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ID#41

09.05.2022

# Julius Kretz und Slobodan Pantelic, FRIDA: Die Free Insurance Data Initiative – ID#41

In dieser Folge geht es um das Thema Open Insurance und die Idee, Daten und Services möglichst offen und frei zu teilen. Julius Kretz und Slobodan Pantelic berichten über die Gründungsgeschichte der Free Insurance Data Initiative (FRIDA) und warum Open Insurance die Daten aus der Kundenperspektive in den Mittelpunkt stellt. Weitere Themen sind unter anderen Standardisierung, Datensouveränität und Praxisbeispiele aus den Bereichen KFZ und Cyber.
Julius Kretz und Slobodan Pantelic im Gespräch mit Ansgar Knipschild. Länge: 52 Minuten.

Transkript

 

Ansgar Knipschild: Hallo und herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge unseres Podcasts. Mein Name ist Ansgar Knipschild und das ist ID, Industrieversicherungen Digital. Heute zu Gast sind Julius Kretz und Slobodan Pantelic von FRIDA, der Free Insurance Data Initiative. Es geht also um die Grundlagen für die Entstehung von digitalen Ökosystemen mit der Idee Daten und Services möglichst offen und frei zu teilen. Hallo Julius und hallo Slobodan.

 

Julius Kretz: Hallo Ansgar.

 

Slobodan Pantelic: Hallo Ansgar.

 

Ansgar Knipschild: So, starten wir mal mit einer kurzen Vorstellungsrunde, beginnend mit dir, Slobodan. Magst du mal ganz kurz ein paar Sätze zu dir sagen?

 

Slobodan Pantelic: Ja, sehr gerne und vielen Dank für den heutigen Podcast und dass wir dabei sein dürfen. Mein Name ist Slobodan Pantelic von der HDI AG aus Hannover und Köln und bei der HDI AG verantworte ich den Bereich, beziehungsweise die Abteilung, rund um die technische Integration. Anbindungsmanagement und Vertriebsportale, das heißt all das, was mit Kooperationen, Vergleichen, Anbindungen und Schnittstellen zu tun hat, ist bei mir in der Verantwortung und das ist auch ein Thema, womit ich mich tagtäglich beschäftige und daher ist auch meine Aufgabe, beziehungsweise meine Rolle, bei der FRIDA mehr oder minder diesen technischen Hut aufzuhaben und das ist auch am Ende des Tages mein Hobby nebenher. Ich bin quasi im Auftrag von HDI bei der FRIDA Co-Initiator und weitestgehend für die technischen Themen verantwortlich.

 

Ansgar Knipschild: Gehen wir mal zum zweiten Hobbyisten, zum Julius.

 

Julius Kretz: Hobbyist ist ein gutes Stichwort. Hallo auch von meiner Seite und Ansgar, vielen Dank für die Einladung. Mein Name ist Julius Kretz, ich bin in meinem Hauptjob Bereichsleiter im Marketing, verantworte dort Systeme und Plattformen für die ALH-Gruppe, das heißt Alte Leipziger-Hallesche. In dem Bereich kommt natürlich das Thema Daten und Datenaustausch sehr häufig zu tragen und das ist mein Antrieb gewesen bei der Initiative FRIDA mitzuwirken. Und da bin ich, genauso wie Slobodan und Sebastian, der heute nicht mit im Podcast ist, Co-Initiator der Initiative und wir versuchen das Thema, das wir bereits aus dem Banking kennen, mit Open Banking tatsächlich auch auf die Versicherungsbranche zu übertragen. In meinem Privatleben, vielleicht noch zwei Sätze dazu: glücklich verheiratet, zweifacher Papa und ich lebe in Dillenburg, das muss keinem da draußen etwas sagen, außer vielleicht als Autobahnabfahrt an der A45, das ist jetzt auch gerade mein Standort.

 

Ansgar Knipschild: Das ist ja super.

 

Julius Kretz: So viel zu mir.

 

Ansgar Knipschild: Prima. Vielen Dank für eure kurze Intro und Julius, du hast ja eben schon ganz kurz angerissen und ein paar Sätze zu FRIDA gesagt, aber vielleicht kannst du nochmal für die Zuhörer draußen, die von FRIDA zumindest in diesem Kontext noch nichts gehört haben, einmal ganz kurz eine Erklärung abgeben, was sich dahinter verbirgt.

 

Julius Kretz: Das mache ich sehr gerne. FRIDA, du hast es in der Intro ja schon perfekt angeführt ist eigentlich die Kurzform für Free Insurance Data. Wir sind ein eingetragener Verein, das heißt Non Profit- und Open Source-orientiert und stehen im Endeffekt mit unserem Namen und mit dem, was wir täglich tun, für das Thema Open Insurance. Wir versuchen den Endverbraucher – und das können sowohl Firmen als auch natürliche Personen sein – in den Mittelpunkt zu stellen und überlegen uns, in welchem Kontext sind Daten für diese Zielgruppe interessant?

Wir sind mittlerweile über dreißig Partner bei FRIDA, das heißt von einem klassischen Versicherer, wie hier auch zwei mit im Call drin sind, über Berater, Fintechs, bis hin zu Vermittlerverbänden wie zum Beispiel Votum, haben wir mittlerweile eine Vielzahl an Partnern dabei. Wir sind gegründet im letzten Jahr und sind natürlich auch so ein bisschen stolz darauf, dass wir von sieben, die man ja für eine Vereinsgründung sein muss, also sieben Partner, mittlerweile bei schon fast dreißig sind. Das freut uns sehr, dass das Thema so angenommen wird und wir versuchen das Thema mit allen Unternehmen gleichermaßen zu treiben. Und vorwärts zu bringen, für Deutschland, in Deutschland, aber auch in Anknüpfungen für Europa. Das treibt uns in der Initiative an und wir vergleichen das immer mit so einer Art Bottle-Party. Also die Frage ist, was brauchen wir auf dem Buffet? Was können Partner mitbringen? Und gleichzeitig, was können Sie auch mitnehmen von so einem Abend? Oder im übertragenen Sinne aus der Initiative und da ist uns wichtig, dass das Buffet natürlich gefüllt ist. Dass wir unterschiedlichste Arten von Essen haben, aber natürlich auch für Getränke gesorgt ist, damit es rund um ein schöner Abend wird. Und so setzen sich unsere Partner letztendlich zusammen. Also wir sind die große Open Insurance Party. 5:13

 

Ansgar Knipschild: Du hast das Stichwort Open Insurance jetzt schon mehrfach genannt. Der Begriff geistert ja auch schon seit einiger Zeit im Markt rum. Kannst du den nochmal ein bisschen erklären? Ist das auch ein Verband? Ist das eher ein Thema oder wie würdest du Open Insurance definieren? Gerade auch von Herleitung Open Banking, das hatte glaube ich Slobodan zu Beginn erwähnt.

 

Julius Kretz: Mache ich sehr gerne. Also Open Insurance, da stecken zwei Begriffe drin und die kann man eigentlich wörtlich übersetzen, einmal das Thema Öffnen und Versicherungen. Wenn wir jetzt auf Open Banking referenzieren, dann setze ich vielleicht nochmal einen Punkt weiter oben an. Über dem gesamten Begriff steht eigentlich das Thema Open Data. Open Data wird mittlerweile auch von der Bundesregierung durchaus getrieben und was dahinter steckt ist genau diese Idee, dass auf Basis von der Öffnung von Daten Innovation entstehen kann. Im öffentlichen Sinne können das verschiedenste Daten sein. Das kann aber eben auch auf eine Branche runtergebrochen diverse Daten, Datenpunkte sein und der Datenaustausch am Ende des Tages. Und so würde ich den Begriff dann von der Kaskade runterbrechen. Also oben drüber steht Open Data, dann kommt der Branchenbezug, das ist dann Open Finance, also Versicherungen und Finanzen und darunter wiederum findet sich dann das Thema Open Banking und Open Insurance.

Jetzt hast du ja explizit Open Banking angesprochen. Ich glaube, wem das nicht bekannt ist, aber Open Banking ist ja mittlerweile etabliert. Häufig wird dort der Begriff PSD2 verwendet, das ist am Ende des Tages die Regulatorik dahinter, die Banken dazu verpflichtet Daten für zum Beispiel Kontoinformationen, aber auch für bestimmte Services wie zum Beispiel eine Zahlungsauslösefunktion im Endeffekt standardisiert zur Verfügung zu stellen. Und das Modell kennen wir auch in Deutschland sehr gut, auch schon längere Jahre. Weil in der Historie ist im Endeffekt eins passiert: Banken haben sich zusammengeschlossen und haben gesagt, wir müssen für bestimmte Partner, in dem Fall Finanzsoftware, Standards am Markt etablieren, damit wir mit diesen Partnern einfach kommunizieren können.

Zum Beispiel aus dem Firmenkontext, die Firma hat unterschiedliche Konten und diese Konten sollen jetzt möglichst in der Buchhaltung an einem Ort und an einer Stelle verwaltet werden. Dann könnte man diese Funktion Multibanking nennen, das ist der nächste Begriff. Im Endeffekt steht eins dahinter, zum Beispiel eine Finanzsoftware, wo ich beide Konten verwalten kann. Und dieses Beispiel nehmen wir aus dem Open Banking, wo wie gesagt von der Historie aus durchaus eine intrinsische Motivation in der Branche war, so etwas zu tun. Später dann und das kennen wir heute auch sehr stark von Onlinepayment-Themen, wie Sofortüberweisen oder wie alle Anbieter da draußen heißen, basiert das im Endeffekt auf einem Standard und basiert heute eben auf dieser regulierten PSD2-Schnittstelle oder Access to A. Und das Modell nehmen wir und sagen, warum gibt es das nur für die Bankenwelt? Warum habe ich als Endverbraucher oder als Firmenkunde eben nicht die Möglichkeit Multi-Insurance zu tun? Warum gibt es das heute nicht? Und das versuchen wir zu treiben und das nehmen wir auch ernst.

Also wir verstehen uns als Treiber und wollen am Ende des Tages nicht der Getriebene sein. Das vielleicht mal in aller Kürze. Ich glaube wir kommen bestimmt später noch darauf, welche Rollen gibt es da? Welche Akteure? Auch das ist ein Stück weit abgeleitet aus dem Thema Open Banking und für die Versicherungsbranche natürlich ein Stück weit auch selbstsprechend. Also wir haben auch die Rollen von einem Erstversicherer, dem Datenprovider, wenn man ihn so nennen will, dann den Nutzer im Fokus und im Mittelpunkt und am Ende der Serviceanbieter, ein Drittanbieter. Das kann eine Steuersoftware sein, das kann ein Rentenportal sein. Das kann ein wirklich Branchenfremder sein und das ist ganz wichtig im Kontext von Open Insurance. Wir denken über die Branchengrenzen hinaus und sagen, wir müssen und öffnen. Weil Öffnung ganz viele Vorteile bietet. 9:31

 

Ansgar Knipschild: Super spannendes Thema. Und ihr habt jetzt mit Hilfe von FRIDA eben eine Organisationsform gefunden, das dann auch in die Praxis zu tragen. Ihr seid jetzt ein eingetragener Verein. Vielleicht könnt ihr einen Einblick geben, auch da nochmal die Frage an dich, Julius, wie ihr organisiert seid. Ich glaube bei den vielen Themen, die du angerissen hast ist, ist es vielleicht nicht ganz leicht bei den vielen Beteiligten, die erfreulicherweise dabei sind, da vielleicht eine Richtung hinzukriegen. Wie macht ihr das ganz konkret? Trefft ihr euch in einem bestimmten Rhythmus? Wie legt ihr die Themen fest? Vielleicht kannst du da einen ganz kleinen Einblick geben. Vielleicht auch draußen für die Hörer, die auch Interesse daran gefunden haben und mitmachen wollen. Dass sie einmal einen Einblick bekommen in euren Alltag.

 

Julius Kretz: Ja, das mache ich sehr gerne. Also natürlich gibt es eine klassische Vereinsstruktur. Die ist einfach erst einmal auf dem Papier natürlich notwendig. Aber was bedeutet das jetzt konkret? Wir sind aufgeteilt in Use-Case-Gruppen. Das heißt es gibt unterschiedliche Use-Cases, die wir bearbeiten. Ich habe eben in der Definition schon ein paar erwähnt, zum Beispiel ein Rentencockpit. Was brauche ich da für Schnittstellen? Was brauche ich da für Daten? Wie muss ich dort öffnen? Das sind die Fragen, die wir in solchen Use-Case-Gruppen bearbeiten. Neben den Use-Case-Gruppen machen wir natürlich auch ganz viel im Thema Öffentlichkeitsarbeit. Alles was für so einen Verein dazugehört.

Auch das sind die Rollen, die wir haben. Und natürlich auch wenn jetzt die Idee kommt, Rente ist vielleicht das eine, aber es gibt ja noch andere Use-Cases. Davon haben wir aktuell vier, da kommen wir bestimmt später auch noch dazu, welche das sind. Aber wenn es daneben Interesse gibt und das kommt quasi aus dem Bereich Think Tank, versuchen wir diesen Begriff Open Insurance in die Breite zu tragen und so ein Stückweit das Mindset zu öffnen und zu fragen, was kann denn entstehen? Weil wir kommen immer von dem Punkt: Was kann denn entstehen? Um dann abzuleiten, was sind eigentlich die Datenstandards, die es braucht? Und dafür haben wir einen strukturierten Prozess in der Initiative. Einen Use-Case-Creation-Prozess, wo wir dann gemeinsam bewerten, was ist der nächste Use-Case, den wir angehen? Und da sind wir dann ganz konkret mit Product Ownern, die so eine Use-Case-Gruppe leiten und treiben. Und das ist für uns ganz wichtig. Es ist zwar das Buffet, aber es ist auch das Mitbringen und Mitmachen, ansonsten funktioniert diese Idee der Initiative nicht. Und genau das setzten wir heute um. Also es gibt einen Product Owner, es gibt Beteiligte, die an so einem Use-Case mitarbeiten und letztendlich entsteht dort hoffentlich eine super Idee. Also im Sinne von Think Tank ein Fachkonzept und am Ende hoffentlich diese Standard API, wo wir möglichst viele Marktteilnehmer natürlich dazu motivieren wollen dort mitzumachen. So sind wir im groben organisiert. Und vom zeitlichen Aufwand sind wir da sehr agil unterwegs. Das heißt es gibt einmal die Woche ein All-Hands-Weekly und ansonsten pro Use-Case-Gruppe in der Regel alle zwei Wochen einen 45-Minuten-Call, wo es einen Statusupdate gibt und die nächsten Auftrage, die nächsten To-Dos im Endeffekt verteilt werden. 12:45

 

Ansgar Knipschild: Super. Springen doch mal direkt in so einen Use-Case rein. Du hast schon ein paar erwähnt und ich habe mir mal nach Sichtung der Website den Bereich Car-Claims angeschaut. Der Blick geht rüber in Richtung Slobodan. Vielleicht kannst du aufzeigen wie der Prozess aus einer Endkundensicht, denn ihr gruppiert alles aus der Kundensicht heraus, in diesem Fall der Fahrzeughalter, aussieht. Wie muss ich mir das aus einer Anwendersicht im Fall eines Autounfalls vorstellen? Wo nützen mir jetzt die FRIDA-Schnittstellen? Wie komme ich überhaupt mit ihnen in Kontakt?

 

Slobodan Pantelic: Du hast es gerade schon richtig gesagt, Ansgar. Wir definieren uns gezielt diese Use-Cases immer aus der Endkundenperspektive. Und genau so tun wir das auch bei den Car Claims. Und zwar haben wir uns zunächst die Frage gestellt, wann brauchen wir denn überhaupt eine Versicherung? Das heißt, wann nehme ich überhaupt die Leistung einer Versicherung in Anspruch? Wenn ich einen Schadenfall habe. Und genau der Stelle sind wir gestartet und wo finden die häufigsten Schadensfälle im Privatsektor statt? Natürlich auf der Straße im KFZ-Kontext. Deswegen war das auch unsere innere Motivation zu sagen: An der Stelle müssten wir ansetzen, an der Stelle wollen wir auch ansetzen, weil nämlich so ein Schadenereignis durchaus auch ein emotionaler Prozess ist. Ein Prozess, den ich jetzt gar nicht mehr so sehr als Prozess definieren möchte, sondern viel mehr geht es um ein Ereignis, was stattgefunden hat, was mich emotional berührt und wo ich in der Regel aufgewühlt bin. Das heißt, wenn ich einen Unfall habe, dann bin ich auch aufgewühlt. Das heißt, ich habe in der Regel nicht irgendwie meinen Versicherungsordner zur Hand, ich weiß im Zweifel auch gar nicht bei welchem Versicherer ich aktuell versichert bin, weil ich irgendwie jedes Jahr über Check24, Verivox und alle weiteren Vergleichsportale, die es da so gibt, meine Versicherung wechsle. Das heißt, ich bin erst einmal mit der Situation überordert und genau da haben wir angesetzt. Ich habe jetzt bewusst etwas ausgeholt, um nochmal zu erläutern, wie wir überhaupt zu solchen Use-Cases kommen. Und auch einen Einblick zu geben, wie so ein Use-Case entsteht. Das heißt ich stehe dann da, habe einen Unfall verursacht oder bin der Geschädigte, aber welche Daten brauche ich denn nun? Wenn ich Glück habe, habe ich irgendeine Karte im Auto und weiß, ich rufe jetzt bei meiner Versicherung an und melde den Schaden, ich rufe aber zunächst erst einmal die Polizei an. Und wir haben das Ganze insofern betrachtet und skizziert, dass wir gesagt haben, was habe ich in der Regel immer zur Hand? Mein Smartphone. Und das ist mehr oder weniger der Slogan dieses Use-Cases Car Claims. Und zwar die Policendaten in der Hosentasche haben. In der Regel bietet uns das Smartphone unterschiedliche Möglichkeiten.

Und wir blicken jetzt mal in Richtung der Tickets, die es so gibt, ob es jetzt von Airlines oder auch von der Deutschen Bahn beispielsweise der Fall ist. Ich habe das Ticket in der Regel in der Wallet. Das heißt dort sind relevante Informationen gespeichert. Und wir haben uns an der Stelle gedacht, wieso können wir nicht ganz einfach die relevantesten KFZ-Versicherungsdaten auch im Wallet speichern? Das heißt wir haben an der Stelle diesen Prozess skizziert, wie erstmal grundsätzlich die Daten in so ein Wallet übertragen werden können. Das war erstmal der erste Schritt. Das heißt ich habe erst einmal alle Daten zur Hand. Das heißt in der Regel weiß ich dann, okay, bei dem Versicherer X,Y,Z habe ich jetzt meine diesjährige KFZ-Police und weiß dann auch im Endeffekt, wo ich sie finde. Das heißt ich muss in kein Onlinekundenportal springen, weil ich vielleicht zehn Versicherer habe, wo ich meine Versicherungen verteilt habe. Und von dort aus wird dann der Prozess gestartet in einem Schadenfall.

Denn, kommen wir einmal jetzt wieder zurück zu der ursprünglichen Situation: Ich habe jetzt einen Schaden, ich stehe jetzt nun da und mein Unfallgegner hat ebenfalls seine Versicherungsdaten in der Hosentasche. Und hier setzen wir an und sagen, sofern wir uns dann gegenseitig diese Versicherungskarte scannen, stoßen wir den Schadenprozess automatisch an. Das heißt alle relevanten Daten, die für eine Schadenmeldung interessant sind und die die Versicherer benötigen, um entsprechend diesen Schaden zu regulieren, werden ad hoc über diesen Mechanismus ausgetauscht und werden dann im Next Step an die jeweiligen Versicherer übermittelt. Das heißt an beide Versicherer werden diese Informationen übermittelt, inklusive weiterer Daten, die dazu gehören, beispielsweise Standort etc. Sodass ich mich gar nicht darum kümmern als Endkunde. Wen muss ich anrufen? Welche Daten muss ich erfassen? Muss ich noch irgendwie den Personalausweis fotografieren? Muss ich den Führerschein fotografieren? Muss ich noch irgendwelche KFZ-Daten von dem Unfallgegner erheben? Nein. Das ist natürlich der Happy Part, den wir gerade schildern. Aber das ist auch natürlich auch unsere Philosophie. Das heißt in dem Case scannen wir uns einfach die Daten sehr kundenfreundlich an der Stelle. Und eine automatisierte Schadenmeldung wird erstellt und kriege ich über andere Prozesse natürlich die Mitteilung, dass ein Schaden angelegt worden ist. Oder aber, das ist natürlich die nächste Ausbaustufe, wir zeigen das wieder direkt im Wallet an als eine Art Echtzeittracking. 17:54

 

Ansgar Knipschild: Wenn du das jetzt so beschrieben hast aus der Nutzersicht, wie der Use-Case funktioniert. Neben der Use-Case-Beschreibung, was von diesem Prozess liefert denn FRIDA? Oder was habt ihr da erarbeitet? Und was nicht? Also ich verstehe FIRDA jetzt ja nicht so, dass ihr eine fertige zum Beispiel liefert, die jetzt das scannen von dem QR-Code oder ähnlichem, sondern ihr liefert die Konzepte und die Umsetzung machen dann eben die Partner. Ist das richtig verstanden? Oder kannst du nochmal abgrenzen, was praktisch euer Job bei dem Ganzen ist. Was macht FRIDA? Und wo ist der Übergabepunkt eben zu Partnern draußen im Markt, die es dann umsetzen?

 

Slobodan Pantelic: Du hast es richtig erfasst. Wir liefern das Konzept. Das bedeutet wir beschrieben mögliche Anwendungsfälle von A bis Z und zeigen auf welche Schnittstellen in welcher Form implementiert werden müssen, damit dieser Anwendungsfall funktioniert. Das heißt zum einen skizzieren wir den Prozess und zum anderen beschreiben wir die relevanten APIs. Denn wann kommen hier in dem Fall APIs zum Einsatz. Wenn beispielsweise automatisierte Schadenmeldungen erstellt werden. Das heißt wir definieren eine standardisierte Schnittstelle, wie aus diesem Wallet heraus beziehungsweise wie aus diesem Schadenereignis heraus eine zentrale Meldung an die Versicherer erfolgen kann. Und das ist an der Stelle standardisiert.

Die Implementierung als solche, die übernimmt dann jeder Versicherer oder der Dienstleister des Versicherers oder irgendein anderer Dienstleister, der zwischengeschaltet ist, der irgendeine Art von Plattform etc. anbietet. Das heißt wir zeigen nur, wie es funktioniert und wir geben neben dem wie auch das was mit. Das heißt was muss denn konkret getan werden? Und wir geben auch noch einmal das Werkzeug zur Hand und sagen, bitte, jetzt machen wir es aber selber, lieber Versicherer oder lieber Dienstleister oder lieber Drittanbieter. 19:44

 

Ansgar Knipschild: Wir kommen gleich nochmal vielleicht zu im weitesten Sinne ähnlich gelagerten Initiativen. Ich will auch sowas wie BiPRO oder vielleicht sogar den GDV hinaus. Die haben ja auch das Thema Definieren von Konzepten oder auch von Normen, wie es zum Beispiel BiPRO nennt und dann kommt aber die große Frage, wer und wann setzt es um? Wie schaut das aktuell bei FRIDA, ihr seid ja noch relativ frisch am Start, aus? Wie stark ist die Umsetzungstiefe? Wie schätzt ihr das ein, wenn ihr Konzepte habt? Mit welcher Zeitdauer vielleicht auch ein gewisser Implementierungsgrad erreicht ist?

 

Slobodan Pantelic: Wir folgen immer dem MBP-Prinzip. Das heißt wir wollen so schnell wie möglich ein fertiges Produkt, so nenne ich es jetzt einmal, an die Rampe stellen. Das Produkt wäre in dem Fall einmal die Use-Case-Beschreibung und die API-Beschreibung. Und wir haben aktuell, wie Julius schon eingangs gesagt hatte, vier laufende Use-Case-Gruppen, die wir täglich bearbeiten und wir sind aktuell so weit, dass alle vier Use-Case-Gruppen schon das Konzept fertig haben. Das heißt, das ist mehr oder weniger schon komplett abgesegnet für die einzelnen Stufen. Und was wir jetzt machen ist, dass wir beispielsweise in dem Anwendungsfall der Menschen-API, also sprich, wenn wir Altersvorsorgedaten irgendwo hin liefern wollen, dann sind wir dort weit, dass wir einmal A das Konzept fertig haben.

 Wir haben die die API-Beschreibung fertig und wir haben gesagt, bevor wir das veröffentlichen wollen wir einen Proof of Concept immer mit mindestens drei Partnern aus der FRIDA-Initiative durchführen. Und genau da befinden wir uns gerade. Wir führen eine Proof of Concept mit den Partnern, mit den Mitgliedern der Initiative durch, um das möglichst zu verifizieren, bevor wir es dann veröffentlichen, sodass das dann jeder im Grunde nutzen kann. Und das ist der Gedanke, den wir hier verfolgen und ich komme nochmal zurück auf den NVP-Ansatz. Das heißt wir veröffentlichen sehr schnell, beziehungsweise wollen sehr schnell veröffentlichen, weil wir immer unsere Anwendungsfälle und diese technische Implementierung dahinter in sehr kleine Häppchen schneiden, sodass dann ein Päckchen immer ein voll funktionsfähiger Strang ist. Und dass das nächste Päckchen, was wir dann im Anschluss machen quasi ein Add On beziehungsweise eine Erweiterung des Ganzen ist. Und das durchaus, sage ich mal, die beiden Phasen komplett unabhängig voneinander durchaus auch funktionieren können. Und das ist sozusagen klassisch NVP. Das heißt ich stelle erst einmal irgendwie ein Skateboard hin, dann wird es vielleicht irgendwann ein Roller, dann ein Fahrrad, dann ein Motorroller, dann ein Auto. Und nicht irgendwie: Ich baue jetzt erst einmal Reifen, dann baue ich die Karosserie. Das heißt diesen Ansatz verfolgen wir an der Stelle nicht.

 

Ansgar Knipschild: Wir sind ja hier im Kontext Industrieversicherungen und Gewerbeversicherungen unterwegs. Von daher, ich glaube nach dem sehr plastischen Beispiel Car Claims mal einen Blick ein bisschen mehr in unser Metier, in Anführungsstrichen. Stichwort Cyber. Wollen wir vielleicht auch nur kurz anreißen, weil ich glaube das Thema ist auch relativ neu bei euch. Wie ich im Vorgespräch mitbekommen habe, seid ihr gerade im Kontext von Cyber an einem Use-Case für Arztpraxen. Könnt ihr da einmal kurz darüber berichten? Und die Art der API, die dort entsteht?

 

Slobodan Pantelic: Sehr gerne. Und zwar bei dem Use-Case Cyber geht es insbesondere und hast es gerade richtig gesagt, Ansgar, dass wir erst einmal einen auf die Arztpraxen werfen, weil wir ein Mitgliedsunternehmen bei uns im Verein haben, was sich genau auf Arztpraxen spezialisiert hat. Und insbesondere für Arztpraxen, die, ich würde mal sagen, Cyber-Assistant-Software zur Verfügung stellt. Das heißt über deren Software werden natürlich Arztpraxen unterschiedlicher Größe durch diesen ganzen Cyberprozess begleitet. Das heißt als Arztpraxis muss ich natürlich regulatorische Anforderung erfüllen. Ich muss meine Daten sicher haben, ich muss permanent Recoveries machen, Back Ups durchführen, Datenschutzschulungen vornehmen. All das sind ja Pflichtartefakte, die erfüllt werden müssen. Und diese Assistant-Software von dem einem Mitgliedunternehmen von uns begleitet genau diese Arztpraxen in diesem Prozess. Und genau an der Stelle haben wir jetzt angesetzt und gesagt, hier liegen doch in dieser Assistant-Software relevante Daten von dem jeweiligen Versicherungskunden. Ich sage das jetzt mal pauschal, das könnten durchaus natürliche, aber auch juristische Personen an der Stelle sein. Diese Daten sind relevant, um nämlich im Bereich Cyber-Versicherung relevante Informationen mitzugeben, damit ich durchaus in dem Tarifierungsprozess, wenn es dann zum Abschluss einer Cyberversicherungspolice kommt oder kommen soll, diese Daten extrahieren kann, um zielgerichtete Prämien zu erarbeiten und dem Kunden auch anzubieten.

Denn heute ist es durchaus der Fall, dass, wenn ich eine Cyberversicherungspolice abschließen möchte als selbständiger Arzt oder als Mitarbeiter einer Arztpraxis, die eine juristische Person darstellt, dann ist es so, dass ich nur eins, zwei, drei, maximal fünf Attribute mitgebe, die der Versicherer dann nimmt und auf Basis dessen dann eine Prämie kalkuliert. Dann folgen noch weitere Prozessschritte, wie irgendwelche Fragebögen ausfüllen etc., aber insgesamt ist es für Versicherer sehr schwer irgendeine Risikoeinschätzung vorzunehmen, weil ihm relevante Daten fehlen. Und diese relevanten Daten können beispielsweise aus einem Assitancetool kommen. Das, was ich gerade auch geschildert habe, wie bei unserem Mitgliedsunternehmen. Denn genau da liegen diese Daten vor. Und was wir jetzt tun in dem Use-Case ist folgendes: Dass wir einen sogenannten Key-Risk-Indicator definieren. Das heißt wir ermitteln einen Score auf Basis eines standardisierten Fragenkatalogs, der uns im Tarifierungsprozess, wenn es jetzt irgendwie ein Vermittler ist oder der Kunde über eine Direktstrecke eine Prämie haben möchte, ist das wie so eine Art kurze Auskunft: Gib mir mal meinen Score zurück, ich bekomme den Score und der Versicherer kann mir eine zielgerichtete Prämie ausliefern.

Das Gleiche kann man natürlich aber auch in einem Bestandsprozess einsetzen. Das heißt ich muss als Versicherer nicht jährlich einen Fragebogen rausschicken, damit mir der Kunde diesen ausfüllt, sondern ich kann auch an der Stelle lediglich diese API aufrufen, sprich diesen Score mir geben lassen, damit ich weiß, okay, inwieweit hat sich dieser Score verändert? Und inwieweit muss ich meine Prämie irgendwie anpassen oder ähnliches? Das ist nur einmal ganz kurz angerissen, was wir bei Cyber machen. Der Case ist natürlich sehr groß und ich habe versucht das gerade auf das notwendigste und minimalste zusammenzufassen. Nichtsdestotrotz sehen wir hier sehr viel Potenzial, weil das natürlich auch ein sehr junges Produkt ist. 26:26

 

Ansgar Knipschild: Ja, ich finde das sehr spannend, dass ihr genau wie ihr es zu Beginn gesagt habt, den Kunden in den Mittelpunkt stellt, in dem Fall die eben die Arztpraxis und die Risikodaten, ich würde diesen Begriff vielleicht auch noch einmal hier reinbringen. Also eine Beschreibung der Risikoparameter dieses Unternehmens, in diesem Fall zum Beispiel über die Software. Ich kann mir bei einem Industrieunternehmen gut vorstellen, dass dort vielleicht andere Risikodaten vorliegen.

Aus der Produktion zum Beispiel, es könnten vielleicht auch Finanzdaten sein, kennen wir aus dem Financial Liens Bereich, ne? Die letzte G und V, Anzahl der Mitarbeiter, Umsatzverteilung etc. Ich glaube alle in der Branche kennen ja die entsprechenden Parameter und jetzt den Kunden wirklich in den Mittelpunkt zu stellen und ihn in die Lage zu versetzen auch elektronisch seine Risikodaten zu übermitteln, ist natürlich spannend, weil es ja eigentlich die Sache so ein bisschen umdreht, ne? Klassisch, genau so wie du es gesagt hast, fragen eigentlich die Versicherer oder die Makler danach und die Frage, wem gehören die Daten, gibt es natürlich auch nochmal einen ganz besonderen Anstrich, denn das ist ein heißt diskutiertes Thema in der Branche. Ihr stellt den Kunden in den Mittelpunkt, er allein soll über seine Daten bestimmen und da würde ich gerne noch einmal zu Julius rübergehen, das ist ja nicht nur eine technische Perspektive, die man drauf haben kann, das es vielleicht pragmatisch einfach Sinn macht, ne? So wie es zum Beispiel in dem Szenario von Slobodan gerade beschrieben wurde, es ist ja wirklich auch eine politische Diskussion. Könnt ihr da mal so ein bisschen ausführen wie die Sicht von FRIDA auf Datenhoheit, Datensouveränität ist.

 

Julius Kretz: Mache ich sehr gerne und komme vielleicht auch nochmal zurück in den Kontext Open Banking. Also da sehen wir ja, dass der Nutzer, der Kunde am Ende entscheidet, mit wem möchte er diese Daten teilen? Und das bedeutet am Ende des Tages das Prinzip übernehmen wir und sagen, mit wem möchte der Firmenkunde, möchte der Endverbraucher, der Endkunde seine Versicherungsdaten teilen? Das kann in beide Richtungen gehen. Und wir haben ja die beiden Use-Case-Perspektiven gesehen. Also einmal quasi, was kann passieren, wenn ein Versicherer Daten öffnet? In dem Sinne des Kunden mit Zustimmung des Kunden, also via Opt In im Endeffekt und was kann passieren, wenn der Endverbraucher, die Firma, die sie zum Beispiel in dem Kontext Cyber in einer Assistant-Service-Lösung drin hat und dann quasi an den Versicherer übermittelt. Und das soll eigentlich darstellen, dass beide Richtungen möglich sind, das zeigt auch die Chancen auf, die da entstehen. Also es ist keine Einbahnstraße, sondern es geht in beide Richtungen. Und für uns ist ganz entscheidend, dass wir am Ende sagen, der Kunde steht im Mittelpunkt und der Kunde entscheidet mit wem er diese Daten teilt. Und natürlich ist das Thema politisch, es ist auch politisch im Kontext, wie kommt ein Datenaustausch im Endeffekt zu Stande? Und wie ist das rechtliche Konstrukt dahinter? Aber am Ende des Tages glauben wir daran, dass das eine das andere auch nicht ausschließt. Also wenn ich sage, dem Versicherer gehören die Daten aus der einen Richtung, dann bedeutet das für uns oder für FRIDA, ja, dem Versicherer gehören sie, aber dem Kunden auch.

Und jetzt kommt ja noch eine dritte Partei dazu, der Vertriebspartner. Und das ist unsere Perspektive. Wir bringen sozusagen als Add On noch diesen Kundenfokus mit rein uns sagen, die Datensouveränität muss am Ende bei dem Kunden, weil wir in anderen Bereichen sehen, dass das sehr gut funktioniert und dass das auch am Beispiel von Banking heute schon funktioniert. 30:09

 

Ansgar Knipschild: Welche Rolle spielt da die Regulatorik? Ich glaube du hast eingangs kurz mal die EIOPA genannt. Nimmt die Regulatorik zu? Wie ist da eure Sicht darauf?

 

Julius Kretz: Ja. Also wir sehen, dass das Thema Datenöffnung und Datennutzung immer mehr reguliert wird. Open Banking, PSD2, Open Data, am Ende des Tages ist es die Bundesregierung, die sich damit beschäftigt. Und auch die EIOPA oder die EU-Kommission haben zum Beispiel in 2021 ein Discussionpaper zu dem Thema Open Insurance veröffentlicht, wo der Rücklauf doch sehr hoch gewesen sein muss auf europäischer Ebene. Also ich glaube da haben über fünfzig Teilnehmer Feedback gegeben auf das Thema Open Insurance. Was es bedeutet erst einmal von der Definition, es ist ja wie gesagt sehr jung. Aber auch dazu, welche Use-Case entstehen können. Und da ist natürlich auch immer die Perspektive, hat so ein Konzept, hat so eine Datenöffnung Erfolg, wenn es nicht reguliert wird? Wir glauben bei FRIDA daran, dass es aus der Branche initiiert werden kann und soll. Wir sollten die Treiber sein, aber am Ende des Tages sehen wir im Bankingbereich, dass es dann irgendwann dennoch reguliert wurde, um vielleicht diejenigen, die sich bis zuletzt am Ende des Tages gegen ihr Glück wehren, dazu zu motivieren oder auch zu verpflichten letztendlich. Also es heißt, es gibt ganz viel Bewegung auf regulatorischer Seite, ganz viele Bestrebung das Thema Datennutzbarkeit und Datenöffnung voranzutreiben.

 

Ansgar Knipschild: Gehen wir nochmal rüber zum Thema Standardisierung. FRIDA als Think Tank, FRIDA ist auch ein Meinungsmacher. Wir haben so ein bisschen gerade so eine politische Ebene auch sogar gestreift mit den Ausführungen. Das Thema Standardisierung auf das ich jetzt noch nochmal zurückkommen will haben sich aber auch andere Initiativen auf die Fahnen geschrieben. Ich habe eben selber schon einmal die BiPRO genannt, den GDV so als Urmutter, Urvater oder wie auch immer, bei uns in der Versicherungsbranche. Welche Rolle spielt da FRIDA? Seht ihr das als Ergänzung? Vielleich sogar als Konkurrenz? Frage an Slobodan. Kannst du da nochmal eure Positionierung ein bisschen beschreiben.

 

Slobodan Pantelic: Definitiv ist FRIDA eine Ergänzung zu den bestehende Initiativen, das möchte ich an der Stelle ganz deutlich machen. Denn wir möchten keine der Initiativen in irgendeiner Art und Weise ersetzen, sondern wir möchten sie lediglich ergänzen. Denn wir betrachten und das haben wir ja auch schon jetzt in den vergangenen Minuten gemeinsam besprochen, alle Use-Cases und wie wir die Dinge angehen immer aus dieser Endkundenperspektive. Und das ist das, was wir festgestellt haben, was in der Vergangenheit etwas, ich würde mal sagen, gefehlt hat. Denn wenn wir jetzt beispielsweise in Richtung GDV dann verbinden wir mit dem GDV eine Dachorganisation der privaten Versicherer. Das heißt das ist der Vertreterverband der privaten Versicherer. Und so treten sie halt auch auf. Und auch im GDV wurde der Datenaustausch standardisiert, allerdings im weitesten Sinne wirklich, dass Daten von A nach B fließen ohne jetzt wirklich auf innovative Use-Cases zu setzen.

Wenn wir jetzt auch in Richtung BiPRO schauen, dann ist es durchaus so, dass insbesondere bei der BiPRO in den vergangen Jahren der Hauptfokus aus Makler- oder Vermittlerprozessen lag. Das heißt man hat dort tatsächlich sehr stark diese Vermittlerperspektive aufgenommen und aus der Mittlersicht die Prozesse und auch diese Schnittstellen definiert. Das heißt wir sind hier jetzt in dem ganzen Konstrukt der ergänzende Partner oder die ergänzende Initiative, die genau dort ansetzt und jetzt einmal aus der Endkundenperspektive, so wie ich es eingangs geschildert, diese Prozesse definieren und die Schnittstellen definieren. Und im Hinblick auf Standards ist es unser Anliegen, dass wir echte Standards definieren. Und das heißt, wenn wir eine API veröffentlichen und definieren, dann ist diese API stabil. Das heißt wir möchten nicht, dass diese API in irgendeiner oder angepasst wird. Weil dann erzielen wir keine Standardisierung, sondern dann sind wir wieder in dem, wo wir bislang waren und sind. Nämlich, dass jeder die Schnittstelle individuell implementiert. Und genau das versuchen wir jetzt mit Hilfe unserer Standardisierungsmechanismen entsprechend zu etablieren und auch hier an der Stelle, wie du es gerad eingangs gesagt hast, als Meinungsmacher zu fungieren. 34:47

 

Ansgar Knipschild: Das heißt, wenn ich das nochmal zurückspiegeln darf, das ist auch schon eine bewusste Entscheidung hier eigentlich eine Lücke gefunden zu haben. Endkundenperspektive, ich würde jetzt einmal vereinfach noch sagen, Risikodatensicht. Weniger die Betriebsdatensicht. Austausch zwischen den Marktpartnern aus der Versicherungsbranche. Du hast die Makler genannt, du hast die Versicherer genannt, vielleicht auch die Assecuradeure. Da lag ja wirklich, ich würde sagen, weit über neunzig Prozent der Fokus drauf. Auf der einen Seite habt ihr damit eine Lücke entdeckt, auf der anderen Seite habt ihr natürlich auch den Vorteil, dass ihr nicht wirklich in Konkurrenz tretet, sondern ihr seid wirklich eine gute Ergänzung. Waren das die beiden Treiber dafür oder gab es noch einen weiteren Aspekt?

 

Slobodan Pantelic: Das waren definitiv die beiden Treiber. Nichtsdestotrotz war es uns auch nochmal wichtig hier der Treiber zu sein für das gesamte Thema Open Insurance. Das was Julius eingangs erläutert hat. Wir möchten gerne diesen Begriff prägen und diesen auch definieren. Und wir wollen Awareness in der Branche schaffen. Das heißt wir alle kennen die Versicherungsbranche und ich arbeite selbst bei einem Versicherer und darf das auch an der Stelle sagen, wir sind alles Tanker am Ende des Tages. Wir sind auch recht behäbig im Hinblick auf Digitalisierung. Wenn man jetzt auch beispielsweise in andere Branchen mal reinschaut.

Nichtsdestotrotz hat sich die Versicherungsbranche in den letzten Jahren doch sehr schnell entwickelt und wir möchten genau auf diesen Zug und diesen Drive, der jetzt entstanden ist in den letzten Jahren, tatsächlich noch stärker befeuern und wirklich sehr viel Werbung für Open Insurance machen. Weil wir sehen hier extrem viel Potenzial und am Ende des Tages ein Win-Win-Situation. Das heißt sowohl für die Endkundinnen und Endkunden, als auch für die Versicherer selbst ergeben sich hier unglaubliche Potenziale, die einfach genutzt werden müssen.

Und wir haben das Potenzial ebenfalls auch im Open Banking gesehen. Das heißt da sind komplett neue Geschäftsmodelle entstanden. Durch diese Veröffentlichungen der PSD2-Schnittstellen. Und das eine führte entsprechend zum anderen und das Thema Open Banking wird immer größer und das wird auch nicht langweilig, wenn man ehrlich ist. Das gleiche wollen wir auch für die Versicherungswelt etablieren und entsprechende Standards setzten.

 

Julius Kretz: Lass mich das vielleicht nochmal ganz kurz ergänzen oder fortführen. Diese Idee: Wie kann da Innovation entstehen? Und vielleicht auch da nochmal deutlich machen, wo ein Stück weit die Differenzierung ist. Wir sind aktuell dabei und das hat Slobodan ausgeführt, eine Renten-API zu verproben. Und das ist natürlich Use-Case-orientiert gedacht. Also der Kunde kann ein Rentencockpit seiner Wahl verwenden, um dort seine Daten zu akquirieren und wir sind im Endeffekt für die private Versicherungswirtschaft die Standard-API. Die Standard-Open-API. Und das interessante ist, dass wir einen Partner bei uns, bei FRIDA mit an Bord haben, der überhaupt nicht aus dem Bereich kommt. Branchenfremd eigentlich. Und der sagte dann, mit dieser Schnittstelle kann ich mein Thema super bedienen. Und das Thema ist digitaler Nachlass oder digitale Nachlassplanung. Weil für diesen digitalen Nachlass brauche ich eigentlich brauche ich eigentlich genau diese Rentendaten. Und dieser Gedanke über die Branchengrenzen hinaus weg von reinen Partner-APIs, im Sinne von wie wir das eben von Slobodan gehört haben, hin zu: Diese Schnittstelle ist offen. Und wenn die ein Dritter sieht und ich sage jetzt bewusst Dritter, dann entsteht plötzlich Innovation. Das ist genau der Ansatz und genau bei diesem Ansatz sehen wir, dass es im Open Banking funktioniert. Da entsteht wirklich viel. 38:30

 

Ansgar Knipschild: Ich glaube das ist eine ganz spannende Perspektive und Slobodan hat ja eben gerade die großen Tanker erwähnt, die Versicherer. Kommen wir mal zu den ganz großen Tankern, den Industrieversicherern mit einem, ich sage es mal so, mit einem noch größeren Wendekreis. Also sprich, die haben nochmal ein bisschen mehr Trägheitsmasse. Das ist mit Sicherheit der Komplexität des Geschäfts geschuldet. Also noch mehr Risikodaten, aber genau die spielen dort ja auch eine ganz große Rolle. Wir haben ja weniger Tarife, wir haben ja weniger Standardisierung, weil einfach jedes Risiko individuell geprüft wird. Aber der digitale Datenaustausch hat hier eigentlich auch eine sehr große Bedeutung und da sind wir noch weit hinten dran. Ich habe am Beispiel von Financial Liens die Finanzdaten genannt oder Produktionsinventar, Daten im Sachbereich. Wo heute, wenn man Glück hat, Excellisten existieren oder eben doch jedes Mal von Hand irgendetwas ausprobiert wird. Jetzt kommen eure Beispiel primär aus, ich sage mal, aus dem Privatversicherungsgeschäft. Wir haben eben bei den Arztpraxen, Cyber, schon die ersten Ausflüge in Richtung B2B oder juristische Personen gesehen.

Wie seht ihr das innerhalb von FRIDA? Kann sich FRIDA auch in dem Bereich Gewerbe oder vielleicht auch, ich sage mal, leichteres Industrie vielleicht auch entwickeln? Gibt es dort Partnerinteressen? Oder sagt ihr einfach aufgrund der Skaleneffekte – wir reden ja nun doch auch einfach dann über Digitalisierung, wenn die Geschäftsvorfälle auch eine entsprechende Stückzahl haben, dass es sich dann auch lohnt APIs bereitzustellen – da haben wir eine natürliche Grenze und deshalb wird es den Industriebereich ehrlicherweise gar nicht so erreichen? Könnt ihr da mal so ein bisschen berichten, was gerade bei FRIDA passiert oder wie auch eure Sicht auf diesen Teil der Branche ist?

 

Julius Kretz: Du hast den Use-Case ja erwähnt. Also Cyber ist heute glaube ich am nächsten an dem Thema dran, unsere Cyber-API. Und das ist Prinzip lässt sich aus meiner Sicht natürlich eins zu eins auch in dem Bereich Industrieversicherungen umsetzen. Im Vorgespräch, du hattest von Inventardaten im Sachversicherungsbereich, Bilanzdaten, Financial Liens etc. pp. gesprochen. Das sind ja alles Daten, die entstehen irgendwo. Die sind irgendwo da. Und die sind natürlich aus der Perspektive eines Versicherers hoch interessant. Und auch aus der Perspektive des Versicherten am Ende des Tages, weil auch da kann natürlich ein Convinience-Vorteil entstehen. Wenn ich diese Daten nicht manuell in einem Fragebogen eingeben muss. Wenn diese Datapoints, die heute schon da sind, im Endeffekt akquiriert werden können und da gilt tatsächlich auch das Prinzip dieses Risk-Indicators, den wir im Cyberbereich aufbauen. Das kannst du natürlich für einen Industrieversicherer auch tun. Und das zeigt auch nochmal ein bisschen die Tragweite und die Lücke, die wir füllen.

Wir schauen uns immer an, was gibt es schon? Das brauchen wir nicht neu erfinden und werden wir per DNA auch nicht neu erfinden. Weil am Ende sind wir Open-Source und Non-Profit, ja? Also warum sollten wir uns die Arbeit machen? Sondern das werden wir einsetzen. Aber, wenn es zum Beispiel an einem fachlichen Standard im Industriebereich fehlt, dann können wir uns das sehr wohl vorstellen und ich glaube, da können durchaus Skaleneffekte entstehen. Klar, von der Masse vielleicht etwas weniger wie im Privatsegment, aber letztendlich sind es ja auch ganz andere Vertragskonstellationen und Volumen, die dahinterstehen. Und deswegen alleine aus der Versicherer Sicht hoch interessant. Aus der Sicht des Industrieversicherers auch im Kontext der Industrie 4.0 und den vernetzten Themen. Die Daten liegen dort, die sind da. Und warum sollten sie nicht geöffnet werden für Versicherer? Mit dem Opt-In der jeweiligen juristischen Person und andersherum natürlich genauso. Also warum hat eigentlich der Industrieversicherer nicht die Daten zu seinen unterschiedlichsten Policen, wenn die Risiken aufgeteilt sind auf unterschiedliche Versicherer, an einem Ort und an einer Stelle? Also Multi-Insurance lässt sich auch in dem Bereich spielen. Dieser Ansatz, den wir im Rentencockpit im Endeffekt haben. Und insofern, um die Frage kurz zu beantworten, ich glaube, es ist ein super spannendes Thema, ein Thema was vielleicht komplexer ist und gleichzeitig ein riesen Potenzial hat und ich kann nur an alle Hörerinnen und Hörer da draußen appellieren. So sind wir gestrickt, also, wenn da eine Idee entsteht, jetzt auch aus den Ausführungen, die wir gemacht haben, was Open Insurance bedeutet, dann sind wir jederzeit offen für, im wahrsten Sinne des Wortes open, neue Use-Cases und neue Use-Case-Gruppen, die wir gerne in so einem Kontext aufbauen wollen. Und gerne dann auch tun, wenn da das Know-How mit hereinkommt. 43:17

 

Ansgar Knipschild: Spannend finde ich da ja wirklich diese Perspektive, diese sehr eindimensionale Sicht, Beziehung Makler, Versicherer, mal aufzubrechen. Denn das kenne ich natürlich auch aus unserem Alltag, dass beim Datenaustausch das eben das Hauptthema ist. Und wenn man im Industriebereich zum Beispiel sagt, naja, wir wollen zum Beispiel auf einer Produktionsstraße die aktuellen Produktionsdaten digital bereitstellen oder wir wollen von dem berühmten Container, der um die Welt geschifft wird die Transportdaten haben, dann kenne ich das primär mit dem Fokus, dass dann eben ein Versicherer mit dem Endkunden zusammenarbeitet, um eine schnelle Schadensabwicklung zu gewährleisten. Wenn man aber sagt, diese Daten sind aus der Endkundensicht auch für Dritte ganz spannend, das können ja Servicetechniker sein. Das kann das interne Risk-Management sein, dass man einfach sagt, naja, also wenn ich diese Daten schon einmal aufbereite. Es ist ein ganz leichter Perspektivwechsel, ne? Aber der dann natürlich für die Versicherungsbranche hoch attraktiv wird, weil man sie einfach aus diesem Korsett, es geht ja einfach nur um Makler, Versicherer, ich war verkürze das jetzt mal bewusst so, das finde ich ein ganz spannender Impuls, den ihr hier gerade mitbringt aus der FRIDA-Welt. Dass man da vielleicht auch Konstellationen mal denken kann am Markt, die sich da zusammensetzen, die das dann wirklich innovativ begleiten und ein bisschen aufbricht, ne? Statt nur durch diese Versicherungsbeziehungen halt einfach nur zu betrachten, ne? Und die Industrie 4.0, der generelle Trend, ich glaube der kann da ja auch ein Katalysator sein, ne? Wenn dann eben die EAP-Systemhersteller und so weiter auch da API-fähiger werden.

Also finde ich sehr spannend und kann den Aufruf nur unterstreichen, den Julius gerade genannt hat, das fände ich natürlich auch sehr spannend, wenn hier aus der Community, aus unserer LinkedIn-Gruppe mal der ein oder andere kommt, der vielleicht einfach für einen Ideenaustausch sich auch bei auch meldet und dann einfach mal guckt, was man daraus entwickeln kann, ne? 45:00

 

Julius Kretz: Sehr gerne.

 

Ansgar Knipschild: Prima. Zum Schluss dieses Gesprächs unser traditioneller in die Kristallkugel. Wir haben eben schon gerade in den letzten Minuten gesagt, die Branche tut sich je nach Sparte mal mehr, mal weniger schwer damit zu digitalisieren. Es hat manchmal nachvollziehbare Gründe, manchmal auch nicht. Wie seht ihr, mal etwas allgemeiner gesprochen, die digitale Zukunft der Branche? Welche Zeiträume seht ihr zum Beispiel, damit Open-Insurance-Initiativen am Markt auch wirklich greifen. Ihr seid ja noch ein zartes Pflänzchen, das meine ich jetzt überhaupt nicht böse, ihr seid am Anfang eurer Entwicklung. Ich glaube mit einem wahnsinnigen Potenzial. Aber kann man das auch aus der Branche heraus betrachtet, aus der Versicherungsbranche heraus, wirklich schaffen alleine sich zu digitalisieren? Oder, so haben es manche anderen Gäste hier bei uns im Podcast, erst einmal provokativ gesagt, ne, das schafft die Branche nicht, die ist einfach zu langsam. Da kommt von außen vielleicht irgendwann einmal der Disruptor und das muss nicht immer Amazon sein, der dann immer so gerne zitiert wird, das können ja auch andere sein, die da reingehen. Wie seht ihr das? Glaubt ihr die Branche schafft es gerade mit solchen Initiativen, wie mit euren, doch langsam und stetig voranzukommen? Oder wie ist euer Blick, sagen wir mal, fünf bis zehn Jahre in die Zukunft? Starten wir mal mit dir, Slobodan.

 

Slobodan Pantelic: Genau. Also ich hatte das vorhin schon einmal ganz kurz angedeutet. Wir sehen tatsächlich in den letzten Jahren einen Drive in der Versicherungsbranche. Das heißt die Versicherer wissen ganz genau, sie müssen was tun. Im Hinblick auf die Digitalisierung, im Hinblick auf digitale Prozesse, im Hinblick auf Innovation. Um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. Denn das Kundinnen- und Kundenverhalten verändert sich ja massiv und genau aus dem Grund merken sie schon, dass es kurz vor zwölf ist und dass man was tun muss. Und vor diesem Hintergrund glaube ich schon, dass wir aus der Branche diesen Weg auch gemeinsam gehen können, um nämlich Standards zu setzen, um auch dort in Richtung Open Insurance hinzuarbeiten. Und gehen wir mal wieder ganz kurz einen Schritt zurück zu der BiPRO-Initiative.

Das ist für mich auch ein gutes Beispiel, das gezeigt hat, aus dem Markt heraus haben sich Unternehmen zusammengetan und aus dem Markt heraus hat man eine Normierung geschaffen. Man hat aus dem Markt heraus ein einheitliches Datenmodell, zumindest in diesen Maklerprozessen, definiert. Es ist nicht vom Regulator entstanden. Und genau an der Stelle wollen wir halt auch ansetzen und sagen, wir haben gesehen, es funktioniert, wenn aus dem Markt heraus etwas entsteht, ohne, dass der Regulator jetzt zwangsläufig eingreift.

Auf der anderen Seite bin ich auch der Meinung, dass wir durchaus, wenn das dann tatsächlich die EIOPA oder die BAFIN so treibt, dass gesagt wird, ihr müsst jetzt. Dann glaube ich, dass wir gute Voraussetzungen geschaffen haben und dass die EIOPA und auch die BAFIN, sage ich mal, ein gutes Futter von ansammeln können, um es dann auch entsprechend in einen Markt zu geben beziehungsweise dort, ich würde mal sagen, einen Riegel vorzuschieben. Aber das ist, wie gesagt, nur meine persönliche Meinung. Ich glaube, dass das Thema Open Insurance noch mindestens drei bis fünf Jahre brauchen wird, um auch wirklich in der Breite angekommen zu sein. Wir haben ja jetzt schon in den letzten, ich würde sagen, zehn Monaten sehr viel erreicht und sehr viel auch in der Branche bewegt. Wenn wir allerdings das Tempo aufrechterhalten, was wir jetzt in den zehn Monaten hingelegt haben, dann glaube ich nicht, dass es fünf Jahre dauern wird, sondern dann bin ich eher der Meinung, dass wir vielleicht in zwei Jahren schon eine breite Masse abgedeckt haben. Aber das sind alles nur Prognosen. Meine Glaskugel ist leider relativ klein, aber vielleicht ist die Glaskugel von Julius etwas größer und er möchte nochmal seine persönliche Meinung da abgeben.

 

Julius Kretz: Mache ich sehr gerne. Ja, du hast ja, Ansgar, gefragt, schafft es die Versicherungsbranche sich alleine zu digitalisieren? Ich glaube, alleine, nicht. Aber gemeinsam. Und genau das ist unser Ansatz bei FRIDA. Und das ist auch das Beispiel, was Slobodan dann ja gesagt hat, dass aus der Branche zusammen, gemeinsam etwas entstehen kann und wir denken ja über die Branche auch hinaus und sagen, zusammen auch mit anderen Partnern und durchdenken das. Und ich glaube das ist der Ansatz, wo wir hinmüssen an vielen Stellen. Differenzierung sollte nicht im wahrsten Sinne des Wortes im Standard stattfinden, sondern darüber hinaus.

Und da der Blick in die Glaskugel: Ich glaube, dass im Versicherungsbereich und das ist ja auch ein geflügeltes Wort und Buzzword mittlerweile, digitale Ökosysteme eine große Rolle spielen werden in der Zukunft. Und by the way, Open Insurance ist da ein ganz wesentlicher Treiber für und auch eigentlich die Basisvoraussetzung. Wie will ein digitales Ökosystem Versicherungsdaten andocken, wenn es irgendwie in Deutschland so viele Versicherungsunternehmen gibt, die mit unterschiedlichen Daten und APIs hantieren? Das kann nicht funktionieren. Also wir brauchen da Skalierungen und wir brauchen da Standards. Und ich glaube persönlich daran, dass wir die sehen werden, dass wir die in den nächsten Jahren auch sehen werden, diese Standards. Und dass das eine ganz wesentliche Rolle für die Zukunft spielt. Standardisierter Datenaustausch. Und Disruption, um den zweiten Teil deiner Frage vielleicht noch ganz kurz zu beantworten, habe ich bis dato in der Versicherungswelt noch nicht so richtig gesehen. Also so diese klassische Disruption per Lehrbuch habe ich nicht gesehen und gleichzeitig treibt uns natürlich die Welt um uns herum. Also sind das Endkunden? Das sind auch Dritte, die natürlich ein Stück weit das, was heute nicht da ist auf eine andere Art und Weise schaffen. Stichwort Screenscraping von Daten, Stichwort Auskunfts- und Maklermandate, wo heute schon Daten transferiert werden. Und das ist ein wesentlicher Treiber. Also ich glaube bei der Disruption bin ich mir nicht sicher, ob es da jemanden, der das schafft. Weil die Daten liegen ja am Ende des Tages beim Versicherer oder beim Dritten. Aber dennoch gibt es Treiber, die das Ganz forcieren und wir sollten uns bewusst sein in der Branche, dass, wenn wir es nicht standardisiert tun und kontrolliert, dass es Dritte gibt, die an diese Daten herankommen und auch heute schon herankommen. 51:30

 

Ansgar Knipschild: Julius, Slobodan. Vielen Dank, auch für diese abschließenden Worte von euch beiden. Ich glaube, dass unsere Zuschauer, Zuhörer besser gesagt und ich in der letzten Dreiviertelstunde, ich habe mal auf die Uhr geguckt, eine Menge gelernt haben. Ich glaube das waren auch sehr wertvolle Impulse für die Industriebranche, wo man so ein bisschen aus dem Miteinander, was du auch noch einmal herausgearbeitet hast, Julius, glaube ich eine Menge an Ideen rausziehen kann. Es sind gerade so die Berichte aus der Praxis, die zeigen, wie man Digitalisierung auch konkret umsetzen kann und was da auch die Erfolgsfaktoren sind, auch im Zusammenarbeitsmodell. Ganz herzlichen Dank für eure Zeit und ich sage einfach mal, bis demnächst.

 

Julius Kretz: /Vielen Dank, bis demnächst.

 

Slobodan Pantelic: Vielen Dank, tschüss.

 

 

 

 

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