dass das Geld teurer wird, sondern wir haben ja auch jetzt gesehen bei den großen Technologieunternehmen der Welt, die haben ja zigtausend Mitarbeiter entlassen. Wahnsinn. Also wir haben ja nicht nur einen Fachkräftemangel in der Versicherungswirtschaft, wir haben ja auch einen Fachkräftemangel in der Technologie. Und auch da, also ich bin mal gespannt, und deswegen ist es richtig, was du sagst, die Unternehmen, die jetzt noch Geld haben, haben jetzt die Chance, viele Mitarbeiter zu kriegen, einzustellen, die im Zweifel die Ansätze, die verfolgt werden, deutlich schneller entwickeln als wie es vorher der Fall gewesen wäre. Im Zweifel sogar für weniger Geld, weil letztendlich einfach der Fachkräftemangel dafür sorgt, dass die Gehälter sinken. Oder nicht mehr vorhandene Fachkräftemangel muss man ja wohl eher sagen, weil, wenn so viele tausend Mitarbeiter auf einmal/ Das ist Wahnsinn, also absoluter Wahnsinn.
Ansgar Knipschild: Bleiben wir mal beim Thema Technik. Ich springe mal zum nächsten Thema. Wir hatten zwei Podcasts, wo wir uns mit Textanalyse im weitest Sinne beschäftigt haben. Einmal die Kollegen von Bridge MT, die einen ganz interessanten Ansatz hatten, wie man in dem Fall Wahlprogramme, also ein nicht ganz versicherungsspezifisches Thema, analysieren kann und damit die Erfolgswahrscheinlichkeiten prognostizieren kann. Das könnte man theoretisch auf komplexe Bedingungswerke und Ähnliches übertragen. Und etwas näher an der Praxis, die Kollegen von der Gothaer. Die mit, wie hieß das Tool, Toni,
Toni Klein: Semanta.
Ansgar Knipschild: Semanta, genau, ein schöner Name, ein Tool haben, um Texte, und da ist der Name Programm, semantisch zu untersuchen. Da war jetzt keine Fachlogik drin, die wirklich ein Wording inhaltlich beurteilen kann, sondern nur auf Textähnlichkeit. Ich weiß gar nicht, warst du bei dem Podcast mit dabei, Toni, muss ich jetzt noch mal fragen. Wir haben das zusammen, glaube ich, gemacht. Genau. Hattest du da noch irgendwas in Erinnerung, was da der Kollege von der Gothaer erzählt hatte, einfach, was bei Einführung des Systems gut geklappt hat, wo sie gerade stehen? Einfach noch mal so rekapitulieren auch das Thema, wie kommt Digitalisierung bei den Konzernen, Gothaer ist ja auch ein größeres Unternehmen, dort an? 36:49
Toni Klein: Also ich weiß jetzt nicht mehr genau, das ist schon echt lange her. Ist bestimmt tatsächlich, glaube ich, ein Jahr. War aber superspannend, vor allem, weil wir damals auch noch Screenshots bekommen haben von ihm. Genau, die kann man auch sehr schön in der LinkedIn Community sehen. die haben wir dann auch direkt noch gepostet, damit es jeder auch mal sehen kann. Ich glaube so allgemein gesagt, es ist wie immer, wenn man was einführt, es gibt immer viele Kolleginnen und Kollegen, die das irgendwie gut finden, manche irgendwie nicht so. Und dass es natürlich noch hakt an mancher Stelle, aber dass es schon eine enorme Effizienzsteigerung ist, eben diese semantischen Vergleiche von Wordings, auch gerade im Renewel und so weiter, um da einfach Prozesse zu beschleunigen. Ich glaube, das war eine Erfolgsgeschichte auf jeden Fall. Also es klang ziemlich gut. Und ich würde mich freuen, wenn jemand so ein Thema hat in der Community auch mit künstlicher Intelligenz oder eben auch so Textanalysegeschichten, das ist immer super interessant für uns.
Ansgar Knipschild: Interessant fand ich da auch, dass die Kollegen es geschafft haben, ein Beispiel, in dem Fall diese Textanalyse aus einem völlig anderen Bereich, das ist ja gar nicht originär für Versicherungen gewesen, dort eben mit den Kolleginnen und Kollegen, mit dem Anbieter zu sprechen und das eben auf den eigenen Bereich zu übertragen, dass das durchaus ja auch ein gutes Modell ist, um Innovation zumindest mal zu starten. Also man spricht nicht vom Scratch, etwas komplett neu bauen, sondern vielleicht mit ein paar kreativen Gedanken etwas aus anderen Branchen übernehmen und für den eigenen adaptieren. Das habe ich so ein bisschen bei dem Thema mitgenommen. Das fand ich da sehr, sehr interessant.
Toni Klein: Ja.
Ansgar Knipschild: Ansonsten hatten wir noch das Thema digitales Identitätsmanagement. Das ist ja so eines von meinen Steckenpferden, das finde ich ganz interessant. Da hatten wir den Karsten Stöcker von Spherity. Ich würde schon sagen, sehr hohe Flughöhe, weil, bei Versicherungen eigentlich noch gar nicht so richtig angekommen. Da ging es ja darum, wie man digital in einem Ökosystem, wie es so schön heißt, in einem Netzwerk, in einer Plattform eindeutig nachweisen zu können, dieses Unternehmen, dieser Makler, dieser Versicherer, dieser Mitarbeiter ist wirklich der, für den er sich ausgibt. Und man hat noch Metadaten mit dabei.
Bei dem Unternehmen zum Beispiel die Finanzkennzahlen, die ja meinetwegen für D and O ja ganz spannend sind. Und zwar wirklich safe. Also eindeutig nicht fälschbar, bevor man die eben mit Anhängen, Anlagen, PDFs und so weiter halt holt. Da fand ich beeindruckend, dass in anderen Branchen, er hat ja vom Pharmabereich erzählt, dieses Thema viel, viel weiter ist. Pharmazie, Clinical Trials und so weiter, auch zum Teil ja hochsensible Themen. Und dass hier dieses Thema Datenidentitäten viel, viel weiter ist. Es geht sogar so weit, dass Produkte in der Produktion, also zum Beispiel Medizinverpackungen, die auf dem Weg sind von Amerika in die gesamte Welt, als Beispiel, wirklich über ihren digitalen Zwilling, die Identität auch getrackt werden können. Wo ist welche Versicherungsschachtel, wo wird sie abgezweigt. Es gibt dort ja wirklich einen Schwarzmarkt.
Wir haben das Thema Zoll, was auch ein Thema ist. Und wenn dann was verlustig geht auf einem Container, hast du auch einen Versicherungsfall an der einen oder anderen Stelle. Und dass an dem Beispiel Pharma deutlich wird, okay, auch wieder so eine Nische, ein kleiner Bereich. Aber dort ist auch die Industrie zum Teil schon echt weit, was diese Themen angeht. Und da bin ich persönlich ja gespannt, ob da irgendwann so großer Handlungsdruck auch bei den Versicherern und oder auch bei den Maklern halt ankommt, dass man darauf reagiert. Wenn eben ein Kunde sagt, ich habe jetzt schon eine Menge digital, jetzt mach mal was damit. Denn, das ist ein Thema, was man ja doch auch häufiger hört, dass der ein oder andere Versicherer insbesondere mit solchen Themen, hier hast du mal einen Schwung Daten und die kommen auch nicht nur einmal per Excel, sondern vielleicht sogar kontinuierlich, zum Beispiel Transport oder Ähnliches, echt überfordert sind. Dass da dann die Underwriter, du hast eben davon erzählt, Toni, jetzt einfach, was ihre Kompetenz, ihre Weiterbildung angeht sozusagen, Datenmanagement und so weiter, einfach noch nicht so weit sind.
Da sieht man diese GAP wieder, also der auch gar nicht unbedingt mit Software zu tun hat, sondern mit einem generellen Verständnis, wie gehe ich denn damit um, wie kann ich das denn überhaupt machen. 40:34
Toni Klein: Und dass vielleicht auch viele Möglichkeiten auch brachliegen, mit den ausgewerteten Daten was zu machen. Also da steckt ja richtig Zukunft drin. Und die Fähigkeit, also ich kann das auch nicht, muss ich gestehen, aber eben aus den Daten richtig gute Erkenntnisse abzuleiten und das auch in zukünftige Geschäftsentwicklungen einfließen zu lassen. Auf jeden Fall. Das ist quasi Gold, was auf der Straße liegt.
Benjamin Zühr: Und letztendlich clashen da ja auch dann irgendwie das, ich sage mal, Geschäftsmodell des Kunden mit dem klassischen Geschäft, was man dann halt in der Versicherung bis heute kennt auch ein bisschen zusammen. Also dass das nicht zwingend passt, das liegt ja auch irgendwie auf der Hand. Aber das ist natürlich spannend, wenn man sich jetzt überlegt, es wird immer mehr Geschäftsmodelle geben, die ja sehr digital sind oder zumindest Geschäftsmodelle, die in die digitale Welt gespiegelt sind. Du hattest ja eben das Thema Digital Twin kurz angerissen. Dann wird sich da auch die Versicherungsbranche was einfallen lassen müssen, wie sie darauf reagiert und wie sie auf der Basis ihr Geschäftsmodell anpasst.
Toni Klein: Können wir noch mal ganz kurz über Metaverse sprechen. An dieser Stelle, finde ich, passt das ganz gut. Es war nämlich auch eine der Folgen, die sehr, sehr oft dieses Jahr auch angehört wurde. Ich habe jetzt auch nicht verstanden, was das ist. Irgendwie nach dem Motto, hatten wir das schon mal, es gab ja schon mal so Second-World-Geschichten und so. Habt ihr dazu neue Erkenntnisse mittlerweile oder wie steht ihr jetzt dazu? Ist da irgendwas passiert in diesem Jahr in euren Köpfen? 42:12
Ansgar Knipschild: Also ich glaube, einen Impuls, den ich kurz reingeben kann, gerade aus Gesprächen so auch aus den letzten Wochen, ist, ich unterstelle jetzt einfach mal, weil ich jetzt von mir auch auf andere schließe, was immer Riesenproblem ist natürlich, dass man bei Metaverse irgendwelchen Cartoon-Charakter, am besten von Mark Zuckerberg oder so, im Kopf hat. Das ist ja das Thema, was von Meta, der Firma, Facebook-Owner ja überall kolportiert wird. Man sieht dann diese komischen Avatare, die dann da herumdüsen.
Das hat wahrscheinlich mit der Industrieversicherung überhaupt nichts zu tun. Da kann man sagen, okay, nicht unser Thema. Wenn ich Metaverse aber als ein virtuelles Abbild von Unternehmensorganisationen sehe, in denen ich mehr oder weniger in Realtime sehe, was gerade in der Produktion passiert, da kommen wir wieder zu diesem Stichwort Digital Twin oder digitaler Zwilling, ein Wort, was ich bis vor ungefähr einem halben Jahr oder Jahr auch noch nicht häufig gehört habe, die Automobilindustrie ist da ja sehr weit, dass man also in einem digitalen Raum das, was in der Produktionsstrecke, aber auch in der Zuliefererkette drinsteckt, abbildet.
Und zwar wirklich, wie es sich gerade von A nach B bewegt oder wo welche Stückzahlen gerade generiert werden und dort auch Simulationen durchführen kann.
Was würde passieren, wenn wir hier die Produktionskapazität erhöhen, was würde hier im Schadenfall passieren, wenn hier pro Minute zig zehntausend Euro nicht mehr in den Markt kommen, auf der anderen Seite aber die Kompensation vom Versicherer einen Tag vorher kommt und so weiter. Und in dem Sinne Metaverse, glaube ich sehr wohl, dass es eine Zukunft hat. Aber eben nicht im Sinne, dass wir als Cartoon-Figuren im B2B-Geschäft durch die Gegend laufen. Vielleicht tut sich da demnächst hoffentlich mal was mit Teams und Webex und Co., dass wir so ein bisschen aus diesem reinen in die Kamera starren oder so hinwegkommen. Aber ich glaube, auch da ist einfach das Thema Devices, also wer will mit so einer komischen Brille durch die Gegend rennen, ganz ehrlich, oder sich in einem Besprechungsraum hinsetzen. Mal schauen.
Also ich würde sagen, diese hardcoretechnischen Abbildungen der Umgebungen, die vielleicht auch dann eben mit Versicherung zu verknüpfen, da glaube ich schon dran, aber ich glaube, in einem sehr evolutionären Prozess. Das wird keine Revolution von heute auf morgen sein, glaube ich nicht. 44:08
Toni Klein: Gutes Thema, also von digital zu analog, was wir nächstes Jahr, wenn wir jetzt mal in die Zukunft gucken, uns so vornehmen könnten für den Podcast, da gibt es Ideen.
Benjamin Zühr: Also die erste Frage, die ich dann stellen würde, ist, glauben wir an die Plattform?
Ansgar Knipschild: Und da sagen wir natürlich ja.
Benjamin Zühr: Aber.
Ansgar Knipschild: Warum aber?
Benjamin Zühr: Nicht aber?
Ansgar Knipschild: Nein, wieso?
Benjamin Zühr: Wieso, du glaubst an die eine Plattform?
Ansgar Knipschild: An unsere Plattform natürlich.
Benjamin Zühr: Ach so.
Ansgar Knipschild: ID Industrieversicherung natürlich. Mein Glaubensbekenntnis jeden Morgen.
Benjamin Zühr: Sehr schön. Nein, aber noch mal die Frage. Die letzten Jahre wurde ja viel über das ganze Thema Plattform gesprochen. Und wenn wir jetzt über die Zukunft von ID sprechen und überlegen, was wollen wir nächstes Jahr erreichen, wäre ja die Frage, wie bewerten wir dieses Thema. Ich finde, das ist eine ganz zentrale Frage. Habt ihr da eine Meinung zu?
Toni Klein: Nein, das frage ich dich, hast du eine Meinung dazu?
Benjamin Zühr: Ach so, ich?
Toni Klein: Du klingst nämlich so, als hättest du da eine Meinung dazu.
Benjamin Zühr: Ja, ich habe eine Meinung dazu. Ich würde persönlich sagen, also Plattformen werden natürlich weiterhin existieren. Aber ich glaube, mittlerweile haben wir irgendwo so, also es gibt ja gefühlt, jeder will ja eine Plattform. Also je nachdem, eine Plattform, ein Ökosystem, wie es auch immer ist.
Und das Interessante ist, dass diejenigen, die die Plattform besitzen, ganz häufig der Meinung sind, das wird die Plattform und jeder arbeitet auf der Plattform. Und diejenigen, die sich darauf anmelden, die haben dann 17, zwanzig, fünfzig Plattformen, an denen sie sich anmelden und sind total genervt. Und deswegen glaube ich da persönlich, Plattformen wird es natürlich weiterhin geben, muss es ja geben, aber ich glaube, das Entscheidende werden nicht die Plattformen sein, sondern das Entscheidende wird die Vernetzung der Plattformen sein. Und deswegen das ganze Thema Netzwerk. Und da bin ich fest von überzeugt, da wird auch richtig Fahrt aufkommen, weil, so viele Plattformen, wie wir mittlerweile haben im Markt, wird das nämlich langsam auch ein bisschen ineffizient, sich dann auf so vielen Plattformen anzumelden. Und ich glaube, das ganze Thema Netzwerk, da wird es einen ordentlichen Schwung geben. 46:21
Toni Klein: Wenn du Netzwerk meinst, meinst du dann digitale Schnittstellen oder was genau meinst du mit Netzwerk?
Benjamin Zühr: Genau. Ich glaube letztendlich, dass das ganze Thema Schnittstellen schon nach vorne gehen wird, dass da halt einfach im Zweifel wirklich immer mehr auch Standards geschaffen werden oder Wege gefunden werden, wie Daten miteinander ausgetauscht werden können. Da muss einfach jetzt der nächste Schritt gegangen werden in dem Bereich. Es muss auch deutlich einfacher werden. Also momentan ist es ja noch so, dass häufig Schnittstellen sehr individuell geschnitten werden.
Ich bin dafür zu wenig Techniker, aber kann ja vielleicht Ansgar was zu sagen, meiner Meinung nach müssten da viel mehr Standards her, dahingehend, dass es halt einfach schneller geht, sich mit einem Partner auch verbinden zu können.
Ansgar Knipschild: Ja, ich glaube, der größte Mangel, und da schließt sich der Kreis so ein bisschen zu der Eingangsfrage, warum sind wir in der Industrieversicherung noch nicht so weit, wir brauchen so eine Basisinfrastruktur, die mit dem Thema Industrieversicherung selber vielleicht gar nichts zu tun. Die sicherstellt, dass ich, wenn ich das Thema Identitäten, wer bin ich, wenn ich mich da einlogge, dass das klar ist. Dass ich sicher weiß, das ist der Benjamin, das ist der Ansgar, das ist die Toni, wer auch immer, das ist ein Makler, das ist sonst wer, und ein Datenaustausch möglich ist.
Also das ist manchmal eine gewagte Analogie auch so ein bisschen aus privaten Schulen. Also ich kenne zum Teil die Initiativen, die an Schulen stattfinden, wie dort digitalisiert wird. Und da haben wir das Gleiche in grün, jede Schule für sich fängt an, zu digitalisieren. Halt diese Frage, was mache ich mit meinem Team oder ich habe meinen eigenen Serverraum und so weiter. Wenn es der Staat schaffen würde, in dem Fall ist es wirklich der Start, mit dem Problem Föderalismus, eine Basisinfrastruktur, da sind wir nicht bei Lerninhalten, sondern überhaupt erst mal, jawohl, jede Schule kann sich da einpluggen. Und danach habe ich eine Identität, kann ich Sachen abspeichern, kann ich Lerninhalte abrufen, das mal so als Bild. Dafür braucht es jemanden.
Und ich glaube, wenn man das schafft vielleicht, jetzt versuche ich mal, die Sachen zu verknüpfen, die wir eben andiskutiert haben, vielleicht, weil sich ein paar Insuretechs zusammenschließen, zusammenschließen müssen, ein paar Ideen, die wir da haben, Blockchain auf halben Wege hat nicht funktioniert.
Einen Gaia-X will ich mal kurz reinschmeißen, wo echt viel Geld gerade reingepackt wird und wo ja auch probiert wird, Infrastruktur zu schaffen, also eigentlich branchen- und inhaltsunabhängig, aber es werden Datenräume, was immer das auch sein mag im Detail, aber die werden geschaffen, und wenn wir das schaffen über die Industriegrenze hinweg da mal einen Standard reinzukriegen, dann kann das funktionieren. Das verstehe ich auch unter Netzwerk, also ein Netzwerk als Möglichkeit, nicht nur Punkt zu Punkt eine Schnittstelle, das haben wir in den letzten zwanzig, dreißig Jahren probiert. Muss auch natürlich nach wie vor passieren, das ist aber wahnsinnig teuer.
Stellt euch mal vor, wir müssten für E-Mail zwischen jedem, der sich eine E-Mail schicken will, eine Schnittstelle machen. Es gibt einfach Infrastruktur und ich kann jemanden erreichen. Und das wäre so eine Vision, bestimmt nicht für 2023, aber vielleicht für die nächsten fünf bis zehn Jahre, wo hoffentlich Staat, da gibt es ein paar Incentives, warum es der Staat mitmachen müsste, ganz viel aus der Wirtschaft, wo wir eben waren, Digital Twin, ganze Lieferketten, die sich austauschen müssen, aus regulatorischen Vorgaben.
Und wo dann die Versicherer noch mit reinhüpfen müssen, aber eben nicht der Versicherungsmarkt alleine für sich. Das wäre so meine These. Aber ich bin komplett bei dir Benni, die Idee, dass es die eine Plattform, die INEX24 vor 10 Jahren, irgendwie so was, plus, minus, immer noch im Industrieversicherungsbereich ja ein schillernder Name, der Zeit voraus ganz klar, haben wir mit den Kollegen ja auch, das war aber schon letztes Jahr, gesprochen. Ich glaube, das Bündeln der Kräfte, das ist es. Und das Auffangen dieser Trends, die von allen Seiten ja kommen und die dann hoffentlich in den nächsten Jahren irgendwie ihren Weg zusammenfinden, das wäre der Wunsch, sagen wir es mal so. Aber ich glaube, viel Geduld und Spucke, das wirst du nicht über das Knie brechen können. Das zeigen halt die Initiativen, wo wir eben auch waren, die schnell wieder abgewürgt wurden. 50:07
Benjamin Zühr: Ja.
Ansgar Knipschild: Was haben wir denn vor, so habe ich Tonis Hinweis eben auch noch mal verstanden, für ID? Also ein Thema, ich fange mal kurz an, halt wirklich mal ein Vor-Ort-Treffen. Wir haben hier in Köln ja schon mal, jetzt noch nicht unter dem Label ID, aber mal ein Treffen von Kollegen aus der Industrieversicherungsbranche ja mal angetreten. Das hat ein Kollege hier, der Jan organisiert, der heute leider nicht mit dabei sein kann. Der war ja auch mit eingeladen, liegt leider flach. Schöne Grüße nach Hause, Jan. In der Hoffnung, dass es dir bald wieder gut geht.
Aber ich glaube, das fände ich mal spannend, dass wir das mal in die Community reinkippen, bei den doch mehreren hundert Teilnehmern, ob wir da nicht an zwei, drei Locations uns einfach auch mal persönlich kennenlernen können. Ich glaube, davon lebt die Branche auch heute. Ob man das nicht machen kann. Und ich glaube, wir brauchen hier Verstärkung bei uns in der Truppe, bei den Hosts, um einfach auch hier nicht nur mit einer doch technisch-gefärbten Brille, für die wir alle drei ja letztendlich stehen, einfach so von unserem täglichen Job her, sondern auch, ich sage mal, aus den verschiedenen anderen Umfeldern hier noch Ergänzungen kommen. Und da sind wir ja auch schon in ersten Gesprächen, wie wir demnächst hier den Familienkreis ein bisschen erweitern. Und da schon mal so eine kleine Vorfreude in Richtung 2023 hier zu provozieren. 51:14
Benjamin Zühr: Genau. Also ich würde sagen, als Vorgeschmack für 2023 kann man ganz klar sagen, wir werden Netzwerk leben. Und Netzwerk leben dahingehend, dass wir einerseits uns, wie du sagtest, dahingehend erweitern wollen, dass wir halt auch persönlich das eine oder andere Treffen organisieren wollen. Mal gucken, wie viel es wird, aber auf jeden Fall mindestens mal eins. Das ist fest eingeplant. Netzwerk leben dahingehend, dass wir unser Netzwerk erweitern wollen, sowohl was uns angeht, also die Hosts quasi von Industrieversicherung Digital als auch, was unser, ich sage mal, Know-how angeht und somit hoffentlich dann auch unsere Zuhörerschaft.
Und ich glaube, was ein ganz zentraler Punkt sein wird, dass wir anfangen wollen, mit unseren quasi Zuhörern gemeinsam ein Bild zu entwickeln. Nämlich ein Bild dahingehend zu entwickeln, was genau verstehen wir eigentlich unter Digitalisierung.
Und dieses Bild soll letztendlich ein roter Faden werden, den wir dann auch immer wieder mit andiskutieren und somit auch immer wieder verändern. Und ich glaube, da freue ich mich extrem drauf, weil ich glaube, dass es schon noch mal eine neue auch Stufe sein wird, wie wir hier die Podcasts gestalten werden. Und ich freu mich natürlich auch, dass wir uns grundsätzlich erweitern und bin total gespannt dann auf den Austausch in dem Format. Und somit kann aber auch sagen, dass das hier noch nicht unser letzter Podcast ist für dieses Jahr. 52:52
Ansgar Knipschild: Da wird aber der Spannungsbogen jetzt mal ganz gewaltig hier gesteigert. Nicht schlecht. Super. Aber dann würde ich sagen, ist das auch ein gutes Schlusswort. Damit halten wir die Spannung dann auch ein bisschen oben für den nächsten Podcast auch diesem Jahr. Vielen Dank an euch beide für die Runde hier. Wir haben jetzt eine knappe Stunde hier gesprochen. Hat richtig Spaß gemacht, das Jahr so ein bisschen Revue passieren zu lassen. Ich glaube, die Vorhersagen für nächstes Jahr, die sparen wir uns, das haut eh nicht hin.
Toni Klein: Doch, ich habe noch eine Vorhersage, warte, entschuldige Ansgar. Nächstes Jahr wird es mehr weibliche Gäste geben in diesem Podcast. Ich möchte euch auch dazu bewegen, dass wir das hinkriegen. Mir ist nämlich aufgefallen, als ich auf der DKM war, viel zu wenig Frauen, sehr viele Männer. Und ich möchte, dass dieser Podcast vielleicht einen Unterschied macht.
Ansgar Knipschild: Um es zu pointieren, alte, weiße Männer darf man in dem Zusammenhang, glaube ich, auch sagen, oder?
Toni Klein: Hast du gesagt.
Ansgar Knipschild: Okay. Gibt es ein besseres Schlusswort. Vielen Dank an euch. Die alten, weißen Männer, jetzt spreche ich nur von mir, sagen danke. Tschüss. Und noch bis in dieses Jahr. Die Wünsche für das nächste Jahr kommen erst beim nächsten Mal. Tschüss.
Benjamin Zühr: Genau. Ciao, bis bald.
Toni Klein: Tschüss, war schön mit euch. Ciao.
Der Podcast „Industrieversicherung Digital“ ist eine Initiative für den offenen Austausch über die Digitalisierung von Industrie- und Gewerbeversicherung: Versicherer, Makler, Kunden und IT im direkten Dialog.
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